31 - Leon

622 27 2
                                    

"Guten Morgen, Vize-Kapitän!" grinsend steigt Max in meinen Wagen ein. "Guten Morgen." antworte ich ebenfalls grinsend. "Wann hast du es erfahren?" fragt Max, als ich losfahre. "Gestern. Ich bin fast direkt vom Flughafen zu Domenico gefahren." "Ach ja, du warst ja im Urlaub. Wie war es?" fragt Max und wackelt mit den Augenbrauen. "Es war schön. Sehr entspannend." antworte ich, wohl wissend, dass ihn diese Antwort nicht zufrieden stellen wird.

"Details! Ich will Details!" kommt prompt die Beschwerde. "Na gut, was willst du hören?" seufze ich. "Alles!" "Okay, also es war wirklich schön. Auf den Malediven hatten wir einen Bungalow ganz für uns alleine und das Essen wurde uns gebracht. Wir konnten den Tag dort im Pool oder im Meer verbringen und wir haben uns dort auch mit zwei Angestellten angefreundet, die uns immer wieder Geheimtipps gegeben haben, zum Beispiel Bootstouren oder Restaurants."

"Und Sam?" harkt Max nach. "Sam ist unglaublich. Glaub mir, ich habe ja schon viel erlebt, aber Sam überrascht mich immer wieder." sage ich. "Habt ihr?" fragt Max und grinst anzüglich. Ich verdrehe die Augen. "Ja, haben wir. Aber mehr erzähle ich dir nicht." "Also keine Details?" fragt Max und lacht. Wir sind mittlerweile am Trainingsgelände angekommen und ich parke den Wagen.

"Domenico wird begeistert sein. Du bist heute mal nicht zu spät." sage ich zu Max während ich den Kofferraum öffne und die Trainingstaschen heraushole. "Hey! Neuer Trainer, neues Glück." ruft er schulterzuckend und ich lache. "Er wird trotzdem merken, dass du ab und an mal zu spät bist. Und mit 'ab und an' meine ich jeden Tag und dann mindestens eine halbe Stunde."

---

"Also, wenn das jetzt immer so anstrengend ist, dann komme ich gerne jeden Tag zu spät." stöhnend lässt Max sich neben mir auf die Bank fallen. "Lass das bloß niemanden hören." sage ich und sehe auf mein Handy. Immer noch keine Nachricht von Sam. Sie wollte sich melden, aber sie hat es bis jetzt nicht getan. Enttäuscht sehe ich auf das Display. "Was ist los? Solltest du nicht rundum glücklich sein?" fragt Max. "Naja, keine Ahnung." ich packe mein Handy weg. "Irgendwie meldet sich Sam nicht bei mir. Ich dachte, dass das zwischen uns jetzt etwas Ernstes ist, aber vielleicht sieht sie das nicht so."

"Ach Quatsch, so wie ihr euch am Flughafen angesehen habt, beruht das definitiv auf Gegenseitigkeit." versucht Max mich aufzubauen. "Aber warum meldet sie sich dann nicht bei mir?" frage ich mich mehr oder weniger selbst. "Vielleicht hat sie einfach viel zu tun oder es ist irgendetwas mit ihrem Mann." schulterzuckend steht Max auf und verschließt seinen Spind. Ich tue es ihm gleich und nehme meine Tasche vom Boden. "Kommst du noch mit zu mir? Kate ist den ganzen Tag am Arbeiten und ich langweile mich zu Tode." "Klar, dann habe ich wenigstens ein bisschen Ablenkung." nicke ich.

---

"Und wie geht es Kate?" frage ich Max als wir durch die Haustür bei Kate und Max gehen. "Sie hat Jetlag, aber sie arbeitet wie verrückt. Keine Ahnung, wie sie das schafft. Manchmal telefoniert sie die ganze Nacht mit Jacob und am Morgen fährt sie um halb sechs aus dem Haus um zu arbeiten. An manchen Tagen bin ich froh, wenn ich sie 2-3 Stunden am Tag sehe." gibt Max zu und guckt frustriert auf seine Füße. "Oh Mann, das tut mir leid." aufmunternd klopfe ich ihm auf die Schulter. "Vielleicht solltet ihr auch mal einen Kurzurlaub machen. Das wird euch guttun und manchmal wirkt so etwas Wunder." sage ich.

"Naja, lass uns das nicht weiter vertiefen. Erzähl mir etwas von Sam!" sagt Max und grinst schon wieder, aber man merkt, dass das Grinsen seine Augen nicht erreicht. Dennoch kenne ich Max und wenn er nicht drüber reden will, dann redet er auch nicht darüber. Also wechsele ich das Thema.

"Sam ist der Wahnsinn. Sie ist unglaublich lieb, clever und so hübsch." schwärme ich und da merke ich wie ich schon wieder über beide Ohren grinse. Ich kann es nicht kontrollieren, immer wenn ich sie sehe oder an sie denke. Spätestens jetzt kann man über mich sagen, dass ich über beide Ohren verliebt bin. Und ganz ehrlich? Ich genieße es. Ich habe mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt. Und das nicht nur manchmal, sondern immer.

Als hätte jemand mir Lachgas oder irgendwelche anderen Drogen gegeben. Und jeder, der mich so sieht, denkt wahrscheinlich ich hätte sie nicht mehr alle. Sam hat etwas in meinem Leben grundsätzlich verändert. Es ist seltsam, aber seitdem ich sie kenne, bin ich ein besserer Mensch.

Früher war ich chaotisch, kindisch und unzuverlässig. Ich weiß nicht wie oft ich mir eine Standpauke von verschiedensten Trainern, Verwandten oder Freunden anhören musste. Aber das ist vorbei. So komisch das auch klingen mag. "Und was hast du jetzt vor?" fragt Max und reißt mich damit aus meinen Gedanken. "Wie 'was habe ich jetzt vor'?" verwirrt sehe ich ihn an.

Max seufzt. "Mann, Leon. Du verhältst dich als hätte Sam dir nicht nur das Herz gestohlen, sondern auch noch das letzte Stück Gehirn, das dir geblieben ist." Ich schüttele nur unverständlich den Kopf. "Leon, Sam ist immer noch verheiratet. Es mag ja sein, dass ihr einen Urlaub miteinander verbracht habt und dass zwischen euch mehr ist als bloße Anziehung ist ja nun auch klar, aber du darfst nicht vergessen, dass sie zumindest auf Zeit zu ihrem Mann zurückgekehrt ist."

Er macht eine Pause bevor er weiterspricht. "Dir ist das vielleicht nicht ganz klar, weil du so verknallt bist, dass in deiner Welt nur Einhörner und pinke Luftballons existieren, aber dir muss bewusst sein, was die Situation bedeutet. Und auch was euer Verhältnis für Konsequenzen haben kann, stell dir mal vor, irgendjemand findet es heraus und erzählt es ihrem Mann. Dann bist du tot, Bruder. Ich will dir das mit Sam nicht kleinreden, aber manchmal brauchst du einen kleinen Weckruf. Denn ich kenne dich, wenn du dich verliebst, wirfst du dich mit allem, was du hast da rein und vergisst dabei manchmal die Realität."

"Mir ist bewusst, was das alles für Konsequenzen haben kann und ich weiß auch, dass Sam immer noch mit Matt verheiratet ist, aber das was in den letzten zwei Wochen passiert ist, das war nicht umsonst. Und ich hoffe Sam sieht das genauso." versuche ich Max zu überzeugen, aber es klang wohl eher danach, dass ich mich selber davon überzeugen wollte. Max nickt. "Wenn du meinst."

"Ich glaube, ich muss es jetzt machen. Ich muss wissen, woran ich bin." sage ich nachdenklich. "Was meinst du damit?" skeptisch und ein wenig unsicher sieht Max mich an. "Ich werde Sam sagen, was ich fühle und sie dazu auffordern sich zu entscheiden." "Entscheiden?!" harkt Max nach. "Ja. Ich bin mir meiner Gefühle sicher. Ich werde sie bitten, ihren Mann zu verlassen."

prisoned - LG8 | jmjmmnyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt