55 - Sam

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Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Ich lag größtenteils im Bett und habe geschlafen. Matt war die meiste Zeit zuhause und hat sich um mich gekümmert. Er war sehr fürsorglich und auch wenn ich nicht sonderlich viel mit ihm gesprochen habe.

Die Situation ist immer noch sehr angespannt. Von Rachel habe ich seit dem Vorfall nichts mehr gehört und Matt tut so, als sei nichts geschehen. Er packt mich in Watte. Alle Medien, von denen ich erfahren könnte, was im Moment in der Welt passiert, hat er beseitigt und in gewisser Weise bin ich ihm dankbar dafür.

Als ich nach Hause kam, war ich von den Fragen der Reporter verunsichert. Gerade was Leon betrifft und dass unsere Beziehung anscheinend doch an die Öffentlichkeit getreten ist. Von Matt gab es dazu bis jetzt keinen Kommentar, aber ich bin mir sicher, dass er bereits darüber brütet, wie er das wieder einrenken kann, sodass die Presse keine weiteren Details erfährt.

Ich fühle mich zwei Jahre zurückversetzt. Damals war meine Situation ähnlich. Matt hat mich von der Außenwelt abgeschirmt. Nicht einmal meine Familie habe ich öfter als zwei Mal im Jahr gesehen und das Haus habe ich auch kaum verlassen. Ich weiß nicht, wie ich das finden soll. Aber im Moment bin ich einfach froh, dass ich in Sicherheit bin. Diese Presse bringt wahrscheinlich irgendeine Geschichte über mich, in der ich nicht gut wegkomme.

Ich lehne mich zurück und schließe die Augen. Ich will nicht, dass mein Name durch den Dreck gezogen wird. Aber noch viel weniger möchte, ich dass Leon und seine Karriere darunter leiden. Es ist alles meine Schuld gewesen. Niemals hätte ich es soweit kommen lassen dürfen. Entweder hätte ich es von Anfang an bei einer Freundschaft mit Leon belassen sollen, oder aber hätte ich den Mut haben müssen, Matt zu verlassen.

Das, was gerade passiert, ist nicht gut für alle von uns. Ich weiß zwar nicht, wie es Leon geht. Wahrscheinlich geht es ihm wieder besser, wegen seiner neuen Freundin. Aber ich sehe wie es Matt geht. Er will sich nichts anmerken lassen, aber diese Situation belastet ihn ungemein. Es schmeckt ihm sicherlich nicht, dass er Konkurrenz hatte. Und gleichzeitig weiß er auch nicht, woran er bei mir ist. Ich kann ihn schon verstehen, dass er mit der Situation unzufrieden ist. Dennoch ist es mir nicht möglich so eine weitreichende Entscheidung, die meine Ehe und mein weiteres Leben beeinflusst, zu treffen.

Und auch mir geht es nicht sonderlich. Nicht nur meine Hypertomie hat Schaden angerichtet. Ich muss immerzu an alles, was in den letzten Wochen passiert ist, denken und ich frage mich ständig, was Leon wohl gerade macht. Ob er glücklich ist mit der Frau von dem Video und ob er sich schon entschieden hat bezüglich seines Wechsels. ich würde so gerne mit ihm reden. So wie wir es vorher getan haben. Wir konnten uns alles erzählen und ich habe mich bei ihm wohlgefühlt.

"Sam?" Matt betritt das Zimmer. "Ja?" frage ich. Er setzt sich zu mir auf Bett und streicht über die Decke. "Ich habe viel über die letzten Ereignisse nachgedacht." sagt er nachdenklich. "Wir beide brauchen einen Neuanfang. Und ich denke, es ist das beste, wenn wir komplett neu anfangen. Weit weg von den Leuten hier und der ganzen Presse." er nimmt meine Hand und wiegt sie nachdenklich hin und her.

Dann holt er tief Luft und sieht mir fest in die Augen. "Ich möchte mit dir auswandern. Nach Amerika." sagt er und sieht mich erwartungsvoll an. Auswandern?! Wie kommt er auf die Idee, dass ich nach Amerika ziehen möchte? Matt wartet immer noch auf eine Antwort. "Also, ich dachte, dass das vielleicht am praktischsten ist. Ich muss bald sowieso wieder nach Philadelphia fliegen. Und Amerika ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Du könntest auch arbeiten gehen, wenn du möchtest. Du musst natürlich nicht, aber ich dachte das würdest du gerne. Ich kann uns ein Haus kaufen, das dreimal so groß ist, wie dieses hier. Wir könnten uns einen Hund zulegen oder zwei oder drei. Von mir aus kaufe ich dir einen ganzen Zoo."

Er redet sich um Kopf und Kragen. Er ist nervös, das merke ich und er ist sich nicht sicher, wie ich darauf reagieren werde. Es ist lieb von ihm, dass er sich solche Gedanken darüber macht, obwohl ich ihm immer noch keine sicheren Signale gegeben habe, die ihm sagen, wie ich mich entscheiden werden.

Vor ein paar Stunden hatten wir ein Gespräch über Rachel. Er hat ihr angeblich finanzielle Unterstützung zugesichert und möchte ansonsten keinen Kontakt mehr zu ihr haben. Ich höre zwar, was er mir sagt, wenn er mir erzählt, dass Rachel ihm nie etwas bedeutet hat, aber ich versteh ihn nicht. Wenn er für sie nicht einmal annähernd etwas empfindet, warum hat er dann mit ihr geschlafen und das schon seit zwei Jahren?!

Ich weiß, dass ich ihm das nicht vergeben kann. Einen Betrug kann man nicht verzeihen. Genauso weiß ich auch, dass Matt mir niemals ganz vergeben kann. Das Ganze ist zum Scheitern verurteilt. Aber ich kann es erträglicher machen, indem ich uns beiden einen Neuanfang ermögliche. Vielleicht ist die Idee gar nicht so schlecht und eine Auswanderung ist genau der richtige Schritt. "Lass mich darüber nachdenken. Es ist eine große Entscheidung und eine so große Entscheidung muss ordentlich durchdacht werden." antworte ich ihm und er nickt.

"Ja, ich dachte mir schon, dass du darüber nachdenken musst. Und ich werde dir Zeit geben. Allerdings nicht alle Zeit der Welt. Der Umzug ist bereits geplant bzw. habe ich einen Umzug in die Wege geleitet. Wenn du dich dafür entscheiden solltest, sind wir in zwei Tagen aufbruchsbereit. Wenn du dich dagegen entscheiden solltest, dann bin ich trotzdem gewillt, mir mindestens einen Wohnsitz in Philadelphia einzurichten. Es ist deine Entscheidung. Entscheidest du dich für mich, fangen wir in den USA neu an und ich werde dir die Welt zu Füßen legen. Entscheidest du dich gegen mich, dann kann ich dir nicht garantieren, dass wir uns in naher und ferner Zukunft zusammenraffen können. Es liegt an dir und ich werde auf deine Antwort warten." sagt er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.

"Folge einfach deinem Herzen." flüstert er mir zu und richtet sich wieder auf. "Ich liebe dich, Samantha Dawson. Du gehörst zu mir." fügt er noch hinzu ehe er den Raum verlässt. Geplättet von diesem Ultimatum liege ich in meinem Bett und starre an die Decke. Da öffnet sich die Tür abermals und Matt steht in der Tür. "Es ist eben ein Brief für dich angekommen." sagt er und überreicht mir den Brief.

Als er den Raum verlassen hat, öffne hastig ich den Umschlag und ein gefaltetes Stück Papier fällt mir in den Schoß. Als ich den Brief entfalte, fällt mir auf direkt auf, dass dieser handschriftlich geschrieben wurde. Verwundert frage ich mich, wer mir einen Brief schreiben sollte. Aber da erkenne ich seine Handschrift und merke, wie sich Tränen in meinen Augen sammeln, als ich anfange zu lesen.

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Wichtig!!!
Heute um 15 Uhr kommt ein weiteres Kapitel heraus! Es passt ganz gut, den Brief hinterher zu posten, damit nicht wieder eine Woche Zeit dazwischen ist.
Ich hoffe, das Kapitel gefällt euch :)

prisoned - LG8 | jmjmmnyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt