prisoned - LG8 | jmjmmny

21 - Leon

Das darf nicht wahr sein. Obwohl ich inständig gehofft hatte, dass Sam's Mann etwas im Schilde führt und dass das Sam irgendwie zu mir treibt. Das hat Sam nicht verdient. Betrogen vom Ehemann, mit der besten Freundin. Was für ein Klischee. Mich schüttelt es alleine bei dem Gedanken daran.

Da merke ich, dass Sam mich noch immer seltsam ansieht. "Ähm, was?" frage ich sie. "Was ist mit dir los?" fragt Sam und runzelt die Stirn. "Ich... nichts. Was soll denn sein?" erwidere ich schulterzuckend. "Du bist so abwesend." murmelt Sam und sieht zu Boden. "Habe ich etwas falsch gemacht?" fragt sie dann leise. "Du? Nein, hast du nicht." versuche ich sie abzuwimmeln. Sie sieht mich mit großen Augen an und ihr Blick ist so durchdringlich, dass ich kurz davor bin, es ihr zu erzählen.

Aber ich kann es ihr nicht erzählen. Ich weiß ja gar nicht, ob es stimmt oder ob ich mich einfach nur getäuscht habe. Diese Unwissenheit ist schrecklich, gleichzeitig möchte ich auch nicht irgendjemanden fälschlicherweise verdächtigen. Außerdem weiß ich nicht mal, ob Sam mir glauben würde, wenn ich es ihr erzählen würde.

"Ich glaube, ich muss jetzt gehen." sage ich und trete einen Schritt von ihr weg. Ich kann nicht mit ihr hier sein und kein Sterbenswörtchen darüber verlieren. Ich muss erst einmal darüber nachdenken. Alleine. Enttäuscht sieht Sam mich an, aber dann nickt sie. "Okay. Solltest du dir überlegen, doch mit mir darüber zu reden. Melde dich einfach." sagt sie knapp, macht auf dem Absatz kehrt und geht Richtung Ausgang. Ich sehe ihr nach. Sam sieht heute Abend einfach nur atemberaubend aus. Ihr bodenlanges Kleid schmeichelt ihrer Figur perfekt und fließt an ihrem Körper hinunter.

Ich würde ihr so gerne alles sagen, was mich beschäftigt, aber das führt wahrscheinlich zu noch mehr Problemen, als wir ohnehin schon haben. Ich hätte sie so gerne bei mir...

Kopfschüttelnd versuche ich meinen Blick von ihr zu nehmen, denn es gibt wichtigere Dinge worüber ich mir Gedanken machen muss. Denn sollte sich meine Befürchtung wirklich bewahrheiten, dann ändert es alles.

----

"Was machst du denn hier?" verwirrt sieht Seo mich an. Kein Wunder, es ist mittlerweile ein Uhr in der Nacht und er war wahrscheinlich schon am Schlafen. "Ich muss mit dir reden. Max ist in London und sonst ist niemand mehr wach." antworte ich unruhig. "Warum stehst du vor meiner Tür?" Sead schüttelt immer noch den Kopf. "Habe ich doch schon gesagt. Ich muss mit dir sprechen. Lässt du mich jetzt rein?" ungeduldig sehe ich ihn an. Sead seufzt "Ono to nije u redu sa dečko?"(Was ist nur mit dem Jungen los?) fragt mehr zu sich selber, aber dann lässt er mich rein.

"Also, warum beehrst du mich mit deiner Anwesenheit?" fragt Sead, als wir uns setzen. "Ich habe ein Problem." Seo zieht eine Augenbraue hoch. "Ja, also es geht um eine Frau. Sie heißt Sam." "Oh oh, bist du verliebt, brate?" fragt Seo grinsend und ich merke, wie ich rot werde. "Jetzt hör doch erstmal zu. Die ganze Geschichte ist nicht so toll, wie du jetzt vielleicht denkst." sage ich und zucke mit den Schultern, dann beginne ich zu erzählen.

[...]

"Und jetzt weiß ich nicht, ob ich Sam erzählen soll, was ich vermute oder nicht. Immerhin könnte ich mich ja auch täuschen oder Sam möchte es vielleicht gar nicht wissen."

Bestimmt eine halbe Stunde später beende ich meine Erzählung. Es tat gut sich alles von der Seele zu reden, aber dennoch bleibt mein Problem bestehen. Soll ich Sam sagen, was ich weiß oder sollte ich lieber gar nichts sagen, denn eigentlich ist es nur eine Vermutung. Erwartungsvoll sehe ich Sead an und erwarte seine Meinung zu dem ganzen Fiasko. Aber dieser seufzt nur.

"Du kannst es dir auch nie einfach machen, oder?" fragt er mich und ich zucke die Schultern. "Sam ist anders, als die anderen Frauen vor ihr. Sie ist wunderschön, nicht dass die anderen nicht hübsch waren, aber weißt du, wenn ich Sam ansehe vergesse ich fast zu atmen. Sie ist etwas Besonderes. Ich weiß, dass diese ganze Situation nicht normal oder einfach ist." sage ich leise. "Und normalerweise würde ich bei einer verheirateten Frau auch nicht so weit gehen, aber bei Sam kann ich nicht anders."

"Du liebst sie." sagt Seo plötzlich und reißt mich so aus meinem fast schon melancholischen Monolog. "Du weißt, dass ich Recht habe. Du liebst sie. So wie du von ihr sprichst, spricht nur jemand, der diese Person liebt." sagt Sead und sieht mich eindringlich an. "Also, ich würde nicht sagen, dass-" versuche ich mich herauszureden. "Doch, das tust du. Du hast dich verändert. Ich habe mich schon gefragt, woran es liegt, aber seit ein paar Monaten strahlst du richtig, bist gut drauf und du kommst auch nicht mehr zu spät zum Training. Du warst auch schon ewig nicht mehr feiern oder hast irgendeine Frau mit nach Hause genommen. Du bist ruhiger geworden. Sam hat dich verändert. Zum Guten." sagt er und klopft mir auf die Schulter. "Ich glaube, dieses Mädchen tut dir gut. Du bist schon lange nicht mehr der Rüpel, der du mal warst."

Stimmt es, dass ich mich wegen Sam verändert habe? Kann sein, dass ich nicht mehr feiern gehe, aber das liegt einfach daran, dass ich keine Lust auf den ganzen Stress habe. Und Sam? Dass ich sie mag kann ich ja wohl schlecht leugnen. Aber diese ganze Angelegenheit ist komplett verfahren, ich habe das Gefühl niemand ist wirklich zufrieden mit dieser jetzigen Situation. Zumindest ich bin alles anders als glücklich und ich befürchte, sollte es wirklich stimmen, dass Sam's Mann eine Affäre mit Sam's besten Freundin hat, ist Sam auch nicht unbedingt glücklich. Und anscheinend ist Matt auch nicht unbedingt glücklich in seiner Ehe, ansonsten würde er ja nicht fremdgehen, oder? Alles ist scheiße im Moment, aber wie soll ich das lösen? Sam die Wahrheit sagen? Oder schweigen und zulassen, dass Sam noch weiter gedemütigt wird? Ich weiß es doch auch nicht

"Willst du meine ehrliche Meinung hören?" fragt Sead mich und ich nicke. "Du darfst dir nicht so viele Gedanken machen. Sieh mal, was Sam's Mann macht, hat dich in erster Linie nicht zu interessieren, denn das ist ein Ding zwischen Sam und ihm, das ist nicht dein Problem. Aber was du machen musst, ist um sie kämpfen. Sam schwankt schon und zweifelt an ihm, das ist deine Chance. Überzeuge sie einfach, dass du der Richtige für sie bist, egal was ihr Mann sagt. Werde selbstbewusster und nimm dir was du willst. Du musst auch mal auf den Putz hauen, sonst erreichst du gar nichts." sagt Sead.

"Du weißt, dass es stimmt." fügt er noch hinzu und steht auf. "Und ich weiß, es ist unhöflich, aber ich würde dich jetzt gerne rausschmeißen. Es ist halb 3 in der Nacht und ich muss morgen früh raus." "Ja, ist schon okay. Sorry, dass ich dich so spät noch belästigt habe." erwidere ich und stehe auf. "Danke, dass du mir zugehört hast und dass du versucht hast, mir Mut zu machen!" "Kein Problem, Bruder!" antwortet Seo und schlägt bei mir ein.

Kurz darauf sitze ich wieder im Auto nach Hause. Es wird Zeit, dass ich der Realität ins Auge sehe. Sead hat Recht, ich muss verdammt noch mal meinen Stock aus dem A**** ziehen und um das kämpfen, was ich möchte.