Als Nuria und Josh am Abend zurückkommen, sitze ich noch immer reglos genau am selben Ort. Seit dem Interview habe ich mich nicht bewegt.
«Jelsa? Wir sind wieder da!», ruft Nuria, sobald sie durch die Tür sind. Ich antworte nicht, sondern starre nur weiter auf den abgeschalteten Fernseher. «Jelsa?», fragt Josh. Ich höre wie sie beide hineinkommen. «Jel? Alles okay?», fragt Nuria. Ich senke meinen Blick auf meine Finger. Diese zittern von all den unterdrückten Gefühlen in mir drin. «Was...», will Nuria, die mir ihren Arm um die Schulter gelegt und sich neben mich gesetzt hat, wissen. Sie kommt aber nicht dazu, denn Satz zu beenden, weil ich stattdessen anfange zu schluchzen. «Er hat es gesagt. Er hat es der verdammten Welt gesagt.», schluchze ich wütend und enttäuscht. Nuria zieht mich in ihre Arme.
Ich bemerke, wie sie Josh, der sich neben uns auf den Boden gekniet hat, fragend ansieht. «Wer hat was gesagt?», bohrt Josh sanft nach. Meine Schultern zucken von dem heftigen Schluchzen. «Antoine», ist alles was ich hervorbringe. «Was hat er gesagt?», erkundigt sich Nuria. Sie scheint wütend auf ihn zu sein, genau wie ich. Ich schüttle nur weinend meinen Kopf. «Interview», flüstere ich. Ich sehe weg, als Josh sein Handy hervornimmt und nach dem Interview sucht. Er und Nuria sehen sich das Video, dass mittlerweile schon unzählige Male geteilt und kommentiert wurde, an. Sie stellen den Ton so leise es geht, damit ich es nicht nochmal hören muss, aber seine Stimme und seine Worte bleiben in meinem Kopf.
Sobald das Video fertig ist, sind die beiden einen Moment lang still. Sie müssen es wohl ebenfalls verdauen. «So schlimm ist es doch nicht.», versucht es dann Josh. Ich und Nuria sehen ihn sofort mit demselben vernichtenden Blick an. «Okay, sorry, ich halt meine Klappe.», murmelt er. Nuria nickt und sieht mich dann mit festem Blick an. «Hör zu Jelsa. Er ist ein Idiot. Ihr beide wart das.» Ich möchte etwas erwidern, aber sie hat recht.
«Er natürlich ein bisschen mehr.» Sie lächelt mich leicht an. «Und weisst du was?» Ich schüttle stumm den Kopf. «Er mag dich Jelsa. Sogar mehr als das. Du hast das Video gesehen. Er bereut den Streit unglaublich. Es tut ihm leid. Das kann man sehen. Es geht ihm nicht gut.» Sie holt tief Luft und sieht mich ernst an. «Er liebt dich und er bereut es. Ich denke auch, er vermisst dich. Und... er braucht dich.» Ich fühle, dass sie die Wahrheit sagt. Aber was will ich? Es hat mir weh getan, ihn so zu sehen. Ich vermisse sein Lächeln, sogar sein idiotisches Grinsen. Ich vermisse wie er mich ansah, mich berührte, mich küsste. Ich vermisse ihn. Ich wende meinen Blick von Nuria ab, vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Nur einen Moment lang nachdenken...
Aber egal wie viel ich nachdenken, egal wie sehr ich versuche ihm die Schuld zu geben, es klappt nicht. Immer sehe ich seine blauen Augen vor mir, sein Lächeln, das mein Herz schneller schlagen lässt. Ich weiss, dass er nicht schuld an unserem Streit ist. Ich bin mindestens ebenso schuldig wie er. Wir haben beide einfach den falschen Zeitpunkt getroffen und uns über unnötiges aufgeregt. Ich seufze leise. Nuria streicht beruhigend über meinen Rücken, sie beide geben mir die Zeit die ich brauche. Dann fällt mir etwas ein. Etwas so simples und wichtiges, das ich mich selber die Faust ins Gesicht schlagen könnte. Das es mir nicht früher aufgefallen ist.
«Ich liebe ihn.», stosse ich hervor. Nuria lächelt mich an. «Ich weiss.» Ich sehe sie mit weit aufgerissenen Augen an. «Ich liebe ihn. Unser Streit war einfach nur doof! Ich muss zurück! Verdammt, ich muss es ihm sagen. Ich muss ihn sehen! Er braucht mich und ich ihn!» Ich springe vom Sofa, wobei Nuria fast runterfällt. «Immer langsam, Jelsa.», lächelt Josh. «Wir sind froh, dass du endlich zu Besinnung gekommen bist, aber du kannst jetzt nicht einfach los.» Ich sehe ihn verwundert an. «Wieso nicht?» Nuria schmunzelt leicht, aber Josh verdreht die Augen und antwortet: «Sieh mal aus dem Fenster!» Ich sehe hinaus. «Na und? Dann ist es eben dunkel draussen!»
Josh schnaubt. «Nicht nur das! Du weisst nicht wann das nächste Flugzeug nach Russland fliegt oder wie du zum Flughafen kommst...» Ich schüttle den Kopf, renne in das Gästezimmer. Josh und Nuria folgen mir und sehen mir überrascht zu, wie ich rasch die paar Sachen in meinen Koffer schmeisse, die ich schon ausgepackt habe. «Jelsa...», murrt Josh. Während ich durchs Haus renne, meine Sachen zusammensuche und im Internet google, wann der nächste Flug geht, hält er mir eine ellenlange Rede mit Gründen, wieso ich mich jetzt hinsetzen soll und mir die Sache nochmal überlegen soll. Aber ich höre nicht zu. Es gibt so viel Wichtigeres, als Josh und seine Vernunft. Ich muss zu Toni, ihm sagen das ich ihn über alles liebe, dass es mir verdammt leidtut und das ich es keinen weiteren Tag ohne ihn aushalte.
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A LITTLE LOVESTORY- l'amour surmonte tout [Antoine Griezmann]
FanfictionEndlich WM! Eine Zeit, in der Fussballfans ihre schönsten und traurigsten Momente erleben, Länder friedlich aufeinander treffen und Fussballer ihr grösstes Talent zeigen können. Hört sich doch toll an, oder? Nur die 16 jährige Jelsa ist davon alle...