067||Über das Problem sprechen

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Am nächsten Morgen wache ich extrem müde auf, quäle mich aus meinem Bett und suche in meinem Schrank nach etwas, was ich anziehen kann. Müde ziehe ich alles an und gehe ins Bad.

Oh Gott! Wer ist das da im Bad!
Ach warte, das bin ich, ich gucke in einen Spiegel...
Naja, ich habe aber auch echt schlecht geschlafen, Lukas neben mir hat sich immer unruhig hin- und hergedreht, als hätte auch er einen Alptaum. Ich habe ihn dann wachgerüttelt, wo er sich immer erstmal verwirrt und orientierungslos umgeguckt, dann mich angeguckt und die Augen schließlich wieder geschlossen hat. Er macht mir echt Sorgen...

Dann einmal hat er meinen Namen im Schlaf gemurmelt, wo ich meine Hand auf seine Wange gelegt habe und ihm einen Kuss auf die Stirn gegeben habe. Er hat leicht gelächelt, und als ich meine Hand wieder weggenommen habe, hat er sie gegriffen und miteinander verschränkt. So sind wir dann beide eingeschlafen und so bin ich auch wieder aufgewacht.

Aber gerade habe ich mir das erste Mal meine Augenringe abgedeckt, weil sie wirklich schlimm aussehen, dann habe ich mir meine Haare zu einem Dutt zusammengebunden und bin nach unten in die Küche gegangen, wo ich gefrühstückt habe. Dann habe ich das Geschirr in die Spülmaschine gestellt und bin nach oben gegangen, wo ich Zähne geputzt habe und den Rest, den ich von meiner Morgenroutine noch erledigen muss, und gehe dann zurück in mein Zimmer, wo ich meine Schulsachen zusammenpacke und in meinen Rucksack stopfe. "Morgen..." kommt es da dumpf vom Bett. Ich hebe meinen Kopf und gucke zum Bett. "Guten Morgen Lukas..."
Ich schultere meinen Rucksack und gehe nochmal zum Bett. Ich setze mich auf die Bettkante und wuschle durch Lukas' Haare. Also schlimmer können die echt nicht aussehen... Lukas guckt mich aus halb geöffneten Augen an. "Wie geht's dir?" frage ich leise. "Also... Mega beschissen, aber wenigstens kann ich dich wieder angucken..." Ich gucke fragend. "Du konntest deine Augen also wirklich nicht öffnen?" "Nein... Reden ging auch nicht. Es hat sich so angefühlt, als wäre ich... tot..." Blinzelnd gucke ich hoch und beiße auf meine Unterlippe. "Ich muss los. Bis nachher, Luki." Dann gebe ich ihm einen Kuss auf die Wange und gehe schnell nach unten. Schuhe und Jacke an, dann raus und los zur Bushaltestelle.

In der Schule ziehen Lara und Paula mich dann zur Seite und gucken mich fragend an. " Was ist los, Süße?" "Lukas..." "Was ist mit ihm?" Die beiden machen sich wohl ziemliche Sorgen, sowohl um mich, als auch um Lukas.
"Er ist krank, konnte nichtmal reden, sich ohne Schmerzen bewegen, geschweige denn die Augen öffnen... Es geht ihm zwar etwas besser, er kann schon wieder mehr reden, die Augen halb öffnen, aber er hat mir heute gesagt, dass er sich... tot gefühlt hat..." Ich schlucke einmal, da sich ein Kloß in meinem Hals bildet. Lara und Paula nehmen mich fest in den Arm. "Aber er ist doch nicht tot!" "Ich weiss, aber ich habe es in der Nacht davor geträumt..."
Lara setzt zu einem Satz an, kann ihn aber nicht anfangen, da die Klingel der Schule sie davon abhält. "Lasst uns reingehen." "Aber das ist noch nicht geklärt!" "Meinetwegen! Solange wir da nicht in der Schule drüber reden..." Die beiden nicken. "Wenigstens etwas..."

Im Unterricht bin ich etwas abwesend. "Mrs. Reynigs, könnten sie mir diese Frage beantworten?" "Äh... Tut mir leid, ich habe nicht aufgepasst, können Sie die Frage wiederholen?" "Nennen Sie mir einen Impressionistischen Künstler!" "Ehmm... Claude Monet." "Sehr gut. Aber ich bitte Sie trotzdem, nach dem Unterricht noch kurz zu bleiben." Ich nicke kurz und lausche dann weiter dem Unterricht. Lara mustert mich öfter misstrauisch und gleichzeitig auch irgendwie bemitleidend.
Als die Pausenklingel uns dann endlich erlöst, packe ich meine Sachen vom Tisch und gehe dann nach vorne zu meinem Fachlehrer. Er mustert mich kurz, fängt dann aber an, zu reden.
"Also, Liz. Du hast heute meiner Meinung nach sehr abwesend gewirkt. Ist alles in Ordnung?" Die Tatsache, dass mein Lehrer, der mich eben noch gesiezt hat, mich jetzt mit 'du' anspricht, bringt mich durcheinander. "Ich... Äh... Also..." "Ist schon okay. Wenn es was privates ist, musst du darüber nicht reden." "Naja... Also, jaa, es ist eine private Sache." "Haben Schüler damit zu tun?"
Navh kurzem Überlegen nicke ich. "Mich schlagen einige Schüler aus einem privaten Grund, weil ich mich gegen etwas wehre, was sie nicht akzeptieren wollen."

***

Ich verlasse den Raum. Kaum zu glauben, dass ich einem Lehrer gerade alles über Mark, Niklas und deren Freunde erzählt habe. Ja, sie bekommen jetzt eine Suspendierung und dürfen ihr Abi erst ein Jahr später machen, aber ich befürchte, dass damit das Problem nicht aus der Welt geschafft ist...
Vielleicht sollte ich es erstmal so genießen, wie es ist... Ist wohl das Beste.

Nach der Schule haben Lara und Paula noch etwas mit mir über Lukas geredet, aber ich wollte dann doch schnell nach Hause, da Mum sich sicher nicht wirklich um Lukas kümmern wird. Ich glaube sogar, dass sie nichtmal weiss, dass mein kranker Freund oben in meinem Bett liegt und den Tag verschläft.

Zuhause ziehe ich Schuhe und Jacke aus, nehme mir einen Apfel und schneide ihn klein, gehe dann hoch und öffne leise meine Zimmertür. Ich gehe ins Zimmer und schließe die Tür hinter mir wieder. Leise gehe ich zum Bett. "Lukas..." sage ich, um ihn zu wecken. Da er mit dem Rücken zu mir liegt, dreht er sich jetzt langsam zu mir. Er lächelt mich schwach an und als ich ihm den Teller mit den Äpfeln hinhalte, nickt er. Also nehme ich ein Stück und hebe seinen Kopf an, sodass er abbeißen kann.
Er kaut langsam und braucht eine Weile, bis er runterschluckt, aber immerhin, er isst.
Das geht solange weiter, bis er schlussendlich alle Apfelstückchen aufgegessen hat. Er atmet tief durch, und legt seinen Kopf dann leise stöhnend in meinen Schoß. Ich lächle leicht und fange an, mit einer Haarsträhne von ihm zu spielen. Allerdings nicht lange, denn Lukas hebt einen Arm und nimmt meine Hand. Das bringt mich dazu, in seine zwar krank aussehende, aber lauchtenden Augen zu sehen. Langsam beuge ich mich vor, stoppe aber kurz vor seinem Gesicht. Ich meine, er ist krank...
Doch das ist jetzt auch nicht mehr von Bedeutung, denn Lukas hat seinen Kopf etwas angehoben und seine Lippen auf meine gelegt.

Wir sins gestern gefühlt durch quer Deutschland gefahren, um meine Simkarte umzutauschen, und es lief darauf hinaus, dass wir die Simkarte innerhalb 5 Minuten online bestellt haben... -.-

~Lilly❤🍉

If it ain't loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt