Achtundfünfzig

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„Kenan!", schrie Anne plötzlich.

„Was für heiraten?! Von Heirat war nie die Rede!", fügte sie schockiert hinzu.

Baba warf ihr einen verwirrten Blick zu.

„Hab ich heiraten gesagt?", fragte er.

„Ja hast du! Kinder, wir werden nicht heiraten! Wir wollen nur .. wir wollen nur zusammenziehen ..", flüsterte Mutter kleinlaut.

Eine ganze Weile sagte keiner was, wir standen nur da und sahen uns gegenseitig an. Pinar brach schließlich die Stille ..

„Ist das ein Scherz?", fragte sie leise.

Baba: „Sehen wir aus als ob wir Witze machen kizim?"

„Nein aber .. aber .. du und Hatice Teyze?!", stotterte sie.

Emre stand wortlos auf und ging in die Küche.

„Oglum lütfen! (Mein Sohn bitte!)", rief Anne.

Sie wollte ihm hinterher gehen, aber ich hielt sie am Arm fest.

„Lass Anne, ich mach das.", sagte ich.

Sie lächelte mich schwach an, ich verstand genau was in ihr vorging. Als ich in der Küche war, stand Emre am Fenster und starrte nach draußen. Langsam näherte ich mich.

Sibel: „Schatz .. ich weiss wie du dich fühlst .. mir geht's grad nicht anders. Ich hätte nie im Leben geglaubt, dass Baba mit Anne .."

Ich hielt inne und nahm seine Hand. Dann sah er mir endlich in die Augen.

„Ich fühl mich so komisch. Was ich eben gehört hab .. ich weiss nicht. Was meinst du wie lange das mit den beiden schon geht? Wochen? Monate? Jahre?", flüsterte er.

Ich zuckte kopfschüttelnd mit den Schultern und beugte mich ein Stück nach vorne, legte meine Hand auf seine Wange und streichelte mit dem Daumen seinen Wangenknochen.

„Weisst du noch, als ich dir vor ein paar Wochen erzählt hab, dass Baba wahrscheinlich eine Freundin hat?", fragte ich ihn lächelnd.

Wortlos nickte er.

„Du meintest, auch wenn es so ist, ich muss es akzeptieren. Das selbe gilt jetzt auch für dich Emre. Deine Mutter ist seit über 12 Jahren geschieden. Sie hat eine wundervolle Tochter großgezogen, alleine! Sie hat sich selbstständig gemacht und etwas erreicht im Leben. Ich bewundere sie! Und liebe sie, wie meine eigene Mutter .. und bin der Meinung, dass sie es verdient hat, auch in der Liebe ihr Glück zu finden. Egal mit wem, wir müssen es akzeptieren."

Ich war selber noch total baff, wegen der Szene im Wohnzimmer eben. Aber ich wusste, dass die beiden gut zueinander passen und das Recht haben glücklich zu sein. Emre nahm meine Hand von seiner Wange und küsste meine Hand Innenfläche.

Emre: „Ich bin so froh, dass du hier bist. Dank dir schaff ich es klar zu denken, ich weiss nicht was ich ohne dich gemacht hätte .. wahrscheinlich wäre ich ausgerastet."

Er umarmte mich fest und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.

„Du hast Recht, die beiden verdienen es glücklich zu sein. Sie waren so lange allein ..", murmelte er leise und löste sich dann von mir.

Liebevoll lächelte er mich an und zog mich dann ins Wohnzimmer ...

Nach sich die Situation beruhigt hatte, tranken wir ein paar Minuten später Kaffee, den Pinar zuvor in der Küche gemacht hatte. Jedem war der „Schock" über das soeben Erlebte noch deutlich ins Gesicht geschrieben.

Liebe mit HindernissenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt