Teil 17

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Okay, ich gebe es zu. Das Spiel ist wirklich spannend. Jetzt haben wir die 78igste Minute und es steht eins zu eins. Das erste Tor hat Dimitri Payet gemacht, kurz vor der Pause. Die Franzosen sind alle aufgesprungen und die Stimmung war einfach nur genial. In der 60igsten Minute kam dann der Ausgleich von einem Spieler, dessen Name ich nicht aussprechen kann.

Irgendwas mit Urk, Url oder so. Deshalb ist das ganze Stadion jetzt wie auf Nadeln. Das französische Nationalteam dominiert zwar, kann sich aber nicht wirklich durchsetzen. Außerdem ist der gegnerische Torwart wirklich gut und hat schon drei gefährliche Bälle gehalten. Ein Raunen geht durch die Menge, als ein gefährlicher Ball von Pogba zu Dimitri gespielt wird, aber dieser wird von einem Gegner aufgehalten und der Ballbesitzer wechselt.

Mein Blick geht zu Toni, der sich nach hinten fallen lässt, während die Verteidiger der Franzosen aktiv werden. Sein Blick ist hochkonzentriert und der Zoo in meinem Bauch wacht wieder einmal auf. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, während ich Toni anstarre. Jede Bewegung verfolge ich mit und vergesse ganz, wo ich bin. Erst als die alle Blauen im Stadion erschrocken aufspringen und meine Sitznachbaren zischend Luft einatmen, bemerke ich, das <wir> beinahe ein Gegentor kassiert haben.

Zum Glück hat der Stürmen nur den Pfosten getroffen. Toni, fährt sich etwas gestresst durch seine braunen Haare. Ich komme nicht darum daran zu denken, wie weich sich diese anfühlen. Während sich die Franzosen sich von dem beinahe Schock erholen, wandert Tonis Blick zu uns. Einen kurzen Moment lang sehen wir uns an und Toni fängt an zu lächeln. Dann wird sein Blick wieder konzentriert und entschlossen.

„Miss, könnten Sie kurz...?", fragt eine tiefe Stimme. Ich wende mich vom Spielfeld ab und mustere den älteren Mann, der zwischen den Sitzen hindurch will. Ich lächle ihn kurz an und antworte dann auf Französisch. „Natürlich." Ich ziehe meine Beine an und der Mann geht dankend vorbei. Auf dem Spielfeld sind die Spieler schon wieder in der französischen Hälfte. Gerade ist wieder Pogba am Ball, der diesen über den halben Fußballplatz kickt. Direkt vor die Füße von Toni. Antoine nimmt ihn souverän an und stürmt in Richtung Gegentor. Ich spüre wie mein Herzschlag schneller wird.

So leichtfüßig, wie es nicht einmal Granit schafft, hängt er sämtliche Abwehrspieler ab. Im nächsten Augenblick steht er alleine vor dem Tor. Ohne große Mühe schießt er ihn am Torwart vorbei, dieser hat nicht die geringste Chance. Die Leute um mich springen auf und das ganze Stadion brüllt. Die Franzosen fangen an Tonis Namen zu rufen und auch ich stehe von meinem Sitz auf. Ich bin voller Stolz auf Toni, der sich zu den Zuschauern umdreht und in unsere Richtung blickt. Auf dem Bildschirm kann ich sehen, wie er mit seinen Händen ein Herz bildet. Ein breites Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht, als ich sehe, wie sich seine Lippen zu Worten formen. Ich kann zwar nicht Lippenlesen, aber es ist mir ziemlich sicher, dass es so was ist wie: „Ich habe ja gesagt, dass ich ein Tor schieße..."

Nach fünf, scheinbar ewig dauernden Minuten wird das Spiel endlich abgepfiffen und alle Franzosen sind unglaublich erleichtert. Drei weitere Punkte nehmen sie in die nächste Runde mit. Auch ich freue mich für sie. Die Spieler feiern miteinander den Sieg und langsam fängt das Stadion an sich zu leeren. Ich bleibe jedoch sitzen, genau wie ein paar andere in unserem Sektor. Sobald sich die Spieler wieder etwas beruhigt haben, gehen einige von ihnen in Richtung der Reporter, um Interviews zu geben.

Ein recht junger Spieler von den Franzosen, Gourcuff heißt er glaube ich, umarmt stürmisch seine Freundin, die nur ein paar Reihen unter mir sitzt. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Toni, der sich bis eben noch mit einem der Trainer unterhalten hat, auf uns zukommt. Mit einem strahlenden Lachen läuft er die Treppe zu mir hinauf. Auch ich muss bei seinem Anblick lächeln. „Hast du gesehen, Jelsa?", ruft er, sobald er in Hörweite ist. Ich nicke und mein Lächeln wird breiter. Toni grinst über beide Ohren und stört sich nicht im Geringsten, dass sich mehrere Leute zu ihm umdrehen, weil er so laut gerufen hat. „Und weißt du, für wen das Tor war?", will er etwas außer Atem wissen, als er vor mir steht. Mir wird warm, während ich zu seinen leuchtend blauen Augen aufschaue. „Nein?", frage ich und in mein Herz schlägt schneller, weil ich schon seine Antwort ahne. „Das Tor war nur für dich.", haucht Toni, während er seine Arme um mich schlingt, sein Gesicht vergräbt er in meinen Haaren. Ich erwidere seine Umarmung aus ganzem Herzen. „Ich will dich so sehr küssen.", flüstert Antoine in mein Ohr und ich kann die Ungeduld aus seiner Stimme hören. Lächelnd flüstere ich zurück: „Warum tust du es nicht?" Ich spüre sein Grinsen. „Das werde ich, aber erst, wenn wir alleine sind. Ich will mein Mädchen nur für mich." Ich vergrabe meinen Kopf in der Jacke, die er sich über das Trikot angezogen hat. Meine Wangen fühlen sich rot und warm an. Nach einiger Zeit löse ich mich von ihm und sehe ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Du solltest duschen gehen, Grizi." Tonis Mine ist zuerst überrascht, dann muss er grinsen. „Wieso? Denkst du, dass ich eine kalte Dusche brauche?" In seinem Unterton liegt eine leichte Anspielung, die ich aber ignoriere. „Ja, Toni, du stinkst." Toni und ich sehen uns an, bevor wir beide in Gelächter ausbrechen. „Wow, princesse kann ja richtig direkt sein.", zieht er mich auf. Meine Antwort besteht nur aus einem Augenverdrehen. „Aber ich denke du hast recht. Ich brauche wirklich eine Dusche. Kommst du mit?" Ich sehe ihn etwas entsetzt an. Was?! „So meinte ich das nicht!", ruft er, als er begreift, was er gerade gesagt hat. „Ich wollte dich fragen, ob du mit hineinkommst und dort auf mich wartest." Er wird rot und ich muss grinsen. „Bist du sicher?", ziehe ich ihn auf. Toni setzt sein typisches Grinsen auf. „Hmm..." Ich lache leise und lasse mich von ihm die Treppe hinunterziehen. In meinem Kopf entsteht währenddessen ein Kopf-Kino. Das natürlich gar nichts mit Antoine zu tun hat... unter der Dusche...


A LITTLE LOVESTORY- l'amour surmonte tout [Antoine Griezmann]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt