Dreiundzwanzig

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Ich traute meinen Augen nicht. Das ganze Wohnzimmer war voller kleiner Kerzen. In der Mitte hatte er den Tisch entfernt und ein riesengrosses Herz mit Teelichter gemacht. Ausserdem war der ganze Boden voller Rosenblätter. Ich fühlte mich wie im Himmel.

Emre kramte ein kleines Kästchen aus seiner Hosentasche und kniete sich vor mir.

„Sibel, seit ich dich an dem Tag vor Starbucks gesehen habe, gehst du mir weder aus dem Kopf noch aus dem Herz. Und das soll so bleiben. Für immer! Wenn du mir bei mir bist, fühle ich mich komplett. Benimle evlenir misin? (Willst du mich heiraten?)."

Mein Herz raste. Ich schwebte auf Wolke 7. Ich zwickte mich kurz in den Arm, um mich zu vergewissern, dass ich wirklich wach war. Ja, ich war wach. Ich träumte nicht. Emre stand auf, griff nach meiner Hand und sah mich angespannt an.

„Evet. (Ja).", sagte ich kaum hörbar.

„Ich versteh dich nicht, geht's ein bisschen lauter?", fragte er.

„Evet! Evet. Evet. Evet.", schrie ich und fiel ihn um dem Hals.

Jubelnd wirbelte er mich durch die Luft. Als er mich wieder auf die Füße stellte, sah er mich mit seinen funkelnden Augen an und steckte mir den Ring an. Ich fing an zu weinen. Der heutige Tag war so schön und dann kommt dieses perfekte Ende. Es schien mir alles so unwirklich, es war mir einfach einen Tick zu perfekt .. ich hatte Angst. Angst das ich aufwache und alles nur ein Traum war.

„Bitte aglama (wein nicht). Ich bin der glücklichste Mann der Welt! Und ich werde alles geben dich zur glücklichsten Frau zu machen!", sagte Emre und küsste mich zärtlich. Ich klammerte mich an ihn und erwiderte leidenschaftlich den Kuss. Ich wollte ihn spüren, wollte sicher sein das er nicht im nächsten Augenblick verschwindet. Er küsste meine Wangen, meine Augen, meine Nase, meine Stirn und dann strich er mit seinen Lippen sanft über meinen Hals. Seine Hände wanderten von meiner Taile, weiter nach unten, erreichten meine Hüften. Unerwartet versteifte sich mein Körper. Sofort liess Emre mich los.

„Es tut mir leid, ich bin zu weit gegangen.", entschuldigte er sich.

„Nein ich .. ich .. mir tut es leid .. ich bin noch nicht bereit und..", stotterte ich mit zitternde Stimme. Ich brach in den Tränen aus. Emre kam langsam auf mich zu und nahm mich in den Arm.

„Bereit? Für was denn Hayatim? (Liebling). Mir würde niemals in den Sinn kommen dich vor unserer Hochzeit anzufassen. Ich war eben nur so glücklich, dass du ja gesagt hast. Wollt dich küssen, dich in den Arm halten, damit ich weiss, dass du da bist und das ich nicht träume."

Emre küsste meinen Kopf und strich mir immer wieder übers Haar.

„Wein nicht bitte, es tut mir leid.", murmelte er mir ins Ohr.

„Was wenn ich auch in der Hochzeitsnacht nicht bereit bin?"

Meine Frage verblüffte mich selbst. Ich hielt meinen Blick gesenkt. Emre hob mein Kinn an und küsste mich lächelnd auf die Stirn.

„Canim benim (Mein Schatz). Ich würde dich niemals zu etwas zwingen, das weisst du doch? Ich werde warten. Tage, Wochen, Monate. Bis du bereit bist. Bereit für mich! Es genügt mir jeden Morgen dein wunderschönes Gesicht als erstes zu sehen."

Nach den Worten fing ich plötzlich noch heftiger an zu weinen.

„Ey du sollst nicht weinen. Bitte!", sagte Emre traurig.

„Lass mich, ich wein vor Freude.", antwortete ich mit einer Mischung von weinen und lachen.

Emre: „Vor Freude?"

Sibel: „Ja. Manchmal frag ich mich, ob ich so einen tollen Mann wie dich verdient hab."

„Ach ich bin nur ein stink normaler Typ, der bis über beide Ohren verliebt ist.", lachte er und gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze.

Sibel: „Hayir (Nein) du bist mehr als, für mich bist du perfekt!"

Ohja. Perfekt! Das war in meinen Augen. Er war fehlerlos.

„Ich bin total müde.. soll ich dich nach Hause fahren oder bleibst du heute noch hier?", fragte er vorsichtig. Ich sah ihn kurz ernst an und lächelte dann.

„Ich bleib. Wir können ja .. zusammen .. also..", stotterte ich verlegen.

„So wie damals? Zusammen einschlafen, zusammen aufwachen?", fragte er leise.

Sibel: „Ja ..."

Er gab mir einen liebevollen Kuss auf die Stirn.

„Schau in Selmas Zimmer nach Schlafsachen und komm dann zu mir tamam (okay)?"

Ich lief hoch, nahm mir eine Boxershort und ein Top aus Selmas Schrank und zog sie mir an. Als ich in Emres Zimmer ging, sah ich das er schon im Bett lag.

„Gel (Komm).", sagte er und zog die Decke zurück.

Langsam näherte ich mich und legte mich neben ihn. Er machte keine Anstalten mich zu berühren, wahrscheinlich hatte er Angst vor meiner Reaktion. Erschöpft nach diesen Ereignissreichen Tag legte ich meinen Kopf auf seine Brust und schlang einen Arm um ihn. Erst jetzt legte auch er einen Arm um mich und zog mich näher an sich. Ich starrte verträumt auf den wunderschönen Ring in meinem Finger.

„Iyi Geceler (Gute Nacht).", flüsterte er leise und gab mir einen Kuss auf den Kopf.

Sibel: „Dir auch, güzel rüya (träum schön)."

„Mein schönster Traum liegt in meinen Armen.", sagte er leise.

Zum ersten mal seit Wochen schlief ich mit einem Lächeln im Gesicht ein. Doch dieses Lächeln sollte nicht von Dauer sein ...

Gegen 11 Uhr stand ich auf und merkte das Emre nicht bei mir lag. Ich hörte ihn jedoch singen. Ein echter Frühaufsteher! Schnell stieg ich aus dem Bett und lief die Treppen runter. Emre war in der Küche und machte was zum Essen. Lächelnd stand ich auf der Küchenschwelle, als er mich bemerkte und sofort mit dem Singen aufhörte.

Emre: „Oh sorry ich wollt dich nicht wecken."

Lächelnd kam er auf mich zu und gab mir einen Kuss. Unerwartet klingelte es an der Tür.

„Oh mein Gott, das ist bestimmt deine Mutter.", rief ich panisch.

„Yok (Nein), die kommt erst Morgen wieder.", versuchte er mich zu beruhigen.

„Aber wer dann?", fragte ich noch immer unruhig. Emres Handy klingelte.

„Geh mach die Tür auf ich muss kurz telefonieren, ist mein Chef.", sagt er.

Nichtsahnend ging ich also an die Tür. Als ich öffnete stand eine attraktive Blondine vor mir. Täuschte ich mich oder war das die gleiche die ich gestern auf der Hochzeit gesehen hatte? Mein Blick fiel auf ihren gewölbten Bauch. Sie war schwanger...

„Ja bitte?", fragte ich leicht verlegen da ich noch meine Schlafsachen anhatte.

Sie sah mich von oben bis unten mit einen vernichtenden Blick an.

„Ich möchte Emre sprechen. Den Vater meines Kindes!", verlangte sie mit einen verlogenen Lächeln im Gesicht...

Liebe mit HindernissenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt