„Askim? (Schatz) Wer ist es?", fragte ich nochmal.
Verwirrt starrte Emre erst auf sein Handy, dann auf mich.
„Das ist ein Kollege, hab vergessen ihm was vorbei zu bringen, geh du schon mal runter in die Küche und schau nach Selma. Ich komm gleich nach", sagte er. Er gab mir einen kurzen aber innigen Kuss. Ich dachte mir nichts dabei lächelte ihn an und ging runter.
Emre:„Was zum Teufel willst du von mir?", flüsterte er leise ins Handy.
„Wieso gehst du nicht an dein scheiß Handy? Bin ich dir so egal geworden?"
Es war Laura. Emres Ex aus München.
„Laura, ich hab dir doch gesagt, dass ich eine andere liebe!"
„Und was ist mit deinem letzen Besuch? Hast du den so schnell vergessen? Kommst einfach so in mein Bett und verschwindest dann wieder", schrie sie wütend.
„Es tut mir leid ... ich hab dir aber nichts versprochen! Außerdem bin ich jetzt mit Sibel zusammen. Du weißt genau, das zwischen uns ist schon lange vorbei."
„Da wär ich mir an deiner Stelle nicht so sicher."
„Was soll das heißen?", fragte Emre verwirrt.
„Das wirst du dann sehen", gab sie wütend zurück.
„Lass mich in Ruhe okay? Ich bin glücklich mit Sibel und werde sie heiraten!"
„Du wirst sie heiraten? Na, da bin ich gespannt." Laura lachte höhnisch.
„Bist du verrückt geworden? Was hast du vor?", schrie er fast ins Handy.
Ohne eine Antwort zu bekommen, legte sie auf. Emres Atem ging unregelmäßig.
Nach dem er sich beruhigt hatte, ging auch er in die Küche.Sibel:
„Was wollte dein Kollege?"
„Ehm, ach der hatte sein Ladegerät bei mir im Wagen vergessen. Ich bring's ihm aber erst Morgen vorbei", gab er lächelnd zurück.
Ich glaubte ihm. Wieso sollte ich an seinen Worten zweifeln? Ich trocknete meine Hände an einem Handtuch, nachdem ich Selma beim Abwasch geholfen hatte und machte mich auf den Weg nach Hause.
Mehrere Wochen vergingen. Selma war mittlerweile mit Can verlobt. Emre war am Anfang dagegen, wegen der Sache mit Tolga, aber mittlerweile verstehen die beiden sich prächtig. Can liebte Selma über alles und ich war mir sicher, dass er sie glücklich machen wird. So wie Emre mich glücklich macht. Wir haben eine wundervolle Zeit miteinander und sogar Baba (Vater) war hoch erfreut über unsere Beziehung.
„Hallo? Wer ist da? Sag doch was?"
Ich warf mein Handy auf's Bett und ließ mich niedergeschlagen auf die Couch in meinem Zimmer sinken.
„Bak (Schau) canim, diese Anrufe wollen einfach nicht aufhören!", seufzte ich, während Selma sich nehmen mich setzte. Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände und nahm mehrmals tief Luft. Selma strich mir tröstend über den Rücken.
„Wieso erzählst du Emre nichts davon?"
„Hayir! (Nein!)", gab ich bestürzt von mir.
„Ich will nicht, dass er wegen mir irgendwas anstellt ...", fuhr ich leise fort.
Seit mehreren Tagen bekam ich anonyme Anrufe. Ich hatte keine Ahnung von wem sie kamen, aber Fakt war, dass sie mir mittlerweile Angst machten. Man hörte nie mehr als ein Keuchen ... das jedes mal lauter und lauter wurde.
„Tamam (Okay), aber wenn das so weiter geht, dann gehst du zur Polizei!"
Ich nickte stumm, woraufhin Selma zufrieden lächelte.
Sie stand auf und zwinkerte mir mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu.
„Ich mach mich dann mal aus dem Staub, Emre kommt gleich."
Lächelnd warf ich ein Couch Kissen auf sie und streckte ihr frech die Zunge raus.
Baba und Pinar waren übers Wochenende mal wieder bei Onkel. Ich hatte die Gelegenheit genutzt und Emre zum Essen eingeladen.
„Er kommt erst zum Abendessen, das dauert noch ne Weile."
„Ich muss trotzdem jetzt schon los, weil ..."
„Jajaja geh nur geh. Can wartet schon. Na los", unterbrach ich sie schmunzelnd.Meine kleine, mittlerweile heile und wunschlos glückliche Welt. Wie könnte ich ahnen, das,s sie bald, sehr bald schon im Chaos versinken sollte? Das Essen war bereits fertig. Ich ging hoch in mein Zimmer und machte mich frisch. Legte ein wenig Make Up auf und zog mein schwarzes Kleid an. Es war langarmig, am Hals geschlossen und endete etwa eine Hand breit über mein Knie. Das Kleid lag sehr eng an meinem Körper und betonte dadurch meine Kurven. Nach einen kurzen Blick in den Spiegel, legte ich noch ein paar Tropfen von meinen Jean Paul Gaultier Parfüm auf. Emre liebte es.
"So, das passt", sagte ich zu mir selbst. Ich lief runter in die Küche und nahm mir ein Glas Orangensaft. Während ich verträumt daran nippte, klingelte es keine 5 Minuten später. Mit strahlendem Lächeln ging ich an die Tür.
„Askim, da bist du ..." Die Worte blieben mir im Halse stecken. Geschockt fiel mir die Kinnlade runter. Mein Glas, das ich noch bei mir hatte, glitt mir aus der Hand und zerbrach.
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Liebe mit Hindernissen
General FictionSibel ist zwanzig, hat eine jüngere Schwester und einen wundervollen Vater, der sich nach dem plötzlichen Unfalltod der Mutter vor vier Jahren, hervorragend um seine Töchter kümmert. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin, Selma, studiert sie Geschicht...