Dreiunddreißig

1.6K 60 3
                                    


Flatternd gingen meine Augen auf. Ich brauchte einen Moment um zu realisieren wo ich war. Dann errinerte ich mich daran, wie Emre auf Kevin losgegangen ist. Ruckartig stand ich auf, schwankte jedoch stark. Wenn Herr König mich nicht am Arm gehalten hätte, wäre ich sicher nach vorne gekippt.

„Frau Özer ist alles Ordnung?", fragte er mich.

Suchend liess ich meinen Blick durch den Gerichtssaal schweifen.

„Frau Özer?", fragte Herr König mich erneut, diesmal etwas lauter.

„Wo ist Emre?!", fragte ich aufgeregt.

„Beruhigen sie sich, er ist draussen. Der Richter hat ihn rausgeworfen.."

„Ist ihm irgendwas passiert? Geht's ihm gut?", unterbrach ich ihn zitternd.

„Machen sie sich keine Sorgen, er wird für den Rest der Verhandlung draussen warten, das war es aber auch schon.", versuchte Herr König mich zu beruhigen.

Er reichte mir ein Glas Wasser.

„Trinken sie. Sie waren ein paar Sekunden bewusstlos. Emre ist fluchend auf Herrn Schulz losgegangen. Gott sei dank war ein Polizist zur Stelle bevor etwas passieren konnte.", erklärte er mir.

Augenblicklich beschleunigte sich mein Herzschlag. Ich nahm einen kleinen Schluck Wasser und warf einen Blick auf Selma. Sie saß noch immer an ihren Platz, Can war bestimmt bei Emre draussen. Sie schenkte mir ein schwaches aber aufmunterndes Lächeln, das ich leider nicht erwidern konnte.

„Können sie weiter machen oder soll ich um eine Pause bitten? Eventuell wäre eine Vertagung auch drinn .."

„Nein! Keine Vertagung ..", unterbrach ich Herrn König.

„Dass alles soll endlich ein Ende haben.", fuhr ich leise fort.

„Sind sie sicher? Sie sehen sehr blass aus und sie waren bewusstlos.", fragte er erneut.

„Nein .. ich meine ja. Keine Vertagung. Mir geht's gut ich.. ich hab nur noch nichts gegessen.", antwortete ich stotternd.

Er legte die Stirn in Falten, sagte jedoch nichts mehr. Stattdessen nickte er mir zu und wandte sich an den Richter. Kurz darauf wurde ich in den Zeugenstand gerufen. Mit zitternder Knie stand ich auf. Ich warf einen kurzen, vernichtenden Blick auf Kevin, der mich höhnisch angrinste.

‚Du elendes Pack, dein Lachen wird dir schon bald vergehen.', dachte ich mir.

Ich schloss kurz meine Augen und nahm mehrmals tief Luft. Dann begann ich zu erzählen. Mein Körper zitterte. Die ganze Zeit über starrte ich auf meine Hände, die auf meinem Schoß ruhte. Im Gegensatz zum Rest meines Körpers, waren meine Hände eiskalt. Ich hielt nur einmal kurz inne um mir die Tränen wegzuwischen, die mir die Wangen herunter kullerten.

„Wollen sie eine Pause Frau Özer?", fragte der Richter mich.

Wortlos schüttelte ich den Kopf. Ich wollte raus hier. Einfach nur weg. Aber ich wollte auf keinen Fall wieder kommen, deshalb musste ich das zu Ende bringen.

„Sicher?", fragte der Richter erneut und warf mir einen besorgten Blick zu.

Ich stieß hörbar die Luft aus und nickte dann.

„In Ordnung fahren sie fort.", sagte er.

„Ich wollte mich wehren aber .. aber er hatte dieses Messer. Ich hatte solche Angst. Ich wollte es nicht. Nein ich wollte es nicht! Ich hatte ihn angebettelt dass er damit aufhören soll. Aber .. aber er hat es nicht getan, er hat immer weiter gemacht..."

Liebe mit HindernissenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt