Sechzig

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Mir liefen lautlos die Tränen herunter. Emres Worte berührten mein Herz. Unsere Blicke trafen sich und da war es wieder, dieses Kribbeln in meinem Bauch. Womit hatte ich diesen Mann verdient? Ich fühlte mich wie die glücklichste Frau der Welt.

„Ich liebe dich über alles.", sagte ich leise.

Dann folgte ein Kuss. Ein sehr langer und leidenschaftlicher Kuss. Wisst ihr Leute, es gibt Küsse, die sagen mehr als 1000 Worte. Ich weiss nicht genau wieso und hab auch keine Ahnung wie ich das erklären soll. Aber es ist einfach so. Wenn man das Feuer spürt, das tief in der Seele brennt und deinen ganzen Körper zum zittern bringt. In diesem Kuss war so viel Liebe und Zärtlichkeit .. schlicht und ergreifend perfekt!

15 Jahre später ...

„Wein doch nicht mein Schatz.", flüsterte ich Melek liebevoll ins Ohr und strich ihr über den Rücken.

„Anne (Mama). Du bist so stark, ich bewundere dich.", schluchzte sie.

Sie vergrub das Gesicht in meiner Brust und klammerte sich fest an mich. Meine Tochter, meine wunderschöne kleine Tochter, die so langsam aber sicher Erwachsen wird.

„Kizim was ich damit sagen will ist, dass es weitaus schlimmere Dinge im Leben gibt als Liebeskummer. Das Leben ist wie ein Buch, es gibt Stellen die dir den Atem rauben, die wunderschön und unvergesslich sind. Man hat diese Stellen immer im Kopf. Aber leider gibt es auch Momente an dene es nicht so gut ist. Momente und Erlebnisse, die man am liebsten so schnell wie möglich vergisst."

Ich löste mich aus Meleks Umklammerung und hob ihr Kinn an. Dann wischte ich ihre Tränen weg und küsste sie sanft auf die Stirn.

Sibel: „Aglama (Wein nicht). Du weisst, dass dein Vater und ich nur das beste für dich wollen. Du darfst nicht sauer auf ihn sein, nur weil er dich Abends mal nicht raus lässt. Du musst verstehen, dass er sich Sorgen macht. Er liebt dich, du bist sein kleiner Engel, seine Prinzessin. Das wird sich niemals ändern Melek."

„Ich weiss.", flüsterte sie.

Es klopfte an Meleks Zimmertür.

„Komm rein Baba.", rief sie.

„Woher weisst du, dass ich es bin?", fragte Emre als er reinkam.

„Weil du der einzige bist, der anklopft.", antwortete Melek grinsend.

Emre hauchte ihr lächelnd einen Kuss auf den Kopf.

„Was macht ihr zwei hübschen eigentlich seit Tagen hier drinn? Ihr sperrt euch ein und kommt erst spät am Abend raus.", fragte Emre neugierig.

„Mädchenkram.", antworteten ich und Melek wie aus einem Mund.

Wir sahen uns grinsend an, während Emre verwirrt im Zimmer stand. Wir saßen wirklich seit Tagen hier drinnen und unterhielten uns stundenlang. Oder besser gesagt ich sprach und Melek hörte zu. Ich hatte mir damals, als Melek noch ein Baby war, fest vorgenommen ihr alles über mich zu erzählen, sobald sie alt genug war um auch zu verstehen. Jenes tat ich dann auch. Sie sollte ich darüber im klaren sein, dass es grausame Menschen gibt, die einen nur Schaden zufügen wollen. Menschen, die einen am Boden sehen wollen. Dass dein Schwarm dich auf Facebook ignoriert oder, dass du nicht das neueste Handy hast .. das sind harmlose Dinge in dieser Welt.

„Toll, dann verschwinde ich mal wieder, damit ihr euch eurem Mädchenkram widmen könnt.", sagte Emre beleidigt.

„Achwas Baba, wir sind schon fertig. Oder Anne?", lachte Melek.

Ich liebte ihr Lachen. Sie hatte solche süßen Grübchen, an beiden Wangen.

„Nein mein Schatz, wir sind noch lange nicht fertig. Aber mit dem Rest lassen wir uns Zeit.", antwortete ich lächelnd auf ihren fragenden Blick.

Liebe mit HindernissenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt