074||Safed!

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Am nächsten Tag bin ich noch nicht wieder zur Schule gegangen, Mun wollte das nicht. Doch als sie dann am frühen Nachmittag mit unserem Haustelefon am Ohr in mein Zimmer kommt, weiß ich schon, wer da am Apparat ist. "Liz? Wieso will die Polizei, dass du zum Revier kommst?" In ihrer Stimme schwankt etwas Panik mit, aber ich sage nur, während ich mich aus dem Bett schwinge: "Ich erzähle dir alles auf dem Weg. Vielleicht haben sie das Handy ja gefunden..." Mum guckt mich erst irritiert an, doch als ich sie dann erwartungsvoll angucke, nickt sie und zusammen gehen wir los in Richtung Polizeistation. "Also? Ich höre." "Um's kurz zu machen: Lukas wurde entführt und jetzt versucht die Polizei, mithilfe meines Handys sein Handy zu orten. Und vielleicht haben sie ja etwas gefunden! Deswegen müssen wir uns beeilen!" Ich greife nach Mum's Hand und achte garnicht erst auf ihren Blick. Wir laufen durch die Straßen und als wir bei der Station ankommen, werden wir bereits erwartet. Wir setzen uns gegenüber des Schreibtisches des Polizisten und ich gucke ihn geduldig an. "Also Liz... wir haben leider noch nicht die genaue Position des Handys gefunden aber einen Bereich, in dem es 4 Häuser gibt, die in Frage kommen. Angeschnitten von der Zivilisation, ein perfekter Ort um jemanden zu foltern. Niemand hört die Schreie." Ich nicke langsam. Noch kein genauer Standort... "Sie haben nurnoch heute Zeit... morgen um diese Zeit könnte er schon tot sein!" Ich balle die Hände zu Fäusten und versuche, nicht zu weinen. Da klingelt mein Handy, dass auf dem Schreibtisch des Polizisten liegt. Ein kurzer Blick zu mir und er reicht es mir. Ich schlucke, nehme aber doch an und stelle auf laut.
"Also langsam glaube ich, dein achso toller Lukas, den du über alles liebst, interessiert dich nicht... Naja." "Liz, bitte hör' mir zu! Ich liebe dich, egal was passiert, okay?!" höre ich Lukas noch rufen, ehe man hört, wie etwas durch die Luft zischt und Lukas wieder schmerzerfüllt aufschreit. Also langsam setzt mir das auch echt zu... mir laufen die ersten Tränen die Wangen herunter und als Noah dann noch ins Telefon sagt: "Also irgendwie macht es mir Spaß, ihn so leiden zu sehen... Schade, dass es morgen um diese Zeit schon nicht mehr möglich sein wird!", weine ich wirklich los. "Bitte, sie müssen ihn finden!" sage ich schluchzend an den Polizisten gewandt. Mum nimmt mich fest in den Arm. Dann gehen wir gemeinsam wieder Richtung Zuhause. Dort lasse ich mich auf mein Bett fallen. Ich muss Lara und Paula anrufen, hoffentlich haben sie schon Schluss.

Lara hat zwar eigentlich noch nicht Schulschluss, aber sie hat versprochen, so schnell es geht zu kommen. Und wirklich, keine 10 Minuten später als Paula kommt auch sie durch die Tür. Sie hat sich krank schreiben lassen, hat sie gesagt. Das ist so schön, so gute Freunde zu haben, die immer für einen da sind...

Wir wollen gerade einen Film gemeinsam gucken, als Mum ins Wohnzimmer stürzt. Sie guckt mich an, hat noch das Telefon in der Hand. "Sie haben es gefunden!"
Sofort weiten sich meine Augen und ich springe auf, um mir Schuhe und Jacke anzuziehen. Paula und Lara tun es mir nach einem verwirrten Blickwechsel nach und zu viert laufen wir los zum Revier. Auf dem Weg remple ich gefühlt Millionen Menschen an, was mir aber total egal momentan ist.
Nach gefühlten Stunden kommen wir denn doch an und werden sofort zu einem Polizeiauto gelotst. Mit einem Polizisten gemeinsam fahren wir ziemlich weit außerhalb Hannovers, ehe wir an einem Wald halten. "Verhaltet euch leise, der Entführer könnte den Entführten sonst umbringen. Versucht, das Zielobjekt außer Gefecht zu setzen." spricht der Polizist in ein Mikro und dann steigt er aus. "Bleiben sie bitte im..." "Auf keinen Fall! Ich komme mit!" protestiere ich und steige aus. Mum will mich am Handgelenk packen, doch der Polizist verhindert es. "Es ist vielleicht sogar besser, wenn der Geschädigte dann eine Vertrauensperson hat." Mum nickt und ich schleiche mit den anderen Polizisten in den Wald rein. Mitten im Wald finden wir dann ein altes, zweistöckiges Haus, was sehr verlassen aussieht. Und da ist Lukas wahrscheinlich drin...

Gemeinsam gehen wir in das Haus und teilen uns auf. Keller, Obergeschoss und Erdgeschoss.
Auf einmal höre ich, wie jemand ruft: "Hände dahin, wo ich sie sehen kann!", dann ein: "Sofort!" und schlussendlich einen Knall wie aus einer Pistole. Erschrocken schnappe ich nach Luft und mein Kopf malt sich das Schlimmste aus: Noah hat Lukas in der Hektik doch schon erschossen. "Von wo kam das?!" frage ich den nächstbesten Polizisten. "Von unten." Ich nicke und laufe los. Die Treppen nach unten in den Keller und zur Tür, die als einziges offen steht. Als ich durch die Tür stolpere und mich kurz am Türrahmen festhalte, atme ich durch.

"Lukas!" sage ich außer Atem. Lukas' Blick haftet auf der leblosen Person, die vor ihm liegt. Diese hält eine Pistole in der Hand. Ich stürze zu ihm und nehme ihn einfach in den Arm. Er zuckt merklich zusammen, so als hätte er nicht erwartet, dass er umarmt wird. "L-liz?" flüstert er dann. Ich nicke und mache mich daran, seine Fesseln zu lösen. Als er endlich gelöst ist, guckt er sich sofort seine Handgelenke an. "Ist alles okay?" Er guckt zu mir und man sieht die Tränen in seinen Augen. Sofort umarme ich ihn wieder und drücke mich fest an ihn. Aber als ich ihn scharf die Luft einziehen höre, löse ich mich sofort. Besorgt mustere ich ihn. "Was ist los?!" Er guckt sich einmal um, aber gerade ist kein Polizist zu sehen. Dann knöpft er langsam sein Hemd auf und kaum ist es komplett offen, erkennt man die vielen blauen Flecken und teilweise auch Kratzer, die seinen kompletten Oberkörper zieren. Meine Augen weiten sich. "Oh Gott Lukas! Das.. das muss behandelt werden, ich..." "Liz." Immernoch komplett durch den Wind gucke ich mich in Raum um. Da nimmt Lukas meine Hand und dreht mich zu sich. "M-mir geht es gut." "Sieht man ja. Komm, wir gehen jetzt nach draußen und da rufe ich einen..." Genau in dem Moment ertönt die Sirene des Krankenwagens draußen. "Hat sich wohl wieder erledigt." Dann ziehe ich Lukas hinter mir her nach draußen. Kurz bevor wir das Haus verlassen, beginnt Lukas, unkontrolliert zu zittern. Er bleibt stehen und guckt sich angsterfüllt um.
Oh je... hoffentlich nur eine Kurzreaktion auf das, was er die letzten Tage durchmachen musste und kein bleibender Schaden...

Leute... nur für euch bin ich bis 1:27 Uhr aufgeblieben und habe dieses Kapitel zuende geschrieben...

~Lilly❤️🍉

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