Teil 25

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Mit laut klopfendem Herzen fixiere ich den spanischen Stürmer, der viel zu leicht auf unser Tor zu gerannt kommt. Alle Schweizer Fans im Stadion halten den Atem an, als er an Rico vorbei ist und schließlich zum Abschuss kommt. Ich sehe den Ball fliegen, wie in Zeitlupe und alle Instinkte, die ich selbst als Torhüter brauche, drängen mich zum Einschreiten, auch wenn mir das auf der Tribüne nichts hilft. Ich sehe wie Dad hechtet und den Ball gerade noch so mit den Fingern erwischt. Das Adrenalin schießt in mir hoch und ich stoße einen erleichterten Seufzer aus, als der Ball knapp über der Torlatte hinweg fliegt. Ein erleichtertes Raunen macht im Stadion die Runde und ich fühle Stolz für meinen Dad. Er hat uns gerade wieder mal den Arsch gerettet, wenn ich das so sagen darf.

Das Spielt läuft weiter und alle verfolgen den Ball voller Spannung. Die Spanier sind etwas zurückhaltend und zeigen Respekt, sind uns aber dennoch überlegen. Glücklicherweise kommen wir weiter, ob wir jetzt verlieren oder ein Unentschieden machen, da bin ich echt froh. In der 80igsten Minute kommt es erneut zu einem gefährlichen Angriff auf Seite der Spanier, der aber dank einem guten Zug unserer Verteidiger gebremst wird. Valon kommt sogar kurze Zeit später zu einem Abschuss aufs Tor, nur fliegt der Ball am Pfosten vorbei ins Publikum.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ist dieses Spiel endlich zu Ende und ich bin richtig froh, dass wir es bei einem 0 zu 0 belassen konnten. Während die Spieler, darunter auch Dad, ein paar Interviews geben und einen Moment versuchen zu Atem zu kommen, gehen Nuria und ich zusammen mit Leo und Johanna zu einem Getränkestand. „Valon hat super gespielt.", meint Leo beeindruckt zu Johanna, die sie breit angrinst. „Ja, nur leider hat er das Tor nicht getroffen." „Stimmt, aber immerhin ein Unentschieden.", mischt sich Nuria ein.

Ich nicke zustimmend, während ich auf meinem Handy meine Nachrichten lese oder besser gesagt eine Nachricht. Toni hat zu unserem Unentschieden gratuliert und geschrieben wie sehr er mich vermisst. Mit einem Lächeln antworte ich ihm schnell, dass ich ihn ebenfalls unglaublich vermisse und das ich mich schon mega freue, ihn schon bald wieder zu sehen. „...ich vermute, dass er so was von verliebt in Meg ist.", sagt Leo gerade und Johanna nickt. „Wer ist in Meg verliebt?", will ich wissen, weil Mag eine der Assistenztrainerin ist, mit der ich mich wirklich gut verstehe.

Nuria grinst breit. „Timm. Hast du das nicht mitbekommen? Er versucht die ganze Zeit mit ihr zu flirten." Ich schüttle den Kopf. Das habe ich nicht mitbekommen. „Nein, aber Timm flirtet immer mit allen." Leo lacht laut auf. „Ja, wisst ihr noch, als Granit mich bei einer Party mitgenommen hat und Timm, der mich nicht erkannt hat, mit mir angefangen hat zu flirten?" Ich kichere, weil ich mich noch daran erinnere. Das ist noch nicht allzu lange her und Granit war danach eine ganze Woche lang stinksauer auf Timm. „Was hat Granit dann gemacht?", will Nuria mit einem breiten Grinsen wissen. Leo antwortet kichernd: „Er wollte Timm schlagen, aber Rico konnte ihn noch davon abhalten. Dafür hat er beide eine Woche lang ignoriert und kein Wort mit ihnen gesprochen. Die beiden bekamen auch keinen Ball ab im Training." Schmunzelnd erinnere ich mich an diese Woche, die richtig mies für alle war. Schließlich war Granit einer unserer Schlüsselspieler und der Trainier konnte eine halbe Woche fast nichts mit der Mannschaft anfangen. Im Nachhinein ist das wirklich noch witzig.

„Ja Granit ist wirklich...", will Nuria anfangen, als Granit auf einmal hinter Leo steht, seine Arme um ihre Hüfte schlingt und Nuria mit hochgezogenen Augenbrauen ansieht. „Ich bin?" Ich kann nicht anders als zu kichern, weil Nuria völlig überfordert ein paar Wörter stammelt. Leo dreht sich lächelnd in Granits Arme um und flüstert ihm etwas zu, ehe sie ihn küsst. Johanna, Nuria und ich drehen uns um, weil wir wirklich keine Lust haben, den beiden beim Knutschen zuzusehen.

Gerade als wir über die Notwendigkeit von Schokoriegeln diskutieren, taucht Dad auf, der mich in seine Arme zieht. „Hey Spätzchen!", lacht er. „Ihhh!", rufe ich und versuche mich aus seiner Umarmung zu lösen. „Dad, du bist total verschwitzt und stinkst! Lass mich looos!" Nuria lacht mich währenddessen gnadenlos aus und hört erst auf, als Dad so tut, als wolle er sie auch in eine Umarmung ziehen. Da ergreife ich meine Chance und entkomme Dad, nur um mich dann in der noch verschwitzteren Umarmung von Rico zu landen. „Bäääh, kennt ihr eigentlich kein Deo?", schnaufe ich und halte mir demonstrativ meine Nase zu.

A LITTLE LOVESTORY- l'amour surmonte tout [Antoine Griezmann]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt