6 - Sam

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Ich werde wach und blinzele gegen die Sonne. Ich sehe mich um und frage mich, wo ich bin. Da fällt mir ein, dass ich gestern mit Kate, Max und Leon feiern gegangen bin und Leon und ich später zu Kates altem Haus gefahren sind. Apropos Leon, ich drehe mich um und sehe Leon neben mir liegen. Wollte er nicht unten schlafen? Ich stehe auf und schüttle mich, ich fühle mich erschöpft und habe Kopfschmerzen. Barfuß gehe ich die Treppe runter und suche in der Küche nach Aspirin. Als ich fündig geworden bin, nehme ich das Schmerzmittel schnell und gehe dann wieder hoch.

Leon schläft immer noch. Ich sehe auf die Uhr, es ist 07:55 Uhr. Ich stehe vor dem Bett und weiß nicht, was ich tun soll. Heute müsste Sonntag sein, das heißt man könnte eigentlich ausschlafen. Ich betrachte den jungen Mann, der vor mir im Bett liegt und schläft. Leon ist nicht unattraktiv und so wie er da liegt Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, dachte ich: Ich habe noch nie einen so schönen Mann gesehen. Als ich ihn näher kennenlernte dachte ich: Er hat Humor und ist fürsorglich. Eigentlich perfekt. Eigentlich Denn woher weiß er, dass ich verheiratet bin? Hat er mich und Matt zusammen gesehen? Ich weiß nicht warum, aber ich will nicht, dass Leon von mir denkt, dass ich glücklich verheiratet bin, denn das bin ich nicht.

Und reintheoretisch könnte ich an einem Sonntag auch mal Ausschlafen... Genau das werde ich jetzt auch tun. Ich krieche also zurück ins Bett, dumm nur, dass Leon sich, während ich weg war, breitgemacht hat. Ich quetsche mich neben ihn und versuche so weit wie möglich zu Seite zu drücken, aber das gestaltet sich als schwierig, denn Leon wiegt ungefähr 250 Kilogramm. Von wegen attraktiv, schwer ist der Junge.

Als ich es dann einigermaßen geschafft habe, mir Platz zu machen, kuschele ich mich wieder in die Decke. Von Leon geht eine angenehme Wärme aus. Augenblicklich fühle ich mich wohl und schließe wieder meine Augen.

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Ich werde von leisem Tuscheln geweckt, verwirrt öffne ich die Augen. Ich entdecke Kate, sie steht vor dem Bett und dreht sich jetzt zu mir um. "Oh, du bist wach." ruft sie. "Uhm, scheint so." antworte ich, meine Kopfschmerzen sind auf jeden Fall besser geworden. "Es tut mir leid, dass wir euch im Starz sitzen lassen haben. Ich war ziemlich betrunken und habe nicht nachgedacht." Schuldbewusst sieht sie mich an. Ich muss grinsen. "Wenn du mich mit Details verschonst, sei dir verziehen." grinse ich und Kate atmet erleichtert auf.

Ich bemerke, dass die andere Seite des Bettes leer ist. "Wo ist Leon?" frage ich." Ähm, der musste schon weg. Ich soll dich von ihm grüßen." sagt Kate und zuckt mit den Schultern. Ich bin ein wenig enttäuscht, aber nicke dann. "Okay, ich denke, ich sollte auch nach Hause fahren." ich versuche mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, Leon hätte sich wenigstens verabschieden können. "Wirklich? Willst du nicht noch bleiben?" "Max kommt auch gleich, wir könnten frühstücken gehen." sagt Kate aber ich schüttele nur den Kopf. "Ich muss wirklich nach Hause, deine Klamotten werde ich waschen und dir dann zurückgeben."

"Hm, okay. Hier, ich gebe dir noch Klamotten für heute, damit du nicht in deinem Kleid rumlaufen musst. Meine Handynummer hast du ja, melde dich wenn du mal wieder Zeit hast." sagt sie