Siebenunddreißig

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„Kizim, Oglum (Meine Tochter, Mein Sohn). Ich fahr ein paar Tage zu eurer Tante.", sagte Emres Mutter auf einmal.

„Neden Anne? (Wieso Mutter?).", fragte ich überrascht.

„Einfach so kizim.", antwortete sie.

„Emre?!", sagte ich leise und warf ihm einen fragenden Blick zu.

„Ich schwöre bei Gott , ich hab davon nichts gewusst.", antwortete er ebenfalls überrascht.

Lächelnd kam Emres Mutter auf mich zu und nahm mich in den Arm.

„Entspann dich Sibel. Er wird dir nicht weh tun.", flüsterte sie mir leise ins Ohr.

Ach du Scheiße?! Ich schwöre euch, ich kann mich an keine Sitution errinern, die mir peinlicher war als diese hier. Allahim, wisst ihr was noch krasser war? Nachdem sie sich von mir löste, zwinkerte sie mir zu. Hallo!? Mein Gesicht hatte bestimmt schon die Farbe von Pinars knall rotem Kleid angenommen.

Nachdem wir uns noch von dem Rest verabschiedeten, nahm Emre meine Hand und führte mich nach draussen.

„Ist dir kalt?", fragte er mich, zog ohne auf meine Antwort zu warten sein Jackett aus und legte es mir auf die Schultern.

„Danke.", flüsterte ich.

Wir stiegen in den Wagen und fuhren los. Erneut herrschte die ganze Fahrt über Stille, für die ich diesmal mehr als dankbar war...

Meine Gedanken gingen 2 Tage zurück. Der Tag an dem wir uns das Ja Wort gaben. Wir hatten uns gegen eine Trauung auf der Hochzeit entschieden, weil wir dachten dass es so schon stressig genug werden würde. Einen Tag vor meinem Henna Abend, sind Emre, Ich, Selma und Can, der Emres Trauzeuge war zum Standesamt gefahren. Das ganze wurde mit einem tollen Abendessen gekrönt bei dem nur die engsten Verwandten eingeladen waren. Dieses „Ja ich will" zu hören war einfach unbeschreiblich!

Als wir ankamen machte er mir die Wagentür auf.

„Danke.", sagte ich leise und griff nach seiner Hand, die er mir hinhielt. Dann liefen wir zur Haustür. Emre holte den Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss die Tür auf.

„Halt Stop!", sagte er auf einmal.

Unvermittelt packte er mich und trug mich über die Schwelle.

„Ah.", kreischte ich lachend auf.

„Traditionen.", sagte er grinsend als er mich im Flur wieder auf die Beine stellte.

Ich lief direkt ins Wohnzimmer und setzte mich erstmal. Dann zog ich meine High Heels aus. Erst jetzt merkte ich, wie sehr meine Beine schmerzten. Kurz darauf kam Emre, mit einem Glas Wasser in der Hand ebenfalls ins Wohnzimmer.

„Hier nimm.", sagte er und hielt mir das Glas hin.

„Danke.", flüsterte ich, nahm es und nippte daran.

Emre setzte sich auf die gegenüberliegende Couch. Mein Atem ging unregelmässig, ich spürte Emres Blick auf mir haften. Ich fing an ein paar Haarklammern aus meiner Hochsteckfrisur zu nehmen. Die ganze Zeit beobachtete er mich ohne etwas zu sagen. Dann stand ich langsam auf und lief hoch ins Schlafzimmer. Als ich die Tür öffnete, erwartete mich ein Bett voller Rosenblätter. Im ganzen Zimmer waren ausserdem kleine Kerzen angezündet. Bei diesem Anblick schoss mein Puls schlagartig in die Höhe. Ich ging rein, entfernte die restlichen Klammern aus meinen Haaren, und legte diese auf die Kommode. Dann hörte ich Schritte, die immer näher kamen. Ohne mich umzudrehen, schloss ich meine Augen und atmete einmal tief ein. Ich spürte wie Emre direkt hinter mir stand. Langsam strich er mit den Fingern, meine Arme entlang. Gänsehaut durchfuhr mich. Als er dann meine Haare zur Seite schob, meine Schulter und meinen als küsste, setzte mein Herzschlag aus. Mein ganzer Körper bebte. Vor .. Angst? Nein. Es war definitiv keine Angst! Plötzlich spürte ich wie etwas auf meine Schulter tropfte. Ich öffnete meine Augen, die ich die ganze Zeit über geschlossen hielt und drehte mich langsam um. Er weinte!? Emre weinte .. Ich legte meine Hand auf seine Wange und küsste die Träne weg, die ihm gerade herunter lief.

Liebe mit HindernissenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt