Siebenundzwanzig

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Während Sibel schlafend im Krankenhaus Bett lag, unterhielt sich der Arzt im Flur mit Emre und Sibel. Can war ebenfalls da.

„Haben sie den Vater bereits kontaktiert?", fragte der Arzt.

„Ja aber der kommt erst in ein paar Stunden.", antwortete Selma.

„Können sie uns denn nicht sagen, was los ist? Ich bin ihr Verlobter ich hab das Recht es zu erfahren!", sagte Emre ein wenig zu laut.

Arzt: „Nun ja .. nach gründlicher Untersuchung wurde festgestellt, das Frau Özer vergewaltigt wurde."

„Was? Nein bitte nicht.. Nein!", schrie Selma und fing an zu heulen.

Kreidebleich taumelte Emre einen Schritt zurück und stütze sich an der Wand. Es war als ob ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen hätte.

„Dürfen wir rein? Ich will sie sehen ..", fragte Selma schluchzend.

„Ja das geht in Ordnung, Frau Özer wurde ein Beruhigungsmittel verabreicht, sie wird die Nacht durchschlafen.", sagte der Arzt und ging.

Emre lehnte weinend an der Wand und vergrub das Gesicht in seinen Händen.

„Abi yapma (Bruder hör auf), wir müssen jetzt stark sein. Für Sibel!", versuchte Selma ihn weinend zu trösten.

„Ich werde ihn umbringen, wer auch immer es war. Ich werde den Mistkerl umbringen!", zischte er leise.

Selma: „Du wirst niemanden umbringen! Die Polizei wird sich darum kümmern."

Ein Klopfen an der Tür riss mich aus dem Schlaf, ich war jedoch zu müde um die Augen aufzuschlagen. Irgendjemand hielt meine Hand. Mein Körper schmerzte und ich fühlte mich leer. Einfach nur leer. Ich hörte wie jemand leise weinte ..Pinar? Ja das war Pinar.

„Um eine mögliche Schwangerschaft vorzubeugen, wurde ihrer Tochter die Pille danach gegeben. Wir haben Glück das Frau Özer nicht geduscht bzw. gebadet hat. Es wurden Spermaspuren gefunden. Damit liegt ein großer Beweis vor, sollte sie sich dazu entscheiden die Person anzuzeigen.", hörte ich den Arzt erklären.

Noch immer hielt ich meine Augen geschlossen.

„Natürlich werden wir Anzeige erstatten.", gab Baba zurück.

„Er wird dafür bezahlen, dieser elender Hund.", fügte er mit schwacher Stimme hinzu.

Es tat weh meinen Papa so zu hören. So verzweifelt und müde. Langsam öffnete ich meine Augen und sah, dass es Emre war der meine Hand hielt. Seine Stirn lag auf meinem Handrücken und ich spürte wie mir Tränen auf die Hand fielen. Er weinte .. Ich musste mich bewegt haben, denn er hob plötzlich seinen Kopf und sah mich mit geröteten Augen an.

„Sibel ..", flüsterte er leise.

Sofort wandte ich meinen Blick von ihm und entzog ihm meine Hand. Ich schaffte es auch nicht meinem Vater ins Gesicht zu sehen. Es tat so schrecklich weh. Ich schämte mich. Selma und Pinar kamen an mein Bett. Selma hatte rote und geschwollene Augen, weinte jedoch nicht mehr. Pinar hingegen heulte wie ein Wasserfall.

„Abla (Schwester) alles wird gut.", sagte sie weinend.

Mein Herz zog sich bei ihrem Anblick zusammen. Automatisch streckte ich ihr meine Hand entgegen, nach der sie dankbar griff. Selma gab mir einen Kuss auf den Kopf und flüsterte mir beruhigende Worte zu. Mein Vater und Can hatten das Zimmer verlassen, Emre hingegen stand am Fenster und starrte geistesabwesend auf den Boden. Langsam hob er seinen Kopf und unsere Blicken trafen sich erneut. Es bildete sich ein Kloß in meinem Hals, mein Körper fing an zu zittern, nur schwer könnte ich die Tränen zurückhalten.

Liebe mit HindernissenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt