prisoned - LG8 | jmjmmny

56 - Sam

Sam,

ich weiß gar nicht wirklich, warum ich dir diesen Brief schreibe. Vielleicht weil ich Angst habe persönlich mit dir zu sprechen. Den Schmerz, den unser letztes Gespräch verursacht hat, fürchte ich immer noch. Ich möchte dir keine Vorwürfe machen; nur damit du verstehst, warum ich nicht vor dir stehe, um dir zu sagen, was ich zu sagen habe.

Die letzten Wochen waren nicht einfach für mich. Das zunehmende Medientheater um meinen Wechsel und der Kuss, der anscheinend öffentlich gemacht wurde, die Nachricht, dass du im Krankenhaus lagst und so weiter... Ich könnte dir wahrscheinlich mehrere Seiten vollschreiben, in denen ich aufzähle, was in meinem Leben nicht mehr funktioniert, seitdem du weg bist.

Als wir uns kennenlernten, da dachte ich, ich würde niemals eine Frau finden, die es mir wert wäre, mein Junggesellenleben aufzugeben. Max und Kate sagten immer, ich sei der geborene Single und ich dachte, sie hätten damit recht - bis ich dich traf. Vom ersten Moment an, als wir auf der Sponsorengala zusammengestoßen sind, wusste ich, dass sich mein Leben schlagartig geändert hat. Ich wusste es, als ich dir das erste Mal in die Augen sah.

Wir lernten uns näher kennen und ich habe noch nie so gerne Zeit mit jemandem verbracht, wie mit dir. Auch als ich erfuhr, dass du verheiratet bist, war das für mich kein unüberwindbares Hindernis. Mir war klar, dass du etwas ganz Besonderes für mich bist, wofür es sich lohnt zu kämpfen. Und ich war fest entschlossen, meine Chance auf die große Liebe nicht zu vermasseln, denn sollte das mit dir schief gehen - so sagte ich mir - würde ich mir das niemals verzeihen.

Dann erzähltest du mir von deiner Vergangenheit und was dich dazu gebracht hat zu heiraten. Ich habe noch nie eine so traurige Geschichte gehört und gleichzeitig bin ich unglaublich stolz auf dich, dass du es geschafft hast, diesen dunklen Lebensabschnitt hinter dir zu lassen. Du hattest keinen einfachen Start ins Leben und du gehst so stark damit um, dass jeder der diese Geschichte kennen würde, in Ehrfurcht versetzt werden würde. Und obwohl dich dieses Schicksal ereilt hat, hast du niemals aufgehört deine Familie von ganzem Herzen zu lieben. Diese Fürsorge und Liebe für andere könnte ich jeden Tag aufs Neue bewundern.

Möglicherweise habe ich dich dann zu sehr unter Druck gesetzt, indem ich den Urlaub zu deiner Familie ohne dein Einverständnis gebucht habe. Aber ich war so überglücklich und wollte sofort deine Familie kennenlernen. Du hast meine Schwester Liv bereits kennengelernt und sie war hellauf begeistert von dir. Ich glaube sie mochte noch keine von meinen Freundinnen, aber dich hat sie gleich bei sich schlafen lassen. Meine Eltern haben dich zwar nie getroffen, aber ich bin mir sicher, dass sie dich lieben würden. Für mich war es das perfekte Leben, was ich mir in meinem Kopf vorstellte. Wir beide glücklich zusammen und unsere Familie um uns herum. In Anbetracht deiner Ehe war diese Vorstellung wahrscheinlich zu naiv und blauäugig. So hätte es niemals funktioniert, auch wenn wir damals schon so viel füreinander empfanden.

Als du mir sagtest, dass du keinen Sinn darin siehst es weiterhin zu versuchen und zusammen zu sein, brach für mich die Welt zusammen und bis heute ist der Gedanke daran unsagbar schmerzhaft. Ich begriff einfach nicht, warum du mit einem Mann zusammenbleiben wolltest, den du nicht liebst. Heute verstehe ich, dass in deine Entscheidung viel mehr Faktoren hineingespielt haben, als nur Gefühle. Und dennoch war unsere Trennung nicht einfach für mich. Man kann sagen, dass ich regelrecht abgestürzt bin; was mir einige Probleme im Verein und mit meinem Trainer eingebrockt hat.

Aber ich habe mich dadurch gekämpft, dazu hat Sophia einen großen Teil beigetragen. Ich habe sie in dem Restaurant während des Dinners vom Verein getroffen. Wir waren früher beste Freunde. Sie ist auch die Frau aus dem Video. Wahrscheinlich hast du es schon gesehen, deswegen lass mich eins sagen: Obwohl Sophia angedeutet hat, dass von ihrer Seite Gefühle da seien, hat mir der Kuss nichts bedeutet. Es war ein Moment der aus alten Erinnerungen entstanden ist und hat rein gar nichts zu bedeuten.