Kapitel 27

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Wir verliesen zusammen den Flughafen und machten aus auf den Weg zu ihrem Haus. Es war nur ein paar Hundert Meter von meinem alten zu Hause entfernt und als wir daran vorbeifuhren, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen.

In Irland war so viel passiert, dass ich kaum daran gedacht hatte, was passiert war. Schon bevor wir umzogen hatten Dad und ich uns immer schlechter verstanden. Ich wusste selbst nicht wieso. Meine Mutter hatte mir früher immer erzählt, dass ich ein totales Papakind war. Ich wollte nie schlafen, bevor er mir gute Nacht gesagt hatte und wenn ich vor etwas Angst hatte, versteckte ich mich sofort hinter Papa. Sogar mein erstes Wort war Dada. 

Eigentlich hatte ich es immer gewusst, aber in dem Moment, indem ich das Haus sah, in dem ich aufgewachsen war, wurde es mir so richtig schmerzlich bewusst. Mir fehlte mein Vater. Mir fehlte es, dass wir früher immer zusammen unterwegs waren. Wie er mich vor allem beschützt hatte... Wieso hatte sich das geändert? Wann hatte sich das geändert?

Ich glaube es war vor etwa 4 Jahren, meine Eltern stritten sich damals ziemlich viel. Ich wusste nie wieso, wüschte mir immer nur, es würde aufhören. Eines Abends war es besonders schlimm. Ich hörte wie sie schrien und auch wie Dinge zu Bruch gingen. Ich hatte Angst und bin zu ihnen gerannt. Meine Mum stand am Fenster und sah mich nicht an. Dad saß auf dem Sessel, das Gesicht in den Händen vergraben und murmelte immer wieder "Wieso?" Ich ging auf ihn zu und wollte ihn umarmen, ihn trösten. Doch er schob mich von sich.

Ab da Arbeitete mein Vater immer mehr und wenn ich ihn sah, meinte er er wäre müde und wolle seine ruhe. Wir sprachen kaum noch miteinander. Weder er und ich, noch meine Mutter und er. Und um erlich zu sein, hätte ich lieber, sie würden sich anschreihen, als dieses ewige Schweigen.

Bei Jason angekommen, zog er mich sofort mit in sein Zimmer. Ich sah mich in dem vertrauten Raum um und musste schmunzeln. Überall waren Fotos von ihm und mir. Wir liebten es Bilder zu machen. Vorallem solche, auf denen wir dumme Grimassen zogen. 

Auf seinem Schreibtisch stand ein Bild von ihm und Ryan. Ich ging darauf zu, nahm es hoch und strich sansft mit der Hand darüber. Rian fehlte uns beiden wirklich sehr, doch ich war froh, dass Jason wieder lachen konnte und sein Leben lebte.

"Gehen wir nachher Ri besuchen?" fragte ich ihn. "Ich bin schon lange nicht mehr dort gewesen"

"Können wir tun" meinte Jason und lächelnte traurig, dann aber setzte er wieder ein strahlen auf und meinte "Komm, Mum hat uns was zu essen gemacht"

Ich lief an ihm vorbei und rannte in die Küche. Dort stand Jay Mum und lächelte mich an. "Die Lasange muss ich nur nochmal kurz aufwärmen, Süße. Du kannst schonmal den Tisch decken."

Ich nickte und machte mich daran Teller, Besteck und Gläser aus den Schränken zu holen. Ich kenne mich hier aus, als würde ich hier schon immer Leben. Naja zum Teil stimmte das ja auch. 

Nach dem Essen machten Jay und ich uns auf den Weg zum Friedhof. Ich kniete mich vors Grab und fing an mit Rian zu sprechen. Ich hatte nie damit aufgehört ihm alles zu erzählen und ich war mir ganz sicher er hörte mir auch jetzt noch zu. Ich fühlte es regelrecht machmal, wenn ich traurig und verzweifelt war und anfing mit ihm zu reden, als würde er direkt neben mir sitzen.

Ich spürte seine angewesenheit einfach. Er war in meinem Herz.

Flashback Heaven:

Ich war gerade bei Ri im Krankenhaus. Er wurde immer schwächer und war inzwischen an alle möglichen Maschinen angeschlossen. Jay war kurz nach Hause gegangen um sich zu duschen und umzuziehen. Jede freie Minute verbrachte er hier.

Ich saß neben Ri´s Bett und hielt seine Hand, als er mich plötzlich zu sich zog. "Heaven du musst mir jetzt genau zuhören", sagte er. Ich nickte und setzte mich an seine Bettkante, deine Hand immernoch in meiner.

