„Wann verstehst du endlich, dass ich dein Geld nicht will?", schrie Emre.
„Oglum (Mein Sohn) schrei nicht so, ich .."
„Nein! Nenn mich nicht Oglum.", fiel Emre seinem Vater ins Wort.
Dem wiederrum fiel geschockt die Kinnlade herunter. Mutter stand auf und starrte Emre mit großen Augen an.
„Was bist du für ein Vater? Wir sind keine kleinen Kinder mehr, die man mit Geld und Spielzeug glücklich machen kann!", sprach Emre wütend weiter.
„Emre! Pass auf wie du mit deinem Vater sprichst.", sagte Mutter leise.
„Hayir Anne. (Nein Mutter.) Ich hab genug geschwiegen. Es reicht! Siehst du dieses Mädchen?", fragte Emre seinen Vater und zeigte mit dem Finger auf Selma.
Kerim (Emres Vater) warf eine kurzen Blick auf Selma, die leise vor sich hin schluchzte.
„Hast du schon vergessen? Das ist deine Tochter! Auf deren Hochzeit du nicht gekommen bist! Weisst du eigendlich, was für ein Gefühl das ist?"
„Abi yapma (Bruder hör auf).", heulte Selma und vergrub das Gesicht in ihre Hände.
Mein Herz zog sich bei ihrem Anblick zusammen, ich wollte aufstehen und sie in den Arm nehmen, doch irgendwie reagierte mein Körper nicht. Ich stand total unter Schock.
Emre: „Du bist von hier weggegangen und hast Anne alleine gelassen. Wieso hast du mich mitgenommen damals? Hast du dich jemals gefragt ob ich das will? Hast du?! Nein natürlich hast du nicht. Die Gefühle deiner Kinder kümmern dich einen Dreck."
Mutter: „Emre es reicht! Was soll .."
„Stattdessen machst du groß Karriere, schwimmst in Geld und legst dir eine neue Frau zu, die deine eigene Tochter sein könnte.", sprach Emre weiter ohne auf seine Mutter zu achten.
Plötzlich stand Emres Vater auf. Wie die beiden sich so gegenüber standen machte mir Angst. Ich warf einen kurzen Blick auf Meryem, die wie versteinert da saß und auf den Boden starrte.
Emre: „Du kommst nicht zu meiner Hochzeit und tauchst ein paar Tage später einfach mal so mit dieser kleinen Nutte hier auf um mir Geld zu schenken."
OH MEIN GOTT! Er hat .. er hat .. er hat sie Nutte genannt ..
„Emre!", schrien Selma und Mutter wie aus einem Mund.
Mein Mund fühlte sich plötzlich staubtrocken an, erneut wanderte mein Blick zu Meryem. Ihr Gesicht war kreidebleich. Und dann, ganz plötzlich folgte eine schallende Ohrfeige! Bevor ich überhaupt realisieren konnte was soeben passierte, sah ich wie Emre sich reflexartig an die Wange fasste. Alle im Raum standen, ausser Meryem.
„Was fällt dir ein Meyrem Nutte zu nennen?", zischte Kerim stinksauer.
„Okay .. vielleicht war ich kein guter Vater .. aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, meine Frau zu beleidigen Emre!", fuhr er fort.
Wie aus heiterem Himmel fing Emre an zu lachen. Ein hysterisches Lachen, bei dem es mir eiskalt den Rücken runter lief. Ich ahnte was jetzt kommen würde ..
„Meinst du ich nenn einfach so jemanden Nutte?", sagte Emre noch immer lachend.
„Was soll das heissen?", fragte Kerim mit leiser Stimme.
Ich griff nach Emres Arm und rüttelte ihn.
„Askim .. yapma! (Schatz .. hör auf!).", flüsterte ich ganz leise.
Emres Gesichtsausdruck veränderte sich, er hörte auf zu lachen. Stattdessen starrte er seinem Vater wie in Trance in die Augen. Einen Moment lang herrschte bedrückende Stille im Wohnzimmer, die lediglich von Selmas Schluchzern unterbrochen wurde.
„Deine ach so tolle Frau, hat sich an mich ran gemacht. Sie wollte mich ins Bett kriegen!", sagte Emre nach einer gefühlten Ewigkeit.
Ich wage zu behaupten, dass jeder im Wohnzimmer für einen Augenblick den Atem anhielt. Diese Spannung die herrschte, war förmlich mit dem Händen zu greifen. Kerims Mund war leicht geöffnet, er starrte Emre mit großen Augen an.
„Das stimmt nicht!", schrie Meryem, die schockiert aufsprang.
„Er lügt Kerim! Du darfst das nicht glauben ..", flehte sie unter Tränen.
„Merkst du nicht, dass sie nur hinter deinem Geld her ist?", fragte Emre seinen Vater.
Selma heulte wie ein Wasserfall, ich ging auf sie zu und drückte sie sachte auf die Couch.
„Aglama (wein nicht).", flüsterte ich ihr ins Ohr und strich ihr über die Haare.
Einen Moment lang, war keiner in der Lage etwas zu sagen. Mutter brach das Schweigen.
„Raus hier.", flüsterte sie leise.
Sofort richteten sich alle Augenpaare auf Mutter. Im ersten Augenblick wusste glaube ich niemand so recht wen sie damit meinte, denn keiner machte Anstalten sich zu bewegen.
„Raus aus meinem Haus Kerim.", sagte sie erneut diesmal etwas lauter.
Kerim: „Hatice, ich will erst wissen .."
„Nein! Reichen dir die Worte deines Sohnes nicht? Nimm dieses ehrenlose Weib von hier und verschwinde aus MEINEM Haus!", schrie Mutter auf einmal.
„Kerim das stimmt nicht, er lügt ..", schluchzte Meryem verzweifelt.
„Sus! (Sei still!)", zischte Kerim.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließen die beiden das Haus. Emre ließ sich langsam auf die Couch fallen und vergub das Gesicht in seine Hände. Ich saß neben Selma, deren Kopf auf meiner Schulter ruhte. Unglaublich war soeben passiert war ..
„Es tut mir leid Anne (Mutter), ich wollte das nicht.", flüsterte Emre auf einmal.
Mutter setzte sich neben ihn und strich ihm behutsam über den Rücken.
„Du hast das richtige getan Oglum (Mein Sohn).", versuchte sie ihn zu trösten.
Emre: „Danke dass du mir glaubst ..ich.."
„Shht. Natürlich glaube ich dir. Du bist mein Sohn. Hast du mich jemals angelogen?", unterbrach sie ihn und küsste ihn auf dem Kopf.
Kurz vor Mitternacht, lagen wir alle müde im Bett. Mein Kopf ruhte auf Emres Brust, ich lauschte seinem gleichmäßigem Herzschlag. Irgendwie ein beruhigendes Geräusch. Den ganzen Abend über hatten wir das Thema gemieden...
Emre: „Bist du sauer auf mich?"
Sibel: „Wieso sollte ich?"
„Na ja .. wegen .. Meryem.", antwortete er leise.
Ich hob meinen Kopf und sah Emre eindringlich in die Augen.
„Askim, es ist nicht deine Schuld gewesen. Wie Anne schon sagte, du hast das richtige getan. Ich hoffe nur dein Vater erkennt früh genug, dass Meryem die falsche für ihn ist."
„Das hoff ich auch ..", flüsterte er leise.
„Und jetzt schlaf, du musst Morgen früh Klausur schreiben.", sagte ich lächelnd und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
„Ja .. aber davor fällt mir noch was ein.", grinste er verschmitzt.
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Würde mich sehr über ein paar Kommentare freuen :)
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Liebe mit Hindernissen
General FictionSibel ist zwanzig, hat eine jüngere Schwester und einen wundervollen Vater, der sich nach dem plötzlichen Unfalltod der Mutter vor vier Jahren, hervorragend um seine Töchter kümmert. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin, Selma, studiert sie Geschicht...