5 - Leon

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Der Haustürschlüssel liegt immer noch unter dem Blumentopf neben der Tür. Manchmal frage ich mich, wie naiv Kate ist. Ich stecke den Schlüssel ins Schloss und öffne die Tür. Alles steht noch an Ort und Platz. Ich erinnere mich an meine erste Nacht hier. Kate, Alessandro, Sead, Max und ich waren damals auch im Starz und ich muss sagen, das war eine gute Nacht.

Ich drehe mich zu Sam um, die immer noch unschlüssig in der Tür steht und sich unsicher umsieht. "Komm rein und mach es dir gemütlich!" fordere ich sie auf. Langsam betritt sie das Wohnzimmer. Ich gehe in die Küche. "Möchtest du etwas trinken?" frage ich sie aus der Küche. "Ähm, ein Wasser wäre nett." antwortet sie leise und ich suche in dem Kühlschrank nach etwas zu Trinken. Als ich die Flasche gefunden habe, gehe ich damit zurück ins Wohnzimmer. Sam steht immer noch im Raum und sieht mich an. "Setz dich!" sage ich und deute auf das Sofa.

"Irgendwie fühlt es sich an, als würden wir hier einbrechen." murmelt sie. "Das ist schon okay, Kate hat sicher nichts dagegen, außerdem ist sie uns das sowieso schuldig, nachdem sie und Max und sitzen lassen haben." erwidere ich und gebe ihr die Wasserflasche, dann hole ich Gläser aus dem Wohnzimmerschrank und stelle sie auf den Wohnzimmertisch. Ich ziehe meine Jacke aus und setze mich dann auf das Sofa. Zögernd setzt sich Sam zu mir und gießt uns beiden etwas zu trinken ein. "Wie spät ist es eigentlich?" fragt sie und ich sehe auf die Uhr. "Es ist halb vier in der Nacht. Wir sollten gleich schlafen gehen." sage ich leise.

Sam nickt, dann nimmt sie einen Schluck aus ihrem Glas. Ich merke, dass sie sich unwohl fühlt. "Ist wirklich alles okay?" frage ich nach und versuche so unauffällig auf die Situation im Club anzuspielen. "Ja, ich meine, was sollte nicht okay sein?" antwortet Sam und lächelt mich an. Ihr Lächeln ist aufgesetzt, das sehe ich sofort, aber sie ist es mir nicht schuldig, mir irgendetwas zu erzählen. Schließlich kennen wir uns erst ein paar Stunden. "Hm, okay. Aber wenn du reden willst, kannst du zu mir kommen, ja? Ich höre dir gerne zu." sage ich und sehe ihr fest in die Augen. Die Frau fasziniert mich. Ich kann es nicht beschreiben, aber sie ist anders als alle anderen.

Sam sieht mich ebenfalls an. "Danke." haucht sie, ehe sie wieder wegsieht. Ich räuspere mich, um die peinliche Stille zu überwinden. "Lass uns schlafen gehen." sage ich dann und stehe auf. Ich bringe sie noch die Treppe hoch, zu Kates Schlafzimmer. Ich werde unten auf dem Sofa schlafen, sie ist schließlich verheiratet. "Hier ist das Schlafzimmer." sage ich und öffne die Tür. Sam tritt ein, sie betrachtet das Zimmer. Dafür, dass dieses Haus früher Kates Studentenwohnung war, ist es wirklich sehr schön und teuer eingerichtet. Ich gehe zu Kates Schrank, in der Hoffnung, Kate hat noch ein paar Klamotten hier, immerhin ist sie immer hier, wenn sie sich in Köln aufhält.

Tatsächlich finde ich ein T-Shirt und eine Shorts von Kate. Sam hat ungefähr die selbe Größe, wie Kate, daher sollte das passen. ich gebe Sam die Sachen. "Da vorne ist das Bad. Wenn du etwas brauchst, ich bin unten." sage ich. Sam runzelt die Stirn. "Du schläfst unten?" "Ja, auf dem Sofa. Ähm, also Ich meine, du bist ja verheiratet. Da ist es besser, wenn ich unten schlafe." versuche ich zu erklären. In Sam's Augen sehe ich Erstaunen aber auch Entsetzen. Mist, ich hätte das nicht sagen sollen. Schließlich hat Sam mir das ja gar nicht erzählt, sondern Kate, die mir eingebläut hat, die Finger von Sam zu lassen.

"Woher-?" fragt Sam, aber ich unterbreche sie schnell und drehe mich um." Gute Nacht, Sam. Schlaf gut." sage ich und schließe schnell die Tür hinter mir. Dann laufe ich die Treppe hinunter und atme erstmal durch. Was für ein Tag...

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Mitten in der Nacht werde ich wach, ich meine ich hätte ein Schluchzen gehört. Das kann nur von Sam kommen, es ist ja auch niemand anderes im Haus - hoffe ich...

Ich gehe leise die Treppe hoch, das Schluchzen wird lauter, Sam weint. Vorsichtig öffne ich die Tür, Sam liegt auf dem Bett, ihr laufen Tränen über die Wangen. "Hey, was ist denn los?" frag ich leise. Erschrocken, sieht mich Sam an. Sie hat mich also nicht kommen hören. Sie fängt wieder an zu schluchzen. Ich gehe langsam auf das Bett zu. Sam weicht ein wenig zurück, als ich näherkomme. Also bleibe ich stehen. "Sam, was ist los? Warum weinst du?" frage ich sie wieder und wieder bekomme ich keine Antwort. Also strecke ich eine Hand nach ihr aus, aber sie weicht panisch zurück.

Verwirrt sehe ich auf. Sam hat einen leeren Blick in ihren Augen. Ihre Unterlippe zittert und ihre Hände bewegen sich hin und her. "Geh weg, Matt! Ich will dich nicht sehen. Hast du mir nicht schon genug weh getan?" sagt sie auf einmal. "Matt?" jetzt bin ich ernsthaft verwirrt. "Warum erlaubst du es mir nicht meine Familie zu sehen? Ich vermisse sie doch so!" "Sam! Was ist mit dir los?" so langsam werde ich nervös. "Matt, ich will nicht mehr deine Mrs. Dawson sein, ich habe es satt, schon eine ganze Weile." sagt sie monoton. Dann weicht sie noch ein Stück von mir, ihre Augen sind starr auf mich gerichtet, aber sie zeigt keinerlei Regung. Da wird mir klar, was hier gerade vor sich geht.

Sam schlafwandelt...

prisoned - LG8 | jmjmmnyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt