076||Besorgt

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Als ich in den Raum komme, sehe ich Lukas, der ganz kurz ängstlich geguckt hat, aber als er gemerkt hat, dass ich das bin, atmet er laut aus.
"Alles gut, ich bin's." Langsam gehe ich auf das Bett zu und setze mich auf den Rand. "Und? Wie geht's dir?" "Naja, den Umständen entsprechend... Ich werde wahrscheinlich eine Narbe behalten, der Rest wird komplett verheilen."
Ich richte meinen Blick zu Boden. "Liz? D-" "Der Arzt hat gesagt, dass du ungefähr 2 bis 3 Wochen bleiben musst..." Ich merke aus dem Augenwinkel, wie Lukas sich aufrichten will und springe reflexartig auf. Lukas guckt mich verwirrt an. Ich kratze mich am Hinterkopf und kaue auf meiner Lippe herum. "Liz?" fragt Lukas leise. Ich schlucke und wende mein Gesicht ab.

"Liz... bitte guck' mich an! Liz?" "Tut mir leid Lukas... ich kann das nicht..." Damit laufe ich zur Tür und öffne sie hektisch. Vor der Tür stehen Birgit und Michael.
Ich lächle sie kurz gezwungen an und laufe dann schnell zum Warteraum zurück. Hinter mir kann ich noch Lukas hören, der meinen Namen ruft, aber nach kurzer Zeit ertönt nichts mehr. Mit Tränen in den Augen gehe ich wie ferngesteuert auf Mum, Lara und Paula zu und reiche Ihnen meine Hand. Dann drehe ich mich wieder und marschiere schnurstracks aus dem Krankenhaus. "Liz, warte mal! Was ist passiert? Du wirkst vollkommen am Boden!" "Schon okay. Ich kann noch nicht drüber reden..." Mum mustert mich kurz besorgt, ehe sie das Auto aufschließt und wir alle einsteigen.
Die Fahrt über starre ich einfach aus dem Fenster und reagiere nicht auf die Versuche von den anderen, mit mir zu reden.

•Lukas' Sicht•

"Tut mir leid Lukas... ich kann das nicht..." Damit dreht Liz sich um und läuft aus der Tür. Ich blinzle ein paar Mal und realisiere erst dann, dass Liz quasi gerade mit mir Schluss gemacht hat. Nein! Nein, das kann nicht wahr sein!
Schnell stehe ich auf und laufe zur Tür. Hektisch öffne ich sie und rufe sofort Liz' Namen. Sie darf nicht einfach weg sein! Das kann doch nur ein schlechter Traum sein...

Ich will weiterlaufen, doch jemand packt mich am Arm. Irgendwie löst das etwas in mir aus und ich fange an, um mich zu schlagen, Tränen laufen meine Wangen herunter und ich will schreien, doch nichts, kein Laut verlässt meinen Mund.
Ich spüre noch, wie etwas in meinem Arm sticht, dann wird alles dämmrig. Langsam geben meine Beine unter mir nach und ich falle in zwei Arme. Mit Mühe kann ich noch meine Augen offen halten. Ich erkenne Umrisse, kann sie aber niemandem zuteilen. Das letzte, was ich richtig mitbekomme, war: "Warum ist er so ausgerastet?"
Liegt doch auf der Hand: Liz ist nicht mehr da, und wird es wohl auch nie wieder sein...
Dann wird alles ruhig, ich schwebe in kompletter Dunkelheit...

~Zeitsprung: 1 Woche~
•Liz' Sicht•

Okay, heute werde ich es tun... ich werde Lukas noch einmal besuchen. Letztes Mal bin ich ja so überstürzt weggerannt, ich hoffe nur, Lukas hat das nicht falsch interpretiert...
Im Eingangsbereich des Krankenhauses blicke ich mich nochmal um und gehe dann langsam zum Tresen. "Ich würde gerne zu Lu..." "Ich weiß schon. Du weißt, wo er liegt?" Ich nicke. "Dann los, geh'." Verwirrt gucke ich mich um, gehe dann aber los zu den Treppen. In den dritten Stock hoch und in den Gang, in dem Lukas liegt.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass alles langsamer abläuft. Es fühlt sich an, als würde ich mich nicht von der Stelle bewegen.
Da stürmen einige Ärzte an mir vorbei. Ich gucke Ihnen erst nach, doch als ich realisiere, in wessen Zimmer sie stürmen, setzt mein Herz für eine Sekunde aus.
Wie von selbst setzt sich mein Körper in Bewegung und ich laufe ebenfalls ins Zimmer.

"Wir verlieren ihn!" höre ich einen der Ärzte rufen. Meine Augen weiten sich. "Nein!" rufe ich und renne zum Bett. Ich greife Lukas Hand und schaffe es, einen kurzen Blick auf den Monitor zu erhaschen, auf dem sein Herzschlag angezeigt wird. Tatsächlich geht er immer langsamer und schwächer.
Da packt jemand mich an den Armen und ich werde vor die Tür gezogen.
"Nein, bitte, Sie müssen ihm helfen, er darf noch nicht sterben!" "Kleine, wir versuchen alles, aber er kämpft gegen das Leben und nicht dafür... Er hat scheinbar seinen Lebenssinn verloren..." Ich schlucke. Bitte... er darf nicht sterben...
"Doktor? Er wird es wahrscheinlich nicht schaffen... aber als sie..." Dabei zeigt er auf mich. "seine Hand gehalten hat, kam für eine kurze Zeit wieder Leben zurück in seinen Körper. Vielleicht..." "Ist sie sein Lebenssinn?" Ich gucke zwischen den beiden Ärzten hin und her, verdrehe dann meine Augen und quetsche mich an den beiden vorbei.
Schnell laufe ich wieder zum Bett und nehme Lukas' Hand. "Hey... hey Lukas. Kannst du mich hören? Falls ja, dann bitte... wach auf! Hörst du? Du kannst mich nicht einfach alleine hier lassen! Mag sein, dass ich letztens einfach gegangen bin, aber ich hätte niemals gewollt, dass sowas passiert! Bitte... Lukas, wach auf..." Ich schluchze und wende meinen Blick ab.
Ich weine etwas, bis ich höre, wie das Piepen des Monitors wieder langsamer wird. "Nein... nein! Lukas, bitte! Bitte, kämpf' weiter!" Als die Wellen des Herzschlags weiter kleiner werden und drohen, zu einer Linie zu werden, weiß ich mir nicht anders zu helfen, als ihn einfach zu küssen. Das hat schon einmal geholfen, wieso auch nicht ein zweites Mal? Erst wird das Piepen noch kurz langsamer, dann wird es aber rasant schneller und schließlich löse ich mich. Lukas blinzelt und guckt sich einmal um. Ich atme erleichtert durch. "Mein Gott, jag' mir nie wieder so einen Schrecken ein... du bist fast gestorben! Wieso... Der Arzt hat gesagt, du hast deinen Lebenssinn verloren... Stimmt das?" Lukas guckt mich kurz an, nickt dann aber. "Bevor du fragst... du bist mein Lebenssinn." "Aber ich habe... Oh man, du hast das falsch verstanden!" Lukas zieht fragend eine Augenbraue hoch. "Ich bin gegangen, weil das alles zu viel wurde! Ich habe und wollte mich nicht von dir trennen! Ich liebe dich doch!" "Ich liebe dich auch..." flüstert Lukas mit gesenktem Kopf.

If it ain't loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt