25 - Leon

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Das Haus, das ich gemietet habe, ist tatsächlich noch größer, als ich erwartet hatte. Cole und ich tragen die Koffer in die Zimmer, während Sam mit ihrer Mutter, Grace und Amber im Garten ist. "Du scheinst sie echt glücklich zu machen." sagt Cole auf einmal. "Ich versuche es." erwidere ich. "Sam hat es verdient, glücklich zu sein." füge ich noch hinzu und Cole nickt bedächtig. "Ich habe sie seit dem Tag, an dem unser Vater das erste Mal zurückkam, nicht mehr so viel Lachen sehen." sagt er leise und packt seinen und Grace' Koffer in ein Zimmer.

"Ich nehme an, Sam hat dir schon alles erzählt?!" fragt Cole und ich nicke. "Dann scheint es ja wirklich schon sehr ernst zwischen euch zu sein?" "Hmm, kann man so sagen. Aber offen gestanden, haben Sam und ich noch gar nicht wirklich darüber geredet. Ich war ein wenig überrascht, als sie mich eben als ihren Freund vorgestellt hat." gestehe ich. "Ich war auch überrascht, denn normalerweise ist Sam nicht so offen, mit neuen Informationen. Auch nicht bei unserer Mutter." nachdenklich hebt Cole einen kleinen pinken Koffer auf und stellt ihn zu den anderen Koffern.

"Eure Mutter schien ja nicht so begeistert von mir zu sein." sage ich leise. Ich hatte die Reaktion auf mich von Sam's Mutter durchaus mitbekommen und mache mir natürlich auch meine Gedanken. Und die Art, wie Sam's Mutter sich mir gegenüber verhalten hatte, hat mich ein wenig verletzt. Denn ich möchte, dass ich mich auch mit Sam's Familie gut verstehe. Ein gesundes Familienverhältnis ist für eine Beziehung sehr wichtig. Und ich möchte wirklich, dass das mit Sam funktioniert. "Meine Mutter ist skeptisch, weil sie ja weiß, dass Sam mit Matt verheiratet ist. Ich glaube nicht, dass sie speziell etwas gegen dich hat, aber sie sieht es nicht gerne, dass Sam ihre Ehe bricht." Cole zuckt mit den Schultern.

"Na toll und was soll ich jetzt machen?" frage ich ihn. Cole hört auf, die Koffer zu verladen und sieht mich an. "Überzeuge unsere Mutter davon, dass Sam das richtige tut. Dass es nicht falsch ist, dass sie Matt betrügt, sondern dass Sam zu dir gehört und du sie hundertmal besser behandelst als Matt es tut. Überzeuge sie einfach davon, dass du der Richtige für Sam bist." sagt er dann und lässt mich nachdenklich zurück.

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"Wir wollen an den Strand! Los, pack deine Sachen! Amber ist mit Cole und Grace schon unten." ruft Sam mir zu und nimmt ihre Sachen. "Ja, ich komme sofort. Geht doch schon mal vor." antworte ich und suche meine Sachen ebenfalls aus meinem Koffer während Sam den Raum wieder verlässt. Ich sehe aus dem Fenster. Von hier kann man den Strand bereits sehen, da das Haus direkt am Strand liegt und man vom Garten sogar ein Verbindungstor hat. Sam läuft neben Grace und Cole, der Amber auf den Schultern trägt. Ich muss lächeln. Sam lacht gerade über Amber, die Cole mit ihren kleinen Händen die Augen zuhält. Ich habe Sam tatsächlich selten so glücklich gesehen.

Ich trete raus auf den Balkon und beobachte die vier. Sam hat es verdient, hier mit ihrer Familie zu sein. Es ist schön, sie so glücklich zu sehen. Genauso sollte sie immer sein. Da bemerke ich, dass Sam's Mutter ein Stockwerk unter mir auf der Terrasse steht und die vier ebenfalls beobachtet. Sie lächelt leicht, aber irgendwie sieht sie traurig aus. Ich beschließe nach unten zu gehen. Also schultere ich meine Tasche und mache mich auf den Weg. Kurz vor der Terrassentür halte ich kurz inne.

Dann gehe ich durch die Tür. Sam's Mutter steht noch genauso da, wie zuvor. Sie scheint mich noch nicht bemerkt zu haben, also räuspere ich mich leise. Sie zuckt ein wenig zusammen und dreht sich dann zu mir um. "Was ist?" fragt sie und meidet meinen Blick. Ich atme noch einmal durch. "Ich würde gerne mit Ihnen reden, wenn das in Ordnung wäre, bitte?" frage ich sie stotternd. Wow, das klang ja selbstbewusst... "Wenn es sein muss." antwortet sie und deutet auf die Terrassenstühle neben sich. Wir setzen uns.

"Also, was ich Ihnen sagen wollte. Ähm... Ich- Ich weiß, dass Sie mich nicht sonderlich mögen. Und egal, ob es mit Sam's Mann zusammen hängt oder nicht, kann ich ihre Skepsis durchaus verstehen. Aber ich möchte Ihnen sagen, dass ich es absolut ernst mit Ihrer Tochter meine. Normalerweise würde ich mich von verheirateten Frauen fernhalten, aber bei Sam ist es anders. Sie hat mich verändert, zum Positiven. Ich war früher nicht sonderlich ehrenvoll und ich gebe zu, dass ich es mit Frauen auch nicht so ernst genommen habe, aber seit Sam in meinem Leben ist, kann ich mir nicht mehr vorstellen, ohne sie zu leben. Sam ist etwas ganz Besonderes, aber das wissen Sie bestimmt. Sie hat es verdient, glücklich zu sein. Und ich habe in den letzten Stunden gesehen, dass sie bei ihrer Familie am glücklichsten ist."

Unsicher sehe ich zu Sam's Mutter, sie scheint nachdenklich zu sein, aber sie sagt nichts. Also fahre ich fort. "Sam hat mir alles erzählt, ihre ganze Geschichte und was Sie und Ihre Familie bereits durchmachen mussten. Es ist zweifelsohne schrecklich, was alles passiert ist. Aber Sam ist als eine stärkere Frau daraus herausgegangen. In letzter Zeit hat sie teilweise Angst vor ihrem Mann, ich weiß nicht, ob sie Ihnen das erzählt hat. Sie hatte wieder Alpträume und war abwesend, aber seitdem sie weiß, dass ihre Familie immer noch für sie da ist, dass Sie sogar nach Deutschland ziehen wollen, seitdem ist Sam wieder glücklich. Und genau dieses Glück wollte ich für Sam möglich machen, indem ich sie hier nach Irland zu Ihrer Familie bringe..." sage ich. Dann sehe ich sie an. "Ich kann Sie nicht dazu zwingen, mich zu mögen, aber ich möchte, dass Sie wissen, dass das Einzige, was ich will, Sam so glücklich zu machen, wie sie heute ist. Denn wenn sie so glücklich ist, dann bin ich es auch." beende meine Rede, die mehr oder weniger ein Monolog war.

Gespannt sehe ich Sam's Mutter an und warte eine Reaktion ab. Aber es kommt nichts. Ich lasse den Kopf hängen. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt und es fühlt sich so an, als hätte ich verloren. Designiert nicke ich, um zu zeigen, dass ich verstanden habe. Ich stehe auf und greife nach meiner Tasche. "Sie scheinen kein schlechter Mensch zu sein, Leon. Und ich schätze Ihre Ehrlichkeit, aber die Ehe ist ein heiliger Bund zwischen zwei Menschen. Sam hat sich entschieden, diesen Bund einzugehen und muss dieses Versprechen, was sie Matt vor drei Jahren gab, einhalten. Egal, wie schwer es ist. Es tut mir wirklich leid für Sie, aber solange Sam und Matt verheiratet sind, kann ich eure Beziehung oder was immer es auch ist, nicht tolerieren." sagt sie und sieht wieder zu Boden.

Enttäuscht sehe ich aufs Meer. Was habe ich erwartet? Es tut weh zu wissen, dass man nicht akzeptiert wird. Gleichzeitig kann ich es aber auch nachvollziehen. Mein Herz wiegt auf einmal schwer in meiner Brust und mir ist, als sei mir jegliche Energie aus dem Körper entwichen. Ich kann es nicht ändern, nichts an dieser verdammten Situation kann ich verändern, ich muss es einfach akzeptieren. Und diese Erkenntnis tut weh.

prisoned - LG8 | jmjmmnyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt