Teil 37

2K 86 12
                                    

«Dad?», rufe ich und rüttle an der verschlossenen Hoteltüre. Ich höre Stimmen dahinter, ehe endlich Schritte auf mich zukommen. Ich höre Dad etwas sagen, ehe er die Türe aufmacht und mich mit einem kleinen Lächeln hineinlässt. In seiner Hand hält er sein Handy, er scheint bis eben Telefoniert zu haben. «Was ist los, Jelsa?», fragt er und schliesst die Türe hinter mir. Ich seufze nur, lasse mich auf sein Bett fallen und verziehe meine Mine. «Mir ist langweilig.» Dad verdreht die Augen und schmeisst ein Kissen auf mich, das er vom Boden aufhebt. «Na dann geh zu Nuria und hilf ihr Packen, oder so.»

Ich werfe ihm nur einen bösen Blick zu. «Nein, ich bin sauer auf sie.» Dad verdreht erneut die Augen. «Wir wissen beide, dass du nur so tust, und ihr bis eben noch voller Energie Mädchengespräche geführt habt.» Ich schnaube leise, erwidere aber nichts darauf. Da hat er leider recht. Aber langweilig ist mir trotzdem. Ich weiss gar nicht, wie ich die nächsten zwei Wochen ohne Nuria, Josh und Toni aushalten soll. Denn Nuria und Josh reisen morgen ab, ohne mich, ans gefühlte andere Ende der Welt. Und Toni ist total beschäftigt mit seinem Team, weil sie sich aufs Viertelfinale und eventuell auch aufs Finale vorbereiten müssen. Das bedeutet, dass wir kaum noch schreiben und ich ihn fast gar nicht mehr sehe. Dementsprechend gut ist auch meine Laune.

Dad setzt sich neben mich auf den Bettrand, streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelt mich leicht an. «Das wird schon.» Ein kleines Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus und ich setzte mich auf und umarme ihn. Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn machen würde. Dads Arme liegen warm und tröstend um mich und ich fühle wie die Müdigkeit aus mir verschwindet. Ich atme entspannt gegen seine Brust, meine Augen halb geschlossen. «Mit wem hast du eigentlich gerade telefoniert?», will ich neugierig wissen. Dad ist nämlich alles andere als der Typ, der stundenlang telefoniert. Dad erstarrt kurz, ehe er mich von sich schiebt. «Nicht so wichtig, Spätzchen.» Ich runzle kurz die Stirne, bohre aber nicht weiter. Ich fühle das er mir nichts sagen wird. Dennoch nehme ich mir vor, bald herauszufinden, wer das war, weil Dad nicht telefoniert, wenn es <nicht so wichtig> ist.

«Ich geh dann mal wieder zu Nuria und helfe ihr packen.», grinse ich, winke und rausche aus der Türe. Ich höre Dad lachen und kann ihn förmlich den Kopf schütteln sehen. Ich renne die Treppen hinauf, wobei ich nur zweimal fast stolpere und hinfalle. Heil komme ich bei unserem Zimmer an, wo ich die Türe aufreisse und keuchend aufs Bett springe, wo Nuria liegt und in einem Magazin blättert. «Ha!», schreie ich ihr ins Ohr und sie sieht mich an, als ob mir ein paar Tassen fehlen. Was wahrscheinlich auch so ist. Ich grinse sie breit an, reisse ihr das Magazin aus der Hand, schmeisse es auf den noch geöffneten, aber schon gepackten Koffer von ihr. «Wir müssen noch was richtig Verrücktes machen.» Nuria mustert mich misstrauisch. «Dir ist schon klar, dass wir schon so einiges Verrücktes gemacht haben?» Ich nicke breit grinsend. «Ja. Aber noch was letztes.» Auf ihrem Gesicht bildet sich ebenfalls ein Lächeln, von meinem angesteckt. «Okay. Was hast du vor?» Ich zucke nur mit den Schultern. «Keine Ahnung. Lass uns rausgehen.»

----

Am Ende des Tages haben wir beide unglaublich Magenschmerzen, verbrannte Nacken, sind unglaublich müde und humpeln beide glücklich ins Bett. Keine Ahnung ob die Magenschmerzen von dem vielen Essen kommt, dass wir durcheinandergegessen haben, oder von dem vielen Lachen. Die verbrannten Nacken sind aber eindeutig von der brennenden Sonne und der vergessenen Sonnencreme. Ausserdem sind grosse Pflaster an unseren Handgelenken. Der Grund dafür wird mich wahrscheinlich von Dad enterben lassen, aber lassen wir es mal drauf ankommen. «Gute Nacht.», gähne ich in den dunkeln Raum. «Schlaf gut.», murmelt Nuria zurück, die schon fast schläft. Ich schliesse grinsend die Augen, denke an den verrückten Tag zurück.

Nach unserem Entschluss, etwas Verrücktes zu machen, haben wir einen absolut tollen Tag verbracht. Mit Popcorn, Zuckerwatte, diversen anderen Süssigkeiten und einem Brot bewaffnet sind wir in den Zoo spaziert, habe geräuschvoll Tierlaute nachgemacht und sind beinahe im Affengehege gelandet. Dummerweise hat uns ein Angestellter erwischt und wir sind weiter zum Elefantengehege gegangen, wo Nuria auf <Elefantisch> versucht hat den Elefant zum Brot essen zu überreden. Die anderen Besucher fanden das ungeheuer lustig, wie wir, aber ein weiterer Zoowärter hat uns das Brot weggenommen, uns eine Strafpredigt gehalten und uns weitergeschickt. Irgendwie haben wir es dann erfolgreich geschafft, einen jungen, äussert hübschen Angestellten zu überreden, uns ins Pinguingehege zu lassen. Und das war wohl das Highlight des Tages.

A LITTLE LOVESTORY- l'amour surmonte tout [Antoine Griezmann]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt