2 - Sam

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"Du bist spät." stellt er fest, als ich aus dem Auto steige. "Ich weiß, auf den Straßen war ziemlich viel los." antworte ich und laufe an ihm vorbei ins Haus. "Wir werden in einer Stunde abgeholt, ich schlage vor, du beeilst dich." ruft er mir hinter her und ich verdrehe die Augen. Schnell laufe ich die Treppe hoch, ins Schlafzimmer. Ich stoße die großen Türen auf und trete ein.

Auf dem Bett liegt ein Kleidersack. Das ist vermutlich das Kleid, welches ich heute anziehen soll. Innerlich stöhne ich auf, meistens hat Matt einen scheußlichen Geschmack, was Kleider angeht. Ich öffne den Reißverschluss und ziehe das Kleid heraus. Überrascht stelle ich fest, dass das Kleid, das ich in den Händen halte, gar nicht so schrecklich ist. Es ist wunderschön, um es genau zu sagen.

"Ich dachte, das würde dir gefallen." höre ich Matts leise Stimme hinter mir. Ich drehe mich zu ihm um, er lehnt am Türrahmen und sieht mich unsicher an. "Das tut es, es ist wunderschön. Danke." sage ich und meine es auch so. Dann gehe ich langsam auf ihn zu und lege ihm eine Hand an die Wange.

Er schließt die Augen und lehnt seinen Kopf leicht an meine Hand. In diesem Moment ist es, als wäre alles gut. Als wären wir nicht nur zwei Menschen, die zusammenleben und zufällig verheiratet sind, aber sonst nicht groß miteinander reden. Es ist, als wären wir ein Paar. Ein sich liebendes Paar, das keine Probleme hat.

Matt ist nicht unattraktiv, gewissermaßen sieht er sogar ziemlich gut aus. Jede Frau wäre froh, wenn ein Mann wie Matt sie auch nur ansehen würde. Trotzdem habe ich keinerlei Gefühle für ihn, ich mag ihn, aber das Gefühl von Liebe kam bei mir nie auf. Vielmehr sehe ich Matt als einen Freund, denn an manchen Tagen ist es nicht so schrecklich, wie an anderen Tagen und dann verstehe ich mich tatsächlich ziemlich gut mit ihm.

Da muss ich an meinen Vater denken. Er hat damals gesagt: Heirate den Jungen, er wird immer gut für dich sorgen. er wusste, dass ich Matt nicht liebe, aber er war der festen Überzeugung, dass Liebe wachsen kann. Ich habe ihn damals verflucht, dass er mir das antun wollte. Aber heute verstehe ich, dass er mich in guten, vermögenden Händen wissen wollte und er hatte Recht, Matt trägt mich auf Händen, schenkt mir teure Sachen und sorgt sich gut um mich.

Langsam ziehe ich meine Hand wieder zurück und sehe in seinen eisblauen Augen, ich kann so viele Emotionen erkennen. Zärtlichkeit, Ruhe, aber auch Verwirrung. es scheint, als sei er genauso aufgewühlt, wie ich. Dann senke ich meinen Blick. "Ich sollte mich fertigmachen." flüstere ich und er nickt. "Der Fahrer kommt in 40 Minuten." sagt er noch und verlässt den Raum.

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"Mrs. und Mr. Dawson, schön, dass Sie da sind! Mein Name ist Christian Heidel, ich bin der Sportdirektor des Vereins. Herzlich willkommen!" begrüßt uns ein Mann, als wir aus dem Wagen steigen. Er geleitet uns zu einem Saal, der festlich geschmückt ist, währenddessen redet er auf Matt ein. Drinnen stehen schon viele andere Leute, die allem Anschein nach ziemlich viel Kohle haben müssen, sonst wären sie nicht bei einem Sponsorenball.

Da betritt der Manager des Vereins die Bühne und tritt hinter das Rednerpult Meine Damen und Herren, ich bedanke mich, dass Sie alle heute hier erschienen sind. Der Verein..." ich drehe mich um und suche nach einer Bar. Diese Veranstaltungen sind todeslangweilig und meistens endet es damit, dass ich leicht angetrunken mit den Frauen von Matts Geschäftspartnern über die viel zu jungen Frauen der ganzen alten Geschäftsmänner lästere. Deswegen suche ich schon mal vorsichtshalber die Bar.

Eine nette Frau gibt mir ein Glas Champagner, ich lächle ihr dankbar zu und drehe mich wieder zu der Bühne. "... darf ich Ihnen nun zwei unserer vielversprechendsten Talente des Vereins vorstellen? Max Meyer und Leon Goretzka." sagt der Manager. "Oh Mann, das ist so langweilig. Geben Sie mir bitte was Starkes!" höre ich auf einmal eine Stimme neben mir und drehe mich verwundert um. Neben mir steht eine junge Frau, die einerseits genervt, aber auch grinsend die Barkeeperin ansieht.

Als sie ihr Glas bekommt, dreht sie sich wieder zufrieden zu der Bühne um. Da bemerkt sie, dass ich sie angestarrt habe. Schnell wende ich meinen Blick ab, aber die junge Frau kommt zu mir rüber und stellt sich neben mich. "Ist Ihnen auch so langweilig wie mir?" fragt sie. "Ja, es ist immer das gleiche, auf diesen Veranstaltungen." antworte ich. "Meistens will ich mich bei solchen Bällen betrinken, aber ich darf leider nicht." sagt die Frau fröhlich und gleichzeitig bedauernd.

Verwundert sehe ich sie an. "Ich auch!" sage ich und wir sehen uns an, dann fangen wir gleichzeitig an zu lachen. "Ich bin Kate, freut mich." stellt sie sich vor. "Ich heiße Samantha, aber du kannst mich gerne Sam nennen." sage ich und grinse. "Und zu welchem reichen, potenziellen Sponsor gehörst du?" frage ich sie. "Tatsächlich bin ich eine potenzielle Sponsorin." lacht Kate.

"Ernsthaft? Du hast keinen reichen Mann, der hier wichtige Geschäftsgespräche führen muss?" frage ich sie, meine Frage trieft praktisch vor Ironie. "Naja, mein Mann muss auch Geschäftsgespräche führen, aber er wurde dazu gezwungen. Er will nämlich gar nicht hier sein." grinst Kate und zeigt auf einen jungen Mann, der ein wenig verloren an einem Fenster steht. "Er musste eben auch auf die Bühne, aber das haben sie wahrscheinlich nicht mitbekommen. Ist vielleicht auch besser, Max ist ein grässlicher Redner." sagt sie lachend.

"Warum ist er dann hier?" frage ich verwirrt. "Er wurde von seinem Trainer gezwungen, weil er und Leon zu spät zu Training gekommen sind." erklärt sie mir dann und zuckt mit den Schultern. "Selbst schuld." "Ahh, dein Mann ist Fußballer hier beim Verein?!" leuchtet es mir auf einmal ein und Kate nickt.

"Amüsierst du dich?" wie aus dem nichts steht Matt hinter mir und legt einen Arm um meine Hüfte. Ich sehe ihn an und lächele. "Ja, ich amüsiere mich prächtig. Das ist Kate. Kate, das ist Matt, mein Mann." die beiden schütteln sich die Hände. "Mrs. Reece, schön Sie kennenzulernen. Es ist mir eine Ehre, Sie zu treffen." verwirrt sehe ich zu Matt, dann zu Kate. "Schatz, das ist Kate Reece. Sie ist die Geschäftsführerin der größten Bank in Großbritannien sowie in den USA." erklärt er mir. Erschrocken sehe ich Kate an.

Die zuckt nur mit den Schultern. "Freunde nennen mich auch Kate:" augenblicklich muss ich lachen, die Frau ist lässig. "Also, Sam. Wie wäre es, wenn wir uns betrinken und über jeden einzelnen in diesem Raum lästern?" "Das war dann wohl mein Stichwort." meldet sich Matt zu Wort. "Es war mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, Mrs. Reece." sagt er. Dann dreht er sich zu mir um.

"Sam, der Fahrer bringt dich heute nach Hause. Ich muss noch heute nach Philadelphia fliegen. Ich habe gerade mit dem Geschäftsführer von..." innerlich schalte ich ab, es war ja klar. Erst schleppt er mich mit auf diese dumme Veranstaltung und dann lässt er mich hier alleine zurück. "okay?" reißt Matt mich aus meinen Gedanken. "Ja, okay." antworte ich ein wenig beleidigt. "Wenn das dann alles wäre?" sage ich noch ironisch. Dann harke ich mich bei Kate unter. "Ich brauche jetzt wirklich was zu trinken." rufe ich laut und stolziere mit Kate auf die Bar zu.

"Was war das denn?" fragt mich Kate an der Bar. "Ach, das... Mein Göttergatte hat sich dazu entschlossen, mich hier sitzen zu lassen, um nach Philadelphia zu fliegen." antworte ich frustriert. Kate sieht mich skeptisch an. "Wir haben so unsere Probleme." erkläre ich dann und Kate nickt. "Komm, du brauchst etwas wirklich Starkes. Ich kenne zufällig einen Club nicht weit von hier. Wie wärs?" schlägt sie vor.

"Gerne. Ich habe hier ja eh nichts zu tun, als sitzengelassen zu werden." "Na dann los!" Kate zieht mich hinter ihr her, durch die vielen Menschen, die sich unterhalten. "Ich sage gerade Bescheid, dass wir ins Starz fahren und dann holen wir Max und Leon. Die wollen hier bestimmt auch weg." sagt Kate und verschwindet mit ihrem Handy.

Wenig später kommt sie wieder und zieht mich mit sich. "Warum so stürmisch?" frage ich sie und lache. Sie läuft schnurstracks zum Ausgang, stößt die Türen auf und wir treten hinaus in die kalte Herbstnacht. "Wir fahren gleich nach Köln." erklärt sie mir. "Aber bevor wir losfahren, möchte ich dir noch Max und Leon vorstellen." "Okay?!" sage ich, als wir um eine Ecke laufen.

"Wo sind die beid-..." weiter komme ich nicht, denn ich stoße mit jemandem zusammen. Ich sehe auf, um zu sehen, in wen wir reingelaufen sind und sehe in sie schönsten braunen Augen, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe...

prisoned - LG8 | jmjmmnyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt