"Heaven" sagte er wieder leise, es klang mehr nach einer Frage, als nach einer Feststellung, also nickte ich leicht. Seine Augen begannen zu strahlen, ich verstand nicht wieso, aber plötzlich zog er mich in eine Umarmung und flüsterte mir zu "Ich hab mir solche sorgen um dich gemacht Sky"...
Ich schaute auf... Sky? so nannte mich nur einer. Konnte es wahr sein? War er wirklich der für den ich ihn hielt? "Ty...?" Er drückte mich noch mehr an sich und gab mir einen Kuss auf die Wange.
"Was ist passiert?" Er schaute mich fragend an. "Ach Ty, dass ist eine lange Geschichte."
"Lass uns zu mir gehn, mein Dad ist nicht da, so können wir reden." Er zog mich hoch und nahm meine Hand. Langsam liefen wir durch den Park und durch ein paar Straßen, bis wir vor einem großen Haus aus Dunkelm Holz ankamen. Er schloss die Tür auf und führte mich in sein Zimmer.
Hier sah es ganz anders aus als ich erwartet hatte. Ich hatte gedacht, er wäre so ein Typ der stundenlang bei Starbucks sitzt und Bücher liest, der wie ich relativ unscheinbar war und eher selten wirklich sprach. Doch sein Zimmer sagte etwas anderes aus. Ein großes Bett stand mitten im Raum, am Rand stand eine Couch und eine Playstation lag auf dem Boden vor dem riesigem Flachbildschirm. In einer Vitrine standen einige Prokale. Nur ein dunkles Regal voller Bücher lies mich erahnen, dass dies wirklich Ty war, mein Tyler....
Ich lies meine Hände über die Buchrücken streifen. Wie ich dieses Gefühl liebte. Wie dieses Gefühl uns doch verband. Wie ich ihn dafür liebte, dass er war wie ich.
Tyler hatte sich auf sein Bett gesetzt und schaute mir dabei zu, wie ich mich in seinem Zimmer umsah. Dann zog er mich zu sich. "Jetzt erzähl mal Sky, was ist passiert? Was machst du hier?"
Die Tränen liefen mir übers Gesicht, als ich ihm die Sache mit dem Umzug und der plötzlichen Flucht aus unserer Heimatstadt erzählte. Ich war überfordert und konnte einfach nicht mehr. Ty legte seinen Arm um mich und strich mir über den Kopf, genau wie Jason es immer getan hatte. Bei dem Gedanken an Jay musste ich nur noch mehr weinen. Ich vermisste ihn und so glücklich ich auch war, dass ich in dieser fremden Stadt nicht allein war, es konnte mir nicht meinen Bruder ersetzten. Auch wenn Jay nicht wirklich mein Bruder war, so nannte er mich doch schon immer "kleine Schwester".
Tyler griff nach meiner Hand und streichelte sie zart. Er war einfach nur toll, genau wie ich es mir vorgestellt hatte, wenn ich ihm einmal begegnen würde. Auch wenn er nicht aussah wie in meiner Vorstellung, sondern tausendmal besser.
*******
Nachdem Tyler mich heimgebracht hatte, redete ich Abends noch lange mit meiner Mum. Sie erklärte mir was passiert war. Sie hatte meinen Dad in seiner Firma mit seiner Sekretärin erwischt. Volles Klischee. Die Wut entbrannte in mir. Dieser Mann, mein Erzeuger war nicht mein Vater. Er hatte meiner Mutter wehgetan. Er war Schuld, dass ich Jason zurücklassen musste. Ich Hasste ihn regelrecht.
Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker früh. Viel zu früh. Aber ich musste raus. Die Schule wartete auf mich. Ich ging Duschen und betrachtete mich danach im Spiegel. Noch immer waren meine Arme und mein Bauch überzogen von blauen und lila Stellen. Keine unverletzte stelle war zu sehen. Ich seufzte und zog mich an.
Nach dem Frühstück mit meiner Mum lief ich zur Haltestelle. Im Bus setzte ich mich auf einen leeren Platz und hörte Musik. Ich war aufgeregt, schließlich kannte ich außer Tyler niemanden. Und der hatte ausgerechnet heute einen Arzttermin. Als der Bus vor der Schule ankam, lies ich meinen Blick über den Hof gleiten. Es war keine übermäßig große Schule, vielleicht 1000 bis 1500 Leute.
Langsam ging ich auf das Schulgebäude zu. Vor der Tür standen einige Typen umkreist von diesen Typischen Barbies. Ich verdrehte die Augen, solche Menschen konnten mir gestohlen bleiben. Ich suchte mir den Weg zum DIrektorrat und klopfte. Nachdem ich ein leises "Herrein" wahrnahm, etrat ich den Raum. Eine ältere Dame stand hinter dem Schreibtisch und musterte mich neugirig. "Du musst Heaven Summers sein?" Ich nickte und sie bat mich, auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch platz zu nehmen. Sie erklärte mir einige Sachen zur Schule und gab mir dann meinen Stundenplan. "Deine erste Stunde ist Mathe bei Mrs Hemswall im Raum 232. Samantha wird dich herumfrühen und dir alles zeigen. Sie lächelte einem Mädchen zu, dass neben der Tür auf einem Stuhl saß. Ich hatte sie beim eintreten garnicht bemerkt.
Samantha nickte und zog mich aus dem Rektorat. "Hey ich bin Samantha aber nenn mich Sam, das tun alle. Ich zeig dir jetzt die Schule. Auch wenn wir nicht die größte Stadt sind haben wir einiges zu bieten. Du kommst aus London richtig?" Ich nickte. Sam war süß. Sie war einen Kopf größer als ich und etwas aufgedreht. "Wow London, da wollte ich schon immer mal hin", schwärmte sie. Ich musste lächeln, ja ich glaubte ihr. London war eine wundervolle Stadt.
Als wir vor dem Raum 232 stehenblieben winkte mir Sam noch kurz zu. Da sie in einem anderen Mathekurs war, musste sie mich hier allein lassen um zu ihrem Kurs zu kommen. Ich wollte gerade ins Klassenzimmer gehen, als ich plötzlich gegen jemanden lief. Ich schaute auf. Ein großer Junge mit dunklen Haaren und noch dunkleren Augen starrte mich an. Seine Haut hatte hatte einen ungewöhnlich Ton, definitiv war er beziehungsweise seine Eltern keine gebürtigen Iren, ich vermute mal eher Spanisch/ Italienisch angehaucht. Er mussterte mich starr und ich fühlte mich unwohl. "Sorry" murmelte ich und ging an ihm vorbei. Ich spürte seinen Blick noch immer auf mir haften.
Die Lehrerin stellte mich der Klasse vor: "Das ist Heaven Summers. Sie kommt aus England und ist gerade hier her gezogen. Sie wird ab heute in unsere Klasse gehen."
Ich setzte mich auf einen Freien Platz weit hinten. Neben mir saß ein Mädchen mit kurzen schwarzen Haaren und dunklem Make-Up. Sie zeichnete etwas auf ihrem Block und ignorierte mich.
Nach Mathe stand wieder Sam vor mir. Sie zog mich weiter zur Cafetaria. "Du sitzt bei uns" beschloss sie ohne meine Reaktin abzuwarten. Ich setzte mich neben ein blondes Mädchen und schaute mich schüchtern um. Nach und nach stellten sich alle vor. Neben mir saß Emily (also das blonde Mädchen), mir gegenüber saßen Roman und Jennifer. Die beiden liesen nur kurz voneinander ab um mich zu begrüßen und gleich darauf schienen sie wieder in ihrer Pärchenwelt zu leben. Neben ihnen saß ein blonder Junge mit blauen Augen, der sich als Liam vorstellte. An Sams rechter Seite saß eine sehr schlanke und große schwarzhaarige. Ihre Lippen waren von rotem Lippenstift überzogen. Sie stellte sich mir als Kate vor. Während die anderen aßen, sah ich mich um. Hier in der Cafeteria waren viele Menschen. Es sah aus, als wäre es die Typische Grüppchenbildung, wie ich sie schon aus London kannte. Die Jungs die ich vorhin vor der Schule gesehen hatte, waren wieder von den ganzen Blonden Barbies (vermutlich Cheerleader) umzingelt. Plötzlich fiel mein Blick auf die Tür. Ich musste lächeln, als ich sah dass Tyler herreinkam und direkt auf unseren Tisch zusteuerte. Die Mädchen am Tisch hörten auf zu Essen und starrten ihn an.
Was war nur los mit ihnen? Ich stand auf um Ty zu umarmen und er schenkte mir ein Lächeln. Ein raunen ging durch ddie Gruppe, selbst Roman sah erstaunt aus. Was zum Teufel war hier nur los? "Morgen Sky, flüsterte er mir ins Ohr. "Wie war dein Vormittag?" Ich sah ihn an und lächelte "Schon ok, aber Ferien wären mir lieber. Er strich mir kurz über den Kopf und meinte "Verständlich, ich muss los, noch was erledigen. Kommst du nach der Schule zu mir?" Ich nickte und er umarmte mich kurz, bevor er die Cafeteria wieder verlies.
Erst als er weg war merkte ich, dass ein paar Mädchen mich ziemlich missmutig und ungläubig anstarrten. Sam zog mich runter und ich schaute in ihre erstaunten Augen. "Woher kennst du Tyler Finnley?" Ich musste lachen, als ich ihr Gesicht sah. Ich zuckte nur mit den Schultern und meinte "Er ist ein aler Freund." Sie sah mich ungläubig an. "Noch nie hat Tyler auch nur ein Mädchen beachtet und dich lächelt er an und umarmt dich" Jetzt war ich an der Reihe erstaunt zu schauen. Wie bitte? Dieser verdammt gutausehende Typ hat nicht immer tausend Mädchen um sich herrum? Wie passte das bitte? Ich dachte er wäre schon aufgrund seines Aussehens ein Playboy. Sam sah meinen erstaunten Ausdruck in den Augen und musste lachen. "Nein er ist kein Playboy, zwar ein riesen Herzensbrecher, aber auch nur weil er so viele Körbe verteilt. Ich wurde rot. Hatte ich das Gerade laut ausgesprochen? Verdammt.

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Unscheinbar
Teen FictionHeavens leben scheint auf den ersten Blick ganz normal. Jedoch wie schon so oft täuscht dieser erste Eindruck gewaltig. Als ihre Eltern sich plötzlich trennen und sie mit ihrer Mutter weg von London in eine irische Kleinstadt zieht, geht mit einem...