"Was war das denn?" fragt Sophia mich lachend. "Ach, hör bloß auf." erwidere ich, aber dann muss ich trotzdem ein wenig grinsen. "Also, die Frau hätte mich fast mit ihrem Blick getötet. Es hat nicht mehr viel gefehlt und sie wäre auf mich losgegangen." "Wenn du meinst." schulterzuckend schiebe ich sie in ein kleines Café. Ich bestelle uns einen Tisch und wenige Minuten später haben wir beide einen Kaffee vor uns stehen und unterhalten uns. Mit Sophia kann man sich wirklich angenehm unterhalten und ich muss zugeben, ich empfinde es als sehr entspannend mal etwas anderes zu sehen und zu hören, nach all dem, was mir in den letzten Stunden durch den Kopf ging.
Sam mit ihrem Mann zu sehen tut weh. Die beiden schienen sich richtig nah zu sein. Händchenhaltend und lachend, als wenn nie etwas gewesen wäre, sind die beiden da langgelaufen. Und diese aufgesetzte Höflichkeit, die die beiden an den Tag gelegt haben, ich könnte kotzen. "1 Euro für deine Gedanken." Sophia reißt mich grinsend aus den Gedanken. Ich schüttele nur den Kopf. "Das willst du nicht wissen."
"Oh doch, anscheinend beschäftigt dich etwas und ich bin für dich da." neugierig schiebt sie ihre Kaffeetasse beiseite und lehnt sich auf den Tisch. "Dann können wir unsere wieder aufgenommene Freundschaft gleich mit einem gut gemeinten Ratschlag feiern." Ich seufze, weil ich weiß, dass Sophia nicht lockerlassen wird. Sie war schon früher ein Sturkopf.
Als ich Sophia vor ein paar Tagen in dem Restaurant getroffen habe, habe ich sie erst gar nicht erkannt, aber als sie mir ihre Nummer zugesteckt hat, sind wir ins Gespräch gekommen.
- Flashback -
Ein wenig misstrauisch kneife ich die Augen zusammen. Was macht Sam hier? Will sie es mir noch schwerer machen, mich von ihr fern zu halten? Als sie sich direkt auf den Platz vor mir setzt, richte ich mich in meinem Stuhl auf und rutsche unruhig auf meinem Platz herum.
Auf einmal merke ich, wie meine ganzen Emotionen hochkommen. Der Schmerz, die Verzweiflung, die Wut. Ich bekomme eine Gänsehaut. Sam sieht unglaublich aus, sie ist einfach zu hübsch um es beschreiben zu können. Und ich bin so weit von ihr entfernt, obwohl ich ihr genau gegenübersitze. Sam scheint sich allerdings auch nicht sonderlich wohlzufühlen, denn sie streicht sich immer wieder nervös eine Haarsträhne hinters Ohr. Dann sieht sie zu Matt, der sie liebevoll anlächelt. Ich könnte kotzen.
Da kommt die Kellnerin und bringt mir ein Wasser. Hätte ich gewusst, was noch auf mich zu kommt, dann hätte ich sicherlich Wein oder etwas Stärkeres bestellt. Aber zu allem Überfluss muss ich auch noch selber fahren, also ist Alkohol sowieso Tabu(!!!). Ich sehe auf und bemerke, dass Matt mich seltsam ansieht und auch Sam sieht mich sogar ein wenig wütend an. Fragend werfe ich einen Blick zurück und bekomme postwendend die Antwort. Matt deutet auf einen kleinen Zettel vor mir. Anscheinend von der Kellnerin.
"Na, da haben wir es ja. Sie können sich wahrscheinlich nicht vor Angeboten retten. Ich habe anscheinend den falschen Beruf gewählt, wenn man als Fußballer solche Privilegien genießt." Matt lacht und scheint sich darüber herrlich zu amüsieren. "Junge, genießen Sie das Leben, solange Sie noch jung sind. Das ist vorbei, sobald Sie verheiratet sind, glauben Sie mir. Mr. Dawson und ich können davon ein Lied singen." lacht nun auch Herr Gartmann.
Seufzend nehme ich den kleinen Zettel und stecke ihn mir in die Innenseite meines Sakkos. Das Ganze ist mir irgendwie unangenehm. Da steht Sam ruckartig vom Tisch auf, sie sieht ganz blass aus. Dann faselt sie etwas von frisch machen oder so und verschwindet zu den Toiletten. Auch ich erhebe mich, allerdings nicht, um Sam zu folgen, sondern um der Kellnerin ihren Zettel wiederzugeben. Denn ich habe kein Interesse daran, mich noch einmal in so eine Misere zu stürzen. Außerdem habe ich das mit Sam noch nicht überwunden.
Ein wenig schüchtern tippe ich ihr auf die Schulter. Sie dreht sich um und sieht mich fragend an. Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, aber irgendwie kommt kein Ton. "Hey!" sagt sie dann und lacht. Ich kann nicht anders und steige in ihr Lachen ein. "Hey." erwidere ich. "Ich wollte dir eigentlich nur den hier wiedergeben." sage ich und krame in der Innentasche. "Oh, natürlich, aber nein. Behalt ihn!" sagt die Kellnerin immer noch lächelnd. Verwirrt sehe ich sie an. Versteht sie mich nicht?
"Erkennst du mich denn nicht? Wobei, eigentlich dürfte ich dir gar nicht böse sein, wir haben uns schließlich fast 10 Jahre nicht gesehen." sagt sie dann und sieht mich erwartungsvoll. In meinem Kopf arbeitet es, irgendwie kommt sie mir wirklich sehr bekannt vor. Dieses Lachen, ihre Sommersprossen und vor allem diese Stimme. Nur woher?
Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Vor mir steht Sophia, meine beste Freundin im Kindergarten und in der Grundschule. Wir haben uns tatsächlich schon ewig nicht mehr gesehen. Sophia hat anscheinend bemerkt, dass es bei mir mittlerweile Klick gemacht hat und guckt mich erleichtert an. "Sophia!" erfreut umarme ich sie. "Wie schön, dass wir uns Mal wiedersehen." sage ich.
"Ja, das sehe ich auch so. Ich war mir erst nicht sicher, ob du es wirklich bist, aber als ich auf dem Reservierungsplan gesehen habe, dass Schalke hier einen Tisch bestellt hat, konnte ich es mir fast denken, dass du heute hier bist." ich nicke. "Und wie ist es dir in den letzten 10 Jahren ergangen? Willst du immer noch Tierärztin werden?" frage ich sie scherzhaft. Als wir kleiner waren, hat sie immer davon erzählt, dass sie unbedingt Tierärztin werde möchte. "Ja. Vor dir steht Sophia, die Tiermedizinstudentin im vierten Semester." antwortet Sophia und grinst.
So glücklich, wie sie dasteht, muss ich zugeben, bin ich ziemlich stolz auf sie. Sie hat das durchgezogen, von dem sie schon als kleines Kind geträumt hat. "Das ist klasse. Wie läuft es denn?" erwidere ich. "Es läuft super, ich könnte mir keinen besseren Job später vorstellen. Aber sag mal, wie läuft's bei dir? Ich habe gehört, du möchtest vielleicht den Verein wechseln." besorgt sieht sie mich an. "Ach ja, lass uns lieber nicht darüber sprechen." antworte ich. "Aber wenn es was Neues gibt, dann schreibe ich dir natürlich sofort eine Brieftaube." füge ich noch hinzu.
Sophia lacht über meinen Witz und legt mir eine Hand auf den Arm, als müsste sie sich vor Lachen schütteln. Da geht Sam an uns vorbei und wirft mir einen Mörderblick zu, dann wendet sie ihren Kopf ab und stolziert zurück zum Tisch. Ich drehe mich zu Sophia, die sich immer noch nicht ganz beruhigt hat. Ihr Lachen ist seltsam vertraut und es ist schon fast, als ob wir uns nie nicht gesehen hätten. "Sophia, ich muss leider zurück zu meinem Tisch, aber wir können ja Nummern austauschen. Dann treffen wir uns mal und reden über die gute, alte Zeit." schlage ich vor. Sophia nickt eifrig und tippt schnell ihre Nummer in mein Handy ehe wir uns voneinander verabschieden.
- Flashback Ende -
Sophias Augen sehen mich erwartungsvoll an. Seufzend lehne ich mich in meinen Stuhl. "Erinnerst du dich noch an die Frau in dem langen Kleid aus dem Restaurant?" frage ich sie. "Ja, das ist doch die Frau, die wir eben mit ihrem Mann getroffen haben, oder?" sagt Sophia. "Ja, richtig." erwidere ich und beginne ihr alles zu erzählen.
——
Ladies and Gentlemen,
ich wollte euch nur kurz mitteilen, dass an Weihnachten ein weiteres Kapitel veröffentlicht wird. So gesehen als kleines Weihnachtsgeschenk voller Harmonie😊 und Liebe♥️ Ich persönlich freue mich total auf das Kapitel und kann es kaum abwarten, dass ihr das Kapitel lest.
Also seid gespannt😋
Liebe Grüße
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prisoned - LG8 | jmjmmny
Fanfiction„Leon, ich... Du solltest jetzt gehen. Er wird gleich nach Hause kommen." „Ich werde nicht ohne dich gehen, das mit uns ist was Besonderes. Ich werde dich nicht aufgeben und auch dein Ehemann wird mich nicht von dir fernhalten. Ich werde um dich käm...