"Ich weiß du willst das eigentlich nicht hören, aber ich wir wissen es alle. Ich hab nichtmehr viel Zeit. Nein, lass mich erst ausreden. Ich muss dir unbedingt ein paar Dinge sagen."

Und auch wenn es mir schwer fiel, ihm nicht sofort zu sagen, er soll nicht so denken, wusste ich insgeheimm, er hatte recht.

"Ich habe Angst Jay, nicht vor dem Tod... sondern davor dich und vor allem Jason allein zu lassen. Du packst das, da bin ich mir sicher. Aber Jason, ich habe wirklich Angst um meinen Engel" Eine Träne lief über seine Wange.

"Wenn ich nichtmehr da bin Sky, dann bitte kümmer dich um ihn. Du bist die einzige, die das kann. Du kennst ihn besser als jeder andere und wahrscheinlich besser als er selbst. Ich liebe ihn, wie nichts in meinem Leben. Euch beide liebe ich. Und ich hasse es, dass ich euch verlassen muss. Aber du darfst eins niemals vergessen, ich werde niemals ganz weg sein. Ich werde immer da sein, bei dir und bei Jason. Ihr werdet mich nicht vergessen und ich werde in euch weiterleben. Wenn du Kummer hast, rede mit mir. Ich höre zu, versprochen. Wo auch immer ich bald sein werde, dieses Versprechen werde ich einhalten und wenn ich dafür in die Hölle komme."

Er lächelte mich herzlich an und ich erwiederte, jedoch traurig und mit Tränen in den Augen. 

"Und noch etwas Heaven, wenn Jason auf einen Menschen trifft, der ihn liebt wie er es verdient hat,  sorge dafür, dass er keinen Rückzieher macht. Er wird sich Vorwürfe machen wollen. Wir kennen ihn beide, ja er wird es tun. Aber wenn es soweit ist, dann sag ihm bitte, dass ich mir nichts mehr wünsche, als dass er wieder liebt. Und dass ich weiß, dass er mich nicht vergessen hat. Sag ihm, ich reiße ihm seinen süßen Arsch auf, wenn er nicht glücklich wird und es versaut, nur weil er denkt schuldgefühle haben zu müssen. Und sag ihm, Ich liebe ihn und ich weiß, dass er mich liebt, egal was passiert. Er darf sich neu verlieben. Er muss sogar, sonst wäre mein Tod wirklich umsonst."

Kurz nachdem ich ihm all das Versprochen hatte, kam Jason wieder. Ich lies die beiden alleine, nachdem ich Rian nochmal in die Arme geschlossen hatte und ihm gesagt hat, dass ich ihn liebe.

In dieser Nacht ist ein Teil von mir gestorben, weil Rian war eingeschlafen und wollte einfach nicht mehr aufwachen. Er war bereit, dass wusste ich und ich, wir alle musste ihn gegen lassen. Das letzte mal als ich Rian also lebend sah, war wie er und Jason eng umschlungen miteinander rumalberten...

Ich würde niemals dieses Bild vergessen und auch seine Worte nicht.

Flashback Ende

Ich strich mit der Hand über seinen Grabstein und murmelte "Ich habe es nicht vergessen, du fehlst mir Riri."

Dann ging ich zu Jason, der noch immer vor dem Grab kniete und nahm ihn in den Arm. Wir standen noch eine Weile dort und plötzlich kam die Sonne zum vorschein und vertrieb die grauen Wolken, die den ganzen Tag am Himmel zu sehen waren. 

Auch wenn es kitschig klingt, aber ich bin mir sicher, dass Rian uns gerade sieht und uns damit etwas sagen will.

Mit einem letzten Blick auf seinen Grabstein gingen wir wieder zurück zu Jay.

Auf dem Grabstein steht.

Rian Liam Brown,

*21.04.1991  †25.06.2008

'Auf den Flügeln der Zeit fliegt die Traurigkeit dahin. '

Das war sein Lieblingszitat gewesen. Er hatte sich gewünscht, dass das auf seinem Grabstein verewigt werden würde, genau wie eine weiße Lilie und ein Schmetterling.

Die Lilie für Jason und der Schmetterling für mich.

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Auf den Flügeln der Zeit fliegt die Traurigkeit dahin. 

Jean de La Fontaine

Ich hab richtig Tränen in den Augen gehabt, als ich über Rian geschrieben hab...

 ----> OMG LEUTE über 1000 Reads *_* Ich bin begeistert *_*

Ich hoffe euch gefällts weiterhin und ich kann euch zufriedenstellen :)

Verbesserungsvorschläge und vor allem mitfiebern in den Kommentaren ist gern gesehen! 

Ich freu mich über jedes kommentar, deshalb kommentiert fleisig :) 

Love you all <3

eure Joy

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