012||Er ist wach!

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•Lukas' Sicht•

"Ich fühle mich schlecht, weil ich mich nicht mal bei dir entschuldigen kann, dass ich dich... Weggeschickt habe... Also... Das tut mir leid. Wirklich. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen..."

Ist das Liz? Sie ist hier? Kommt sie... wegen mir?

Ich spüre etwas an meiner Hand. Ist das ihre?
---
Lange Zeit ist es einfach nur still. Sie hält nur meine Hand und macht nichts anderes.

Wie gerne wäre ich jetzt einfach aufgewacht und hätte sie in den Arm genommen, aber egal, wie sehr ich mich bemühe, es klappt einfach nicht.
So liege ich einfach reglos da und spüre dieses Kribbeln an meiner Hand, weil sie sie hält.

•Liz' Sicht•

Oh man. Es ist so schlimm, ihn so zu sehen... Ganz leicht streiche ich mit dem Daumen über seinen Handrücken, lasse seine Hand dann los und wuschle einmal durch seine Haare.

Es tut weh, ihn so zu sehen, aber auch, ihn nicht zu sehen. Deswegen werde ich jetzt jeden Tag herkommen und ihn unterstützen. Aber langsam muss ich nach Hause, Mum macht sich so wahrscheinlich schon Sorgen, weil ich ja nicht mit dem Bus angekommen bin.

"Tut mir leid, aber ich muss gehen... Wir sehen uns." Gerade will ich gehen, da drehe ich mich noch einmal um und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.
Spätestens jetzt bin ich mir sicher, dass ich ihn liebe. Und ihn so kraft- und wehrlos daliegen zu sehen, schmerzt.
Deshalb gehe ich dann auch schnell aus dem Raum.

Vor der Tür wartet Marian. Als er mein trauriges Gesicht sieht, fragt er, was los sei.

"Es tut nur unglaublich weh, ihn so sehen zu müssen..." flüstere ich.

Marian legt eine Hand auf meine Schulter. "Er wird schon wieder. Glaub' mir." Ich nicke.
"Du kannst so oft kommen, wie du möchtest. Ich glaube, er würde sich über Gesellschaft freuen!"
Traurig lächelnd drehe ich mich um und gehe. Raus aus dem Krankenhaus, weg von Lukas.

Die Hände in den Jackentaschen vergraben, gehe ich nach Hause.

***

Dort angekommen, stürmt Mum mir sofort entgegen und nimmt mich in den Arm.
"Schatz! Wo warst du? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht! Was ist passiert?"
Ich starre die ganze Zeit nur auf den Boden. "Liz?" Ich gucke hoch. "Was ist los? Geht's dir nicht gut?" Langsam schüttle ich den Kopf. "Ein Freund liegt im Krankenhaus, weil er verprügelt wurde..." Dass er sich wegen MIR geprügelt hat, verschweige ich mal lieber...
Mum nimmt mich abermals in den Arm. Dann setzen wir uns gemeinsam auf de Couch. Wir schweigen. Mum weiss gottseidank, dass ich jetzt nicht reden will. Sie versteht mich einfach. Und dafür bin ich auch unglaublich dankbar.

Nach gewisser Zeit sagt Mum dann: "Versuch' mal, Hausaufgaben zu machen. Zumindest die für morgen. Wenn's nicht geht, schreibe ich dir eine Entschuldigung in die Hefte, dass du gerade Schwierigkeiten hast und dich nicht konzentrieren konntest. Okay?" Zögernd nicke ich.
Dann stehe ich auf, nehme meinen Rucksack und gehe in mein Zimmer. Ich setze mich an den Schreibtisch und hole meine Hausaufgaben hervor. Doch nichtmal den Stift kann ich in der Hand halten, so sehr zittert meine Hand. Wütend werfe ich diesen auf mein Heft. Dann vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen.

Wieso passiert gerade mir sowas?!

~Zeitsprung: 2 Wochen~

Jeden Tag bin ich nach der Schule direkt zum Krankenhaus gelaufen, um nach Lukas zu sehen. Doch seit ich das erste Mal da war, ist er immernoch nicht wieder aufgewacht. Immer, wenn ich da bin, nehme ich seine Hand, die zwar von Tag zu Tag immer ein wenig wärmer geworden ist, aber immernoch unlebendig wirkt.

Auch das Personal kennt mich inzwischen.
Erinnert ihr euch noch an die Dame am Empfangstresen? Ja? Sie heißt Tanja und ist echt lieb.
Aber am besten verstehe ich mich immernoch mit Nina, der jungen Frau, die mich am ersten Tag nicht in den Flur lassen wollte, wo Lukas liegt.

Ich habe sogar schon 1 Nacht bi Lukas am Bett geschlafen! Zwar unfreiwillig, weil ich ihn an diesem Tag einfach nicht alleine lassen wollte und dann an seinem Bett eingeschlafen bin. Marian hat mich am nächsten Morgen geweckt und ich bin nach Hause gelaufen.
Mum war zwar besorgt, hat mich dann aber doch belächelt. Als ich gefragt habe, warum sie so grinst, hat sie allen Ernstes damit geantwortet:

"Ich finde es schön, dass du einen Jungen gefunden hast, der dir sehr wichtig ist. Einen Jungen, den du liebst."

Da habe ich echt gestaunt, das könnt ihr mir glauben!
Marian hat mir auch seine Nummer gegeben, da ich informiert über Lukas Stand bleiben wollte und wir dafür nicht Lukas' und meinen Chat missbrauchen wollten.
Joa, das ist bisher so im Allgemeinen passiert...
Heute ist Freitag und ich gehe, wie jeden Tag, gerade zu Lukas, als mir auffällt, dass Nina nirgendwo zu sehen ist.
"Nina?" frage ich vorsichtig. Keine Antwort.
Langsam gehe ich in Richtung Lukas' Zimmer, als aus gerade diesem Marian kommt. Als er mich bemerkt, lächelt er.
"Hallo Liz! Schön, dich zu sehen!" "Hi Marian. Weisst du, wo Nina ist?" "Ja, sie hat heute frei. Wo ihr Ersatz allerdings ist, weiss ich nicht. Hier könnte ja im Prinzip gerade jeder einfach zu Lukas spazieren." Nachdenklich nicke ich. "Kann ich zu Lukas?" "Klar. Und lass' dir Zeit. Wie immer eigentlich." Ich lache kurz und gehe dann ins Zimmer.

Lukas liegt immernoch in der gleichen Position dort, wie als ich ihn das erte Mal im Krankenhaus besucht habe.
Ich setze mich, wie sonst immer, ans Bett und nehme, wie immer, seine Hand. Diesmal ist sie schon wieder angenehm warm.
Ich betrachte einfach nur unsere Hände, als er plötzlich zudrückt. Ich zucke zusammen und schaue von unseren Händen auf. Lukas hat die Augen zwar noch geschlossen, scheint aber nicht ruhig, wie sonst. Für Millisekunden verzieht sich sein Gesicht immer und immer wieder zu einem schmerzverzerrtem Ausdruck.
Dann krallt sich seine freie Hand in sein Bettlaken, als hätte er wirkliche Schmerzen.
Ich reiße mich aus meiner Schockstarre und laufe zur Tür. "Marian! Irgendwas stimmt nicht! Komm' schnell!"

Marian kommt angestürmt und geht zu Lukas ans Bett. Er drückt einen Knopf auf seinem Nachschrank und wenig später kommt ein Arzt ins Zimmer. Er packt Lukas' einen Arm, Marian seinen anderen, was sich leichter anhört, als es ist, denn Lukas ist wirklich unruhig!
Er wälzt sich geradezu hin und her. Als sie seine Arme endlich zu fassen bekommen haben, ist Lukas zwar bewegungsunfähiger, aber lange noch nicht ruhig.

"Liz! Versuch', ihn zu beruhigen!" "Ich... Ich weiss nicht, wie!" "Irgendwie halt!" Marian klingt richtig verzweifelt.

Sollte ich... Ach, nicht denken, handeln!

Also gehe ich ans Bett, nehme Lukas' Gesicht in meine Hände und küsse ihn.
Ich weiss nicht, wie ich auf die Idee kam, dass das helfen könnte, aber... Das tut es komischerweise!
Lukas' Zappeln wird weniger und hört schließlich ganz auf. Als ich denke, dass er wieder in seinen ohnmächtigen Zustand zurückfällt, passiert etwas, was ich nie im Leben erwartet hätte...

Er küsst mich zurück!

Hm, ja gut.

Was sagst du denn dazu?

Ja, sehe ich auch so.
Genau so. Nicht anders.

~Lilly❤🍉

If it ain't loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt