Zwölf

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 Ich konnte nicht schlafen, unruhig wälzte ich mich die ganze Nacht im Bett rum. Ich war so aufgeregt, musste ständig an den Kuss denken. Aber schlimmer war das ich irgendwie Angst hatte ... Angst vor Tolgas Reaktion.

Der nächste Tag verging überraschend schnell, kaum hatte ich gefrühstückt und ein bisschen geputzt, als es schon nachmittag war. Mein Handy klingelte. Tolga!

„Hey ..."
„Hallo Süße, wie geht's dir?"
„Ganz gut, dir?"
„Mir geht's prima, weil ich weiß, dass ich dich nachher sehen werde."
„Können wir uns gleich vor der Uni treffen?"
„Süße, ich kann gerade nicht, muss für meinen Vater was abholen. Wir wär es, wenn wir uns heute Abend in der Shisha Bar treffen?"

Ich hatte ein mulmiges Gefühl als er das sagte, aber da ich es heute noch hinter bringen wollte, war ich einverstanden. Ich wollte nicht länger warten, ich musste Emre von meinen Gefühlen erzählen. Er musste wissen, dass auch ich ihn liebe. Ich hatte Selma gestern drum gebeten nichts zu sagen und ich betete zu Gott, dass sie ihr Versprechen nicht brach. Ich wollte es ihm selber sagen ... ihm dabei in seine wunderschönen Augen sehen.

Ich vertrieb mir die restliche Zeit damit zu lernen. Bald stand die letze Klausur des Semesters an. Nach etwa 2 Stunden in denen ich pausenlos gebüffelt hatte, griff ich zum Handy und rief Selma an.

„Canim benim (Mein Schatz) was machst du so?", schrie sie förmlich ins Handy.
„Lernen für Klausur", antwortete ich lächelnd.
„Scheiß mal auf Klausur, hast du schon mit Tolga geredet?"
„Nein, noch nicht."
„Wieso denn?"
„Uff man, der ist grad beschäftigt", ich atmete einmal tief aus und fuhr dann fort. „Ich geh nachher in die Shisha Bar, der will mich dort sehen."
„Man ey, mach doch einfach am Handy Schluss, der Spasti hat nichts anderes verdient."
„Yapma (Hör auf) Selma, er war die ganze Beziehung über nett zu mir -"
„Was ist mit dem Abend im Kino?", unterbrach sie mich.

Ich schwieg einen Moment.

„Du hast Recht, aber ..."
„Nichts aber Sibel!", erneut ließ sie mich nicht aussprechen.
„Ich hab jetzt schon zu gesagt und ich find es besser, wenn ich es ihm persönlich sage."
„Du bist so ein Dickkopf, ruf mich nachher an ich muss jetzt mit Mama los."
„Tamam (Okay) bitte sag Emre noch nichts!"
„Ja Ja, ich weiß, hade öptum (Ich küsse dich)."

Ich sah auf mein Handy, das kurz vor 20 Uhr anzeigte. Ich ging in mein Zimmer, zog mir eine Jeans und ein Oberteil an. Ich legte nur Mascara auf. Ganz schlicht eigentlich, ich wollt nur kurz mit ihm reden und dann wieder nach Hause kommen. Woher sollte ich wissen, dass es ganz anders kommen würde?

Ich ging in die Shisha Bar und sah mich um. Keine Spur von Tolga. Ich setzte mich in eine Ecke und wartete. Als er nach 20 Minuten immer noch nicht auftauchte, rief ich ihn an. Nach einer gefühlten Ewigkeit nahm er endlich ab.

„Wo bist du?", fragte ich.
„Bin gleich da Süße, hab eben geparkt."

Nach 2 Minuten kam er dann auf mich zu. Ich stand auf. Als er mich küssen wollte, machte ich einen Schritt zurück. Er hob fragend die Augenbraue.

„Tolga wir müssen reden .. über uns."
„Was gibt's denn Süße? Hier ist es ziemlich laut, warte."

Er packte mich am Arm und zog mich in Richtung der Toiletten, wo es deutlich ruhiger war. Ich nahm einmal tief Luft.

„Tolga ich will ehrlich zu dir sein, ich .."
„Du willst Schluss machen oder?", unterbrach er mich. Seine Augen funkelten böse.
„Ich ... ich glaub es ist besser so", stotterte ich leise.
„Willst du mich eigentlich verarschen? Es ist wegen dieser Schwuchtel Emre, oder?", schrie er und packte mich an beiden Armen.

Ich war schockiert, mein Mund war leicht aufgeklappt. Ich sah in seine hasserfüllten Augen, als er plötzlich wieder von mir ließ. Ich stand immer noch total schockiert da und brachte keinen Ton über die Lippen. Tolga fuhr sich einmal durch die Haare und sagte dann leise: "Es ist wegen ihm, oder?"

Ich blickte zu Boden und nickte kaum merklich. Ich wollte nicht lügen.

"Es tut mir leid.."

Dann ging ich wieder rein und setzte mich erstmal hin.

Tolga:

"Du dumme Schlampe", flüsterte Tolga vor sich hin, nachdem Sibel gegangen war. Er holte ein kleines Fläschchen aus der Hosentasche, die eine klare Flüssigkeit enthielt. "Wirst ja sehen was du davon hast", sagte er leise, nur für sich hörbar und ging dann wieder rein.

Sibel:

Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, stand ich auf und wollte gehen, als Tolga mir entgegen kam. Mit zwei Gläsern in der Hand stand er lächelnd vor mir. Er reichte mir eines.

"Tolga, ich.."
"Auf die Freundschaft", unterbrach er mich. "Wir werden doch Freunde bleiben?".

Die Worte kamen überraschend und zauberten mir ein Lächeln ins Gesicht.

Ich griff zum Glas und trank. Tolga grinste triumphierend ...

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