Dreiundvierzig

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Emre taumelte einen Schritt zurück und sah mich ungläubig an. Der Schock war ihm ins Gesicht geschrieben. Mehrmals öffnete er seinen Mund um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch kurz darauf wortlos wieder.

„Ich werde dir niemals ein Kind schenken können.", flüsterte ich unter Tränen.

Noch immer stand er wie angewurzelt da und brachte kein Wort über die Lippen.

„Ich weiß, dass es dein größter Wunsch ist eigene Kinder zu kriegen und ich weiß auch, dass ich nicht diejenige sein werde, die dir diesen Wunsch erfüllen wird."

Meine Stimme klang nun etwas gefasster, ich hatte aufgehört zu weinen. Bestürzt richtete er seinen Blick auf mich und sah mich mit schmerzerfüllten Augen an. Dieser Blick .. es tat einfach unbeschreiblich weh diese Worte zu sagen. Aber sie entsprachen nunmal der bitteren Wahrheit. Aufgebracht und hilflos, fuhr Emre sich durch die Haare.

„Es tut weh .. ich kann meinen Schmerz nicht in Worte fassen. Ich liebe dich über alles Emre. Du bist derjenige, der mich aus diesen tiefen Loch gezogen hat, in dem ich vor ein paar Monaten gefallen war. Du bist derjenige, der immer für mich da war. Du bist derjenige, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte."

Meine Stimme bebte, nur mit Mühe hielt ich die Tränen zurück

„Ich hatte auch wirklich geglaubt, dass ich die Mutter deiner Kinder werden könnte. Ich hatte es geglaubt, ich hatte es gehofft und ich hatte es erwartet."

Ich hielt kurz inne um Kraft zu tanken, für die Worte die jetzt folgen sollten.

„Ich liebe dich .. aber ich glaube es ist besser .. wenn .. Du wolltest immer eine Familie, eigene Kinder. Das ist etwas, dass ich dir nicht geben kann. So sehr ich es mir auch wünsche. Ich werde dich niemals glücklich machen können. Es ist besser, wenn wir getrennte Wege gehen."

Ich konnte nicht glauben, dass ich das gerade wirklich gesagt hatte. Aber es war nunmal Realität. Emre sah mich entgeistert an, machte erneut ein paar Schritte zurück und lehnte sich mit den Rücken zur Wand. Alle Farbe war aus seinem Gesicht entwichen. Wisst ihr was das schlimmste war? Wisst ihr was meinem ohnehin schon kaputten Herz noch mehr weh tat? Es war die Tatsache, dass er schwieg. Er hatte kein einziges Wort gesagt .. trotzallem .. trotzallem erwartete ich irgendwie etwas ..

„Es ist besser so .. irgendwann findest du jemanden, der dir .. Kinder .. eine glückliche Familie geben kann.", sagte ich leise.

Mehrere Minuten standen wir so da und sahen an einander vorbei. Ich traute mich einfach nicht Emre anzusehen. Ein Blick in seine Augen .. in seinen wunderschönen Augen, würde reichen um jetzt erneut in Tränen auszubrechen. Stattdessen lief ich langsam Richtung Tür, öffnete diese leise und schlich schweren Herzens nach unten. Selma wartete am Treppenende auf mich, ihre Augen waren geschwollen. Sie hatte geweint. Obwohl sie Lachen müsste. Sie war schwanger, sie würde ein Baby bekommen .. ich freute mich trotz meiner Situation für sie. Sie war meine beste Freundin, meine Seelenverwandte. Sie wird eine tolle Mutter sein, da war ich mir sicher.

„Was ist passiert?", fragte sie mich leise.

Ich schüttelte nur wortlos den Kopf und zuckte mit den Schultern. Dann umarmte ich sie kurz aber innig. Als ich mich wieder von ihr löste, drückte ich ihr noch zwei Küsschen auf die Wangen.

„Herzlichen Glückwunsch mein Schatz. Du wirst eine tolle Mama ..", sagte ich mit zitternder Stimme.

Sofort füllten sich ihre Augen, sie nahm mich in den Arm und hielt mich fest.

„Es tut mir so leid .. es tut mir so leid Sibel ..", flüsterte sie mir weinend ins Ohr und strich mir dabei sanft über den Rücken.

Selmas Handy, das im Wohnzimmer lag klingelte auf einmal. Als sie keine Anstalten machte mich loszulassen, befreite ich mich aus ihrer Umarmung.

Liebe mit HindernissenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt