Teil 52

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Am Morgen vor dem Halbfinale, weckt mich weder Toni, noch der Wecker.

Draussen ist es noch dunkel, als ich die Augen aufschlage. Es ist warm in unserem Zimmer, und da Toni mich fest an sich drückt, klebt mein Shirt an meiner Haut. Und nicht nur diese, und die Tatsache, dass es noch viel zu früh ist, verdirbt mir den Morgen, sondern noch ein weiterer Grund. Ohne mich darum zu kümmern, ob ich Toni wecke, schiebe ich seinen Arm ruckartig von mir hinunter, löse mich beinahe gewalttätig aus seiner Umklammerung, bevor ich mich aus dem Bett rolle. Schwankend komme ich neben dem Bett zu stehen, als auch Toni aufwacht. Aber ehe er etwas fragen kann, oder ich erklären kann was los ist, renne ich schon so schnell wie möglich ins Badezimmer.

Glücklicherweise erreiche ich gerade noch rechtzeitig die Toilettenschüssel, wo ich mich geräuschvoll übergebe. Sofort höre ich Tonis Stimme nach mir rufen und er kommt angerannt. Er kniet sich neben mir auf den Boden und stützt meinen scheinbar kraftlosen Körper. Nebenbei rettet er meine Haare davon, mit meinem ehemaligen Mageninhalt in Kontakt zu treten.

Ich würge solange, bis absolut nichts mehr kommt, dann lehne ich mich erschöpft an die Wand. Toni bedient die Klospülung, dann reicht er mir etwas Klopapier, mit dem ich mir den Mund abwasche und die Mundspülung. «Geht's wieder?», fragt er mich sanft, sobald ich den hässlichen Geschmack aus meinem Mund losgeworden bin. Ich nicke und schliesse meine Augen. Zwar ist die ganz schlimme Übelkeit verschwunden, aber mein Magen zieht sich noch immer zusammen. «Ist dir immer noch schlecht?», will er weiterwissen. Ich nicke erneut stumm. «Sonst noch was? Schwindel? Kopfweh?» Ich zucke mit den Schultern.

«Schwindelig.», flüstere ich dann heiser. Toni reibt mir sanft über meine Schultern und scheint nachzudenken. «Okay. Ich habe, um ehrlich zu sein, keine Ahnung was ich jetzt tun muss.» Er verzieht entschuldigend sein Gesicht. «Aber da die ganze Französische Nati in diesem Hotel untergebracht ist, sind die Ärzte auch da. Und die haben gesagt, man kann jeder Zeit zu ihnen kommen.» Ich blinzle ihn an. «Wahrscheinlich gilt das nur für Fussballer.», murmle ich.

«Ist mir egal.» Toni zuckt mit den Achseln. «Wir bringen dich zurück ins Bett, ich hole jemanden und dann schauen die, was nicht gut ist. In Ordnung?» Mir bleibt nichts anders übrig als zu nicken, weswegen Toni mir aufhilft und mich langsam und vorsichtig zum Bett führt. Nachdem er sich versichert hat, dass mein Handy direkt neben meiner Hand liegt, genug Kissen unter meinem Kopf sind und ich eine Plastiktüte für den Notfall habe, verschwindet er mit einem «bin gleich wieder da» aus dem Zimmer.

Ich schliesse mit einem Seufzer meine Augen, reibe über meinen Bauch, und überlege, was ich gestern wohl schlechtes gegessen habe.

Antoines Sicht:

Sobald ich das Hotelzimmer verlassen habe, fange ich an zu rennen. Ohne mich um die nächtliche Ruheordnung zu kümmern, poltere ich die Treppe hinunter, da der Lift eindeutig weniger schnell ist. Vor dem Zimmer unseres Chefarztes bleibe ich stehen. Etwas ausser Atem von dem kurzen Sprint, klopfe ich laut an der Türe. Nach elend langen zwei Minuten, geht diese endlich auf und ein müdes und zerknittertes Gesicht sieht mich an. «Antoine, was ist los?», fragt Robert Charles etwas besorgt und mustert mich. Ich kann es ihm nicht verübeln, denn so wie ich angezogen bin (oder eben nicht), muss dies wirklich von einem Notfall überzeugen. «Jelsa geht's nicht gut. Kannst du bitte kommen, Rob?» Ich sehe ihn flehend an, und bevor er nachfragen oder reagieren kann, ziehe ich ihn bereits an seinem langärmligen Shirt zur Treppe.

Wir laufen rasch die Treppen hoch, erst im richtigen Stockwerk angekommen, drossle ich das Tempo etwas. Rob, der schon etwas älter ist, keucht laut. Ich ziehe ihn zu unserer Hoteltüre und öffne sie schnell. Dann betrete ich das Zimmer und schliesse die Türe hinter uns, sobald Rob neben mir steht. «Wo ist sie?», fragt er, noch immer ausser Atem. Ich deute nach hinten. «Im Schlafzimmer.» Ich beeile mich, voraus zu gehen. Rob kommt mir hinter her.

A LITTLE LOVESTORY- l'amour surmonte tout [Antoine Griezmann]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt