Jessicas POV
Vor mir stand der braune Wolf, den ich in meinem Traum gesehen hatte. Aber war es echt ein Traum, wenn ich ihn doch jetzt wieder sah? Wie konnte das sein?Ich schaute ihm tief in die Augen, er machte es mir gleich. Seine Augen ähnelten der Nacht. Das braun war nun wegen der Dunkelheit zu einem schwarz angelaufen. Letztes Mal wurde er noch von dem Mondlicht erleuchtet, jedoch war es heute Nacht stockfinster.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir uns nur angeschaut hatten, neigte er seinem Kopf in die Richtung, von der er hergekommen war.
Ich verstand nicht, was er mir damit sagen wollte und schaute ihn verwirrt an. Ich wusste nicht was er wollte. Wollte er dass ich ihm folgte oder wollte er mir damit nur andeuten, dass er jetzt ging? Unschlüssig was ich tun sollte, blieb ich einfach an Ort und stelle stehen und schaute dem Wolf zu, wie er langsam davon lief. Also wollte er tatsächlich gehen.
"Kommst du? Oder willst du da alleine stehen bleiben und komisch durch die Gegend schauen?", sprach der Wolf.
Okay, ich sollte ihm doch folgen. Wie von einer Tarantel gestochen rannte ich dem Wolf nach und verlangsamte mein Tempo erst, als ich bei ihm angekommen war. Wir gingen weiter in den Tiefen schwarzen Wald hinein. Es wurde immer gruseliger, je tiefer wir den Wald betraten. Jedoch fühlte ich mich an der Seite des Wolfes sicher. Er konnte Feinde oder Angreifer sicherlich kurzerhand zerfleischen und mich somit beschützen.
Nach ein paar Minuten kamen wir an einer wunderschönen Lichtung an. Der Mond schien auf uns herab und ich konnte das bekannte Braun seiner Augen wieder erkennen.
Ich kannte diese Stelle, des Waldes gar nicht. Mein Bruder hatte mir die schönste Stelle des Waldes vorbehalten. Wahrscheinlich um sie für dich zu beanspruchen.
Hier war überall moß auf dem Boden verteilt und man konnte, wenn man in die höhe schaute, kleine leuchtende Dinge sehen. Ich wusste nicht genau was es war aber es war wahnsinnig schön. An den Bäumen hingen Lianen runter und die Bäume sahen sehr groß und alt aus. Die Wurzeln der Bäume stachen sogar schon aus der Erde heraus. Diese Schönheit raubte mir fast den Atem.
"Ok jessica. Ich weiß nicht, ob du dich noch an unsre Ersten Begnung erinnern kannst. Falls nicht, möchte ich dir nur sagen, dass wir uns bereits einmal getroffen haben. Wenn du dachtest, dass es bloß in einem Traum war lagst du falsch. Du bist eingeschlafen, als ich dir etwas erklären wollte und ich habe dich dann zu deinem Bruder, nach Hause, getragen. Dort habe ich dich ins Bett gelegt und bin dann unentdeckt gegangen.", der Wolf sah mich kein einziges Mal an, als er das sagte. Sein Blick war auf die andere Seite des Waldes gerichtet. Er hielt Ausschau nach etwas oder vielleicht auch nach jemandem.
"Natürlich erinnere ich mich noch an dich. Ich dachte aber ehrlich gesagt am anfang auch, dass das alles ein Traum war. Ich mein ja nur, wie kann das alles passieren? Warum wusste ich nichts davon? Und ich hielt es für einen Traum, weil ich in meinem Bett aufgewacht bin.", meinte ich bloß bedrückt.
"Jessica. Ich werde dir jetzt noch einmal alles ganz langsam erklären, aber du musst mir davor noch versprechen, mich nicht zu unterbrechen und bitte nicht wieder einzuschlafen.", sprach er sanft.
"Ja, ok. Ich höre dir aufmerksam zu und schlafe nicht ein. Gecheckt. Ich habe auf meiner Imaginären Liste einen Haken gemacht.", stimmte ich zu.
"Es begann alles an dem Tag, als dein Bruder und du draußen in eurem alten Haus gespielt habt. Du warst 5 und dein Bruder 7 Jahre alt. Ihr habt rumgelabert und fangen gespielt, doch aufeinmal bekam Logan heftige Kopfschmerzen und Krämpfe im Bauch. Du warst unter Panik und wusstest nicht was zu tun war..."
*Flashback*
Ich erinnerte mich wieder an dem Tag zurück. Die Szene spielt sich in meinem Kopf ab, als würde ich gerade einen Film anschauen. Es war ein Samstag, Logan und ich hatten mit unsrem Vater Muffins gebacken, wie jeden Samstag, danach sind wir raus gegangen und spielten im Garten und am Schluss auch im Wald. Das Wetter war sehr schön für einen Herbsttag. Wir waren im Wald und spielten Fange. Ich rannte gerade vor Logan weg, um nicht zu verlieren. Lachend schaute ich ich nach hinten zu ihm, doch ich sah ihn nicht. Es breitete sich reine leere aus.
Wo war er? Suchend sah ich mich im Wald um, doch sah ihn nirgends. Vielleicht erlaubte er sich wieder einen Spaß mit mir und versteckte sich vor mir. Er wusste, dass mich das erschreckte.
"Lolo wo bist du?", schrie ich nach ihm.
Panik breitete sich in mir aus. Ich stellte mir die Schlimmsten Szenarios vor. Er könnte entführt worden sein, oder er wollte mir doch nur Angst machen und sich verstecken, doch andererseits wusste er, wie panisch in solchen Momenten reagierte. Eigentlich wollte er sowas nie wieder machen, er hatte es mir versprochen.
"Logan Logan", schrie ich weiter verzweifelt nach meinem großen Bruder.
Immer wieder schrie ich nach ihm, doch er tauchte nicht auf. Er war, wie vom Erdboden verschluckt. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Nach einigen Sekunde flossen sie auch wie ein Wasserfall aus meinen Augen.
"Ahhhh, jessica! Hier!", schrie plötzlich Logans stimme nach mir.
Ich rannte der Stimme nach und sah meinen Großen Bruder auf dem Boden liegend. Er krümmte sich vor schmerzen. Ich hatte Angst und bekam Panik. Was sollte ich tun?
Ich begann erneut zu weinen und kniete mich zu meinem Bruder runter. Ich wollte ihm helfen, doch war überfordert mit der ganzen Situation. Mein Kopf tat weh und ich bekam einen Nervenzusammenbruch.
*Rückblick ende*
"Du bist schon wieder nicht bei mir...", drang die Stimme des Wolfes zu meinen Ohren.
Ich schaute ihn leicht traurig und entschuldigend an. Was musste er wohl von mir denken? Sicherlich hielt er mich für ungezogen.
"Es tut mir leid ich bin in Gedanken gewesen.", rechtfertigte ich mich bei dem Wolf und sah ihn dabei nochmal entschuldigend an.
"Kein Problem. Ich glaube, dass ist im Moment nur alles etwas zu viel für dich... ich werde es kurzhalten. Erinnerst du dich noch an deinen Traum?"
Ich nickte.
"Der Traum war kein Traum. Er war die Wahrheit. Dein Bruder, dein Freund und ihre Freunde sind alle Werwölfe! Und du bist auch einer. Aber bitte reagiere jetzt nicht über, ok?"
Geschockt nickt ich ihm zu. Das war einfacher gesagt, als getan. Er eröffnete mir einfach so, dass die Menschen, mit denen ich die letzten Monate verbrachte hatte, gar keine Menschen waren. Er eröffnete mir, dass mein Bruder kein Mensch war. Das musste ich erstmal sacken lassen. Doch erstaunlicher Weise fiel es mir nicht schwer, dass zu akzeptieren. Ich fühlte mich so, als hätte ich es innerlich schon längst gewusst.
Wir redeten noch eine ganze Weile über das Thema. Ich glaubte dem Wolf alles, was er von sich gab. Er wusste schließlich aus einem unlogischen Grund, dass Ethan mein Freund war und kannte Geschichten über Logan und mich, die nur wir beide kannten.
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Alphas Sister
LobisomemJessica flieht vor ihrem gewalttätigen Vater. Sie findet bei ihrem Bruder Logan einen Zufluchtsort, der sich schnell als ihr neues Zuhause entpuppt. Jessica fühlt sich wohl bei ihm und seinen Freunden und scheint sich sogar in einen von Logans Freun...