Er lebt in dir

9

Ich verwandelte mich in einen Wolf und sah sie erwartend an. Sie taumelte einige Schritte zurück und sammelte sich wieder. Die Haare auf  ihren Armen standen zu Berge. Ihr war das ganze noch nicht ganz geheuer und ich verfluchte mich selber, dass ich nicht etwas rücksichtsvoller war. Doch nun kam sie neugierig auf mich zu strich mir leicht durch mein Fell.
'Das ist mega weich.', quiekte sie erfreut. Ich genoss kurz die Krauleinheit, danach trat ich einige Schritte von ihr und deutete mit dem Kopf auf sie.

'Oh ähm...Ich weiß nicht wie ich mich verwandeln kann.', stammelte sie verlegen und trat von einem auf den anderen Fuß. Ich überlegte kurz wie ich ihr helfen konnte. Aber es geht nur aus eigenem Antrieb. Oder etwa doch nicht? Ich hatte eine Idee. Ihr würde sie bestimmt nicht gefallen, aber ich hatte schließlich eine Aufgabe. Ich fletschte meine Zähne und schlich knurrend auf sie zu. Panik stieg in ihren Ausdruck und ich konnte ihr Herz rasen hören. Sie hob die Hände vor ihr Gesicht und ging einige Schritte zurück.

Meine Idee funktionierte, der Wolf in ihr wollte sie beschützen und kam zum Vorschein. Vor mir stand wieder die kleine Wölfin, die ich vor wenigen Tagen im Wald an traf.

'Geht doch.', sagte ich und lief in den Wald hinein. Sie folgte mir. Ich musste mein Tempo verlangsamen, damit sie mich einholen konnte. Ihr war die Gegend nicht so vertraut wie mir. 'Unser Territorium grenzt an zwei weitere. Eins im Osten und eins im Westen.', erklärte ich ihr. Sie hörte mir aufmerksam zu.
'Dieser Bach ist die Grenze im Osten.', erklärte ich ihr weiter und deutete auf den Bach rechts von mir. Sie ging an das Wasser und betrachtete neugierig ihr Spiegelbild im Wasser. Sie sah sich das erstemal als Wölfin.
Ich legte mich hin und ließ meinen Kopf auf meinen Vorderläufen nieder. Am liebsten wäre ich noch in meinem Bett....dachte ich mir und schloss für einen kurzen Moment die Augen.

'Ich hab was gehört.', zischte sie und stupste mir in die Seite. Ich Spitze meine Ohren und lauschte, doch ich hörte nicht außer das plätschern des Baches.
Ich richtete mich auf und sah sie fragend an, plötzlich hörte ich ein tiefes Knurren und eine große dunkelbraune Gestalt sprang zischen den Büschen auf dem anderen Ufer hervor.