Teil 29

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Aufgeregt stehe ich vor dem Spiegel im Badezimmer und versuche mir nicht alle Haare mit dem Kamm auszureissen. Nuria telefoniert währenddessen kichernd mit Josh und ich verstehe leider Gottes jedes Wort, weil die Badezimmertüre offen ist und Nuria nicht gerade leise spricht. Ach ja, und Josh ist natürlich auf Lautsprecher. Wie die beiden telefonieren, ist echt nicht normal, da wird mir beinahe schlecht. Nicht mal Toni und ich sind so schlimm sie! Denn die beiden habe die absolut nervige Angewohnheit sich grässliche Spitznamen zu geben. Diese gehen von <Honigbär> zu <Katzenfloh> über >Zimtschnecke> und schlimmeres. Ich vermute das ist irgendein Insider von ihnen, aber das will ich lieber nicht so genau wissen. Besonders nicht jetzt, weil ich vor Aufregung beinahe sterbe, weil ich in zwei Stunden bei den Griezmanns zum Essen eingeladen bin. Noch habe ich keine Ahnung, was ich anziehen soll. «Nuuu, ich brauch deine Hilfe!», rufe ich zu meiner besten Freundin. Sie kommt zum Glück, das Telefon in der Hand, schnell ins Bad. «Was ist los, Jel?» Ich deute wortlos an mir hinab und bei ihr scheint aufzugehen, was für ein Problem ich habe. «Ach, ich verstehe.», bestätigt sie meine Vermutung. «Was ist los?», fragt Josh durchs Telefon.

Nuria legt ihr Telefon auf das Spülbecken, deutet mir ich auf den Boden zu setzten, während sie sich auf den Badewannenrand niederlässt. «Jelsa braucht Hilfe für ihr Date mit Antoine.», erklärt Nuria ihrem Freund. Sie fängt an mir mit geübter Bewegung die Haare zu einer schlichten, aber auch etwas aufwändigen Frisur zu flechten. Josh lacht leicht. «Du hattest doch schon ein paar Dates mit ihm. Dann solltest du doch langsam wissen, was ihm gefällt.» Ich verdrehe übertrieben meine Augen, obwohl er das natürlich nicht sehen kann. «Aber es ist ein Essen mit seiner GANZEN Familie!», verteidige ich mich und werde wieder nervös. Nuria klopft mir aufmunternd auf die Schulter und reisst mir dabei an meinen Haaren, was sie aber gekonnt ignoriert. «Mein Beileid.», höre ich Josh sagen. Ich vermute er stellt sich gerade vor, wie er sich fühlen würde, vor einem Essen mit Nurias Familie. «Ich freue mich ja... aber was ist, wenn ich mich wieder blamiere?», frage ich verzweifelt. «Dann ruf uns an und wir holen dich da raus.» Als würde das dann noch etwas nutzen...

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Eineinhalb Stunden später klopft es an unserer Zimmertüre. Nervös sage ich Nuria tschüss, die mir aufmunternd viel Glück wünscht und gehe dann an die Türe. Ich öffne die Türe und vergesse meine Ängste sofort, weil mein Freund vor mir steht. Ich bin schneller in seiner Umarmung, als ich je zuvor war. Meine Arme um seine Hüfte geschlungen drücke ich mich fest an ihn, erst jetzt bemerke ich wie sehr ich Toni überhaupt vermisst habe. «Hallo Jelsa», flüstert Toni, der mich fest an sich gepresst hält. Sein Gesicht hat er an meinen Haaren vergraben und sein Herz schlägt schneller als normal.

Mit geschlossenen Augen atme ich Tonis wundervollen Geruch ein. Ich möchte ihn am liebsten nie mehr loslassen. «Ich hab dich vermisst, princesse.», lächelt Toni und löst seine Umarmung so, dass er in mein Gesicht sehen kann. «Ich dich auch.», antworte ich ehrlich. Sein Lächeln wird breiter und er streicht mir sanft eine Haarsträhne, die sich leider aus Nurias Frisur gelöst hat, zurück. «Du siehst wunderschön aus.», sagt Toni, nachdem er mich kurz gemustert hat. «Danke. Du auch.», ich zwinkere ihm schelmisch zu. Er grinst nur breit.

Dann fällt mein Blick erwartungsvoll auf seine Lippen, die ich in der letzten Woche so vermisst habe. Toni erfüllt meinen Wunsch so, dass ich sofort erkenne, wie sehr er mich auch vermisst hat. Unsere Lippen treffen sanft aber gleichzeitig auch leidenschaftlich aufeinander. Mit unserer ganzen angestauten Sehnsucht, der letzten Woche, küssen wir uns. Erst nach einer Weile schaffen wir es uns zu voneinander zu lösen. Mit geröteten Wangen sehen wir uns an, breit lächelnd. «Genau das hat mir gefehlt.», gesteht Toni und grinst dabei etwas spitzbübisch. Ich lache laut auf. «Mir auch.» Dann fällt uns wieder ein, was wir eigentlich vorhaben. «Wir sollten gehen, damit wir nicht zu spät kommen.», stellt Toni fest und ich nicke zustimmend. Hand in Hand steigen wir die Treppe hinunter in die Eingangshalle und von dort nach draussen, wo Tonis Auto steht.

A LITTLE LOVESTORY- l'amour surmonte tout [Antoine Griezmann]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt