Teil 6

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„Könntest du mir bitte noch mein Handy geben?", bitte ich Dad, als er gerade das Zimmer verlassen will. Er nimmt das Handy aus meiner Tasche und wirft es mir zu. „Bist du sicher, dass du nicht zu dem letzten Training kommen willst? Es ist ja das letzte vor dem Spiel morgen.", versucht Dad es ein letztes Mal. Aber heute lasse ich mich nicht überreden. „Dort werden Leute sein. Und ich hab nicht die geringste Lust, mich schon wieder zu blamieren.", antworte ich nur stur. Dad lächelt mich vorsichtig an: „So schlimm hast du dich doch nicht blamiert, Äffchen." Ich verdrehe nur die Augen.

„Danke Dad, aber belügen kann ich mich auch selbst. Das war die peinlichste Aktion in meinem Leben. Ich werde nie mehr unter Leute gehen können!" Dad schmunzelt leicht. „Klar kannst du unter Leute gehen. Abgesehen von unseren Leuten und den beiden französischen Spielern weiß ja niemand was passiert ist.", versucht er es weiter. Aber ich schüttle nur den Kopf und deute auf mein verbundenes und auf Kissen gelagertes Bein: „Ich war schon in den Nachrichten, weil ich vor dem Spiel aus dem Stadion gehumpelt bin. Wenn die mich nicht fragen können, was passiert ist, fragen sie euch. Und wenn ihr nichts sagt, wird irgendwann mal dieser Pogba oder Antoine reden. Dann muss ich vom Eiffelturm springen!" Dad zieht eine Augenbraue hoch. „Du glaubst doch nicht, dass die beiden dich verraten? Sie haben bis jetzt nichts gesagt, dann werden sie auch später nichts sagen.", versucht er mich zu beruhigen. Aber ich verschränke nur meine Arme und setzte meine sture Mine auf. Dad lächelt mich noch ein letztes Mal an, ruft wie immer ein: „Hab dich lieb! Ruf an, wenn was ist!", dann ist er schon aus der Türe verschwunden.

Ich lehne mich in den Kissenberg zurück und schalte den Fernseher an. Ich zappe kurz durchs Programm, aber es kommt nichts Spannendes. Deshalb stelle ich ihn leiser und nehme mein Handy. Ich beantworte einige Nachrichten auf WhatsApp und surfe im Internet, als dann endlich das Handy anfängt zu klingeln. Nuria hat versprochen, dass sie anruft, sobald sie zu Hause ist. „Nuria!", schreie ich ins Handy.

Ich höre sie lachen, „Hallo verletzte, beste Freundin!" „Mir ist langweilig...", stöhne ich und drücke auf den Lautsprecherknopf, damit ich das Handy nicht die ganze Zeit in der Hand halten muss. Nennt mich ruhig faul. „Mir wäre es auch langweilig, wenn ich seit vier Tagen im Hotelzimmer liegen und nie rausgehen würde.", stellt Nuria fest. „Die Story ist aber auch zu peinlich!", nehme ich mich selbst in Schutz. „Da hast du recht", stimmt sie mir lachen zu. „Du hast dich mal wieder selbst übertroffen." Ich werde nur schon wieder bei den Gedanken an das Passierte rot. „Oh man... ich geh mich vergraben, ernsthaft!", klage ich. „Nein! Dann hab ich keine Freundin mehr, mit der ich telefonieren kann! Und außerdem brauche ich jemanden, der noch peinlicher ist, als ich.", lacht sie.

Ich muss natürlich auch lachen. „Dann halt nicht.", brumme ich grinsend. „Aber morgen gehst du doch?", fragt Nuria dann. Ich stimme mit einem einfachen „Ja.", zu. „Gut! Ich bin sicher, die Presse wird nur ALLES wissen wollen.", sagt Nuria ihre Meinung. „Ich weiß! Das wird so schlimm. Ich werde wahrscheinlich was erzählen, wie dass ich die Treppe runtergefallen bin, oder so. Aber Rico wird dann sicher so lachen, dass sie es mir nicht glauben.", vermute ich. Nuria stimmt mir brummend zu. „Hör mal, John, ich würde ja gerne weiter telefonieren, aber ich muss los. Ich sollte... seit drei Minuten beim H&M sein.", meint sie dann. Ich grinse. Nuria ist beinahe immer zu spät. „Na dann geh mal!", befehle ich. „Bis morgen oder so.", verabschiedet sie sich. „Tschüss.", antworte ich, dann legt sie auf.

Während des restlichen Tages mache ich dasselbe, wie schon die letzten vier. Ich lese, esse, trinke und schaue Fernsehen. Mehr kann ich nicht tun, weil ich erstens, mich nicht raus getraue und zweitens, mein Bein schonen soll. Der Arzt hat gesagt, dass ich echt Glück gehabt habe und es zwar ziemlich weh tut, aber schnell heilt. In drei Tagen sollte ich schon ohne Verband und Krücken rumlaufen können. Zum Spiel morgen, muss ich leider noch mit Krücken gehen. Das nervt mich zwar, aber ist leider nicht zu ändern.

A LITTLE LOVESTORY- l'amour surmonte tout [Antoine Griezmann]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt