Neunundzwanzig

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„Danke für den schönen Tag", sagte ich, nachdem Emre mich zur Haustür gebracht hatte.

Als der Film zu Ende war, sind wir noch beim Italiener was essen gegangen. Es war schön endlich mal wieder ein wenig Abwechslung.

„Ich hab zu danken, du weisst wieso", flüsterte er.

Sanft strich er mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Gänsehaut durchfuhr mich.

„Du bist so wunderschön, ich liebe dich.", sagte er während er mir in die Augen sah.

Ich griff nach seiner Hand und schmiegte lächelnd mein Gesicht in seine Handfläche.

„Ich liebe dich auch.", gab ich zurück.

Er hauchte mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Sein Handy klingelte auf einmal.

Emre: „Ja?"

Sein Mimik änderte sich schlagartig. Eine Mischung aus Erleichterung und Wut, breitete sich in seinem Gesicht aus.

„Wo? .. Wann genau? .. Ja ich bin sofort da!", sprach er aufgeregt ins Handy.

„Was ist los?", fragte ich nervös, nachdem er aufgelegt hatte.

„Kevin, ein Kumpel von mir hat ihn eben gesehen.", sagte er kurz, gab mir eine Kuss auf die Wange und drehte sich dann um.

„Wohin gehst du? Ruf die Polizei!", rief ich schockiert und klammerte mich an ihm.

„Lass mich los Schatz.", sagte Emre ernst.

„Emre lütfen (Emre bitte), was soll ich machen wenn dir was passiert?", flehte ich mittlerweile weinend. Sein Blick wurde sofort sanfter, er nahm mich kurz in den Arm.

„Aglama (Wein nicht). Mir wird nichts passieren! Die Polizei wurde auch schon alarmiert.", versuchte er mich zu beruhigen. Und dann war er weg! Ich öffnete die Haustür und ging rein. Papa war noch auf der Arbeit, Pinar saß im Wohnzimmer und schaute Fern. Langsam stieg ich die Treppen hoch in mein Zimmer. Müde legte ich mich in mein Bett. Meine Gedanken kreisten um Emre.. um Kevin. Endlich hatten sie ihn gefunden. Doch irgendwie fühlte ich mich unwohl. Der Gedanke daran, dass Kevin Emre etwas antun könnte. Köpftschüttelnd versuchte ich ihn zu verdrängen. Alles würde gut gehen. Kevin bekommt seine gerechte Strafe...

„Abla? (Schwester?). Steh auf! Bitte .."

„Nein!", schrie ich.

Irgendjemand rüttelte an meinen Arm. Ich riss meine Augen auf. Mein Atem ging schnell, mein Herz pochte. Ich war schweißgebadet.

Pinar: „Du bist eingeschlafen. Du hast wieder geträumt und geschrien .."

Ihre Stimme versagte, sie fing an zu weinen. Ich nahm sie in den Arm und versuchte sie zu beruhigen.

„Mir geht's gut, es ist alles okay. Bald werden sie ganz weg sein.", flüsterte ich.

Meine Albträume waren schlimm .. doch dieser hier war irgendwie anders gewesen. Bevor ich überhaupt die Chance hatte darüber nachzudenken, klingelte es an der Tür. Pinar löste sich aus meiner Umarmung und wischte sich die Tränen weg.

„Das ist bestimmt Baba (Papa)", sagte sie und lief runter.

Ich stand auf und band mir die Haare zu einem Dutt. Nervös lief ich durch meinen Zimmer und versuchte mich zu konzentrieren. Vergeblich. Auf einmal hörte ich jemanden die Treppen hochlaufen. Kurz darauf wurde meine Tür aufgerissen. Selma stand mit Tränen in den Augen vor mir. Mein Herz zog sich zusammen, ein kalter Schauder durchfuhr meinen Körper.

„Noldu? (Was ist los?)", fragte ich ängstlich.

Selma schluckte uns sah mich mit ihren geröteten Augen mutlos an.

„Kevin .. sie haben ihn gefunden.", sagte sie leise mit zittriger Stimme.

Das war doch eine gute Neuigkeit? Oder etwa nicht? Oh mein Gott! Emre!

„Wo ist Emre?", fragte ich hecktisch.

Selma fing an zu weinen und blickte zu Boden. Ich ahnte schlimmes..

„Wo ist Emre verdammt?", schrie ich und packte sie an den Armen.

„Kevin .. er hatte eine Waffe dabei .. Abi (Bruder) liegt im Krankenhaus", stotterte sie.

Mein Herzschlag setzte aus, ich hielt geschockt die Luft an. Mein Kopf dröhnte, alles um mich herum drehte sich. Ich taumelte einen Schritt zurück und stütze mich an der Wand. Es war als ob mir jemand den Boden unter meinen Füßen weg gezogen hätte. Ich wollte weinen, schreien aber es ging nicht. Ich versuchte zu realiseren was gerade passierte. War das auch wirklich nicht einer meiner Albträume?

„Sibel lass uns ins Krankenhaus fahren!"

Selmas Stimme holte mich in die Realität zurück. Benommen sah ich sie an und nickte.

Sie fuhr schnell, doch die Fahrt kam mir erschreckend langsam vor. Noch immer weinte ich nicht. Wie betäubt starrte ich aus dem Fenster. Auf einmal kam mir ein erschreckender Gedanke in den Kopf. Meine Körper zitterte heftig, meine Hände schwitzten.

„Er wird doch überleben oder?", flüsterte ich voller Angst.

Aus den Augenwinkeln sah ich wie Selmas Körper sich anspannte.

„Natürlich wird er das..", ihr Stimme bebte, sie klang nicht gerade überzeugend.

Ein paar Minuten später waren wir dann im Krankenhaus. Wie in Trance lief ich Selma hinterher. Sie unterhielt sich kurz mit dem Arzt. Ich verstand nur Bruchteile.

„Er wird doch durchkommen oder?", fragte ich leise.

Der Arzt lächelte mir aufmunternd zu.

„Machen sie sich keine Sorgen, er schwebt nicht in Lebensgefahr. Herr Kaya ist jung und stark in ein paar Tagen ist er wieder fit."

Erleichterung macht sich in meinem Körper breit. Ich fiel Selma um den Hals.

„Dürfen wir zu ihm?", fragte ich erwartungsvoll.

„Ja aber bitte nur kurz. Seine Mutter ist schon seit 30 Minuten drinn, der Patient braucht Ruhe.", antwortete der Arzt und ging dann.

Wir öffneten leise die Zimmertür. Emres Mutter saß auf einen Stuhl neben dem Bett und hielt dessen Hand. Als sie aufblickte und uns bemerkte, lächelte sie schwach.

„Mein Junge ist stark, er schafft das.", flüsterte sie mit Tränen in den Augen.

Es tat so ubeschreiblich weh sie so zu sehen. Ich warf einen Blick auf Emre. Er lag im Bett und rührte sich nicht. Überall Schläuche und tickende Geräte. Dieser Anblick fühlte sich wie ein Stich ins Herz an. Meine Knie gaben nach, ich fiel zu Boden und brach dann in Tränen aus.

„Alles meine Schuld. Es ist alles meine Schuld.", schluchzte ich verzweifelt. 

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Ich glaube, einige von euch werden schon den Unterschied zwischen dieser und meiner letzten Geschichte gemerkt haben. Liebe mit Hindernissen ist meine aller erste Geschichte überhaupt gewesen, deshalb ist der Schreibstil hier nicht das Wahre und auch Fehler lassen sich viele finden. Ich hab leider absolut keine Zeit die Geschichte zu überarbeiten, deshalb bitte ich einfach um Verständnis und hoffe, dass alles lesbar ist :) 

Liebe mit HindernissenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt