Ich riss geschockt die Augen auf und starrte fassungslos auf den Bauch der Frau. Das konnte nicht ihr Ernst sein? Ein Scherz, ein schlechter Scherz war das.
„Tut mir leid, ich verstehe nicht ganz?", sagte ich leise.
„Was gibt es da nicht zu verstehen? Ich will Emre sprechen und zwar sofort!", gab sie hochnäsig zurück und sah mich mit einen spöttischen Blick an.
„Schatz, wer war an .." Emre der jetzt im Flur stand, brach mitten im Satz ab.
„Laura! Was zum Teufel machst du hier?!", schrie er empört.
Er kannte sie also .. ich fühlte wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete.
„Was ich hier mache? Das ist deins, und du wirst dich drum kümmern!", zischte sie und zeigte mit dem Finger auf ihren Bauch. Sprachlos stand ich da und sah zu Emre. Langsam kam er näher und blieb neben mir stehen.
„Das ist unmöglich, wir hatten verhütet das weisst du ganz genau!", sagte er stinksauer.
Der Boden unter meinen Füßen schwankte, als er den Satz beendet hatte. Er hatte also mit ihr geschlafen .. Ich taumelte einen Schritt nach hinten und hielt mich an der Tür fest.
Emre griff nach meinen Arm, ich riss mich jedoch sofort los.
„Fass mich nicht an ..", keuchte ich. Mein Atem ging rasend schnell.
Emre: „Hayatim (Liebling), es ist nicht so wie es aussieht. Das ist ein Missverständniss!"
„Ein Kind nennst du also ein Missverständniss, so so.", mischte sich Laura ein.
„Sei still du Lügnerin! Gott weiss wem sein Kind das ist, meins ist es jedoch ganz bestimmt nicht!", brüllte er sauer.
Ich hielt mir die Ohren zu, brach in Tränen aus und rannte die Treppen hoch in Selmas Zimmer. Kraftlos lehnte ich mich gegen die Tür. Ich brauchte einen Moment um meine Gedanken zu ordnen un zu realisieren was gerade ablief. Ich zog mich um und machte mich auf den Weg nach unten. Noch immer stritten die beiden vor der Tür.
Emre: „Was willst du von mir? Wieso machst du mir das Leben zur Hölle?"
Laura: „Du bist gekommen, hast mich geschwängert und bist dann einfach abgehauen!"
Emre: „Meinst du eigendlich du kannst mich verarschen? Seh ich aus wie ein Kind? Ich lass mir kein fremdes Kind unterjubeln." Noch immer weinend zog ich mir meine High Heels an und griff nach meiner Tasche. Emre kam mir entgegen und packte mich an den Armen.
„Nereye? (Wohin?)", fragte er leise.
„Weg. Weg von hier. Weg von allen!", schrie ich.
Er verstärkte seinen Griff um meine Arme und sah mich flehend an.
Emre: „Lütfen (Bitte) Sibel, ich kann die das alles erklären!"
„Lass mich los, du tust mir weh.", gab ich schluchzend zurück.
Sofort liess er mich los und fuhr sich, mit Tränen in den Augen durch die Haare.
„Es tut mir leid .. Sibel bitte, du musst mir glauben .."
„Lass mich durch, ich will nach Hause!", fiel ich ihm ins Wort.
Er versperrte mir den Weg nach draussen, Laura stand immer noch da und sah mich schadenfroh an. Sie war sich bewusst was sie angerichtet hatte und es freute sie.
„Tamam (Okay) .. ich lass dich jetzt nach Hause gehn, aber Sibel wir werden reden. Du musst mir zuhören! Denk nichts falsches bitte! Ich hab dich nicht betrogen..", sagte er und machte dann einen Schritt zu Seite.
Zu Hause angekommen, stellte ich erleichtert fest das Baba und Pinar noch schliefen. Ich lief geradewegs ins Bad. Ein Blick in den Spiegel reichte und ich brauch abermals in Tränen aus. Mein Schminke war total verlaufen, meine Augen gerötet. Nach einer kurzen Dusche, legte ich mich erschöpft ins Bett. Womit hatte ich das verdient? Womit hatte ich es verdient, das mein Leben ständig aus der Bahn geworfen wird? Ich schloss fest meine Augen und versuchte die Tränen zurückzuhalten die erneut in mir aufstiegen. Er hatte eine andere geschwängert. Eine andere trägt sein Kind in ihrem Bauch. Mit einem Mal stieg eifersucht in mir auf. Wenn sie nicht wäre, würden ich und Emre glücklich sein! Sie hat ihn mir weggenommen, den Mann den ich über alles liebte. Oder war ich diejenige die ihn ihr weggenommen hat? Kopfschüttelnd versuchte ich den Gedanken zu verdrängen. Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände und nahm mehrmals tief Luft. Dann nahm ich mein Handy aus der Tasche und sah das ich 19 unbeantwortete Anrufe hatte. 5 mal hatte Emre angerufen seit ich zu Hause war. Die anderen waren allesamt Unbekannt .. Kevin! Was sollte ich jetzt machen? Ich wollte zur Polizei aber war mir mittlerweile nicht mehr sicher. Emre war nicht mehr da .. Gerade als ich das Handy auf den Nachttisch legen wollte, klingelte es. Unbekannt! Ich zog scharf die Luft ein und nahm ab.
„Ja?", fragte ich leise.
Kevin: „Hey Baby."
Sibel: „Nenn mich nicht Baby! Ich werd dich anzeigen und dann .."
„Du sahst gestern richtig geil aus. Aber es hat mir gar nicht gefallen das du die Nacht bei diesem Loser verbracht hast.", unterbrach Kevin mich.
Meine Augen weiteten sich, mir wurde schwarz vor Augen. Wenn ich nicht im Bett gelegen hätte, wäre ich sicher umgekippt. Woher wusste er das ich letzte Nacht bei Emre war? Verfolgt er mich etwa? Angst stieg ihn mir auf, mein Körper fing an zu zittern.
„Ich werd gleich Morgen zur Polizei gehn Kevin.", sagte ich ängstlich.
„Deine Stimme macht mich geil, red weiter.", keuchte er erregt.
Schockiert legte ich auf und machte mein Handy aus. Der Typ war definitiv krank!
Mein Blick fiel auf meine Hand. Der Ring an meinem Finger funkelte, er war so schlicht und doch so wunderschön. Alles war kaputt!
„Schlimmer kann's nicht werden.", schluchzte ich leise vor mich hin.
Das Schicksal hatte meinen Satz wohl als Herausforderung gesehen, denn es sollte noch viel schlimmer werden, als es ohnehin schon war ...
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Liebe mit Hindernissen
General FictionSibel ist zwanzig, hat eine jüngere Schwester und einen wundervollen Vater, der sich nach dem plötzlichen Unfalltod der Mutter vor vier Jahren, hervorragend um seine Töchter kümmert. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin, Selma, studiert sie Geschicht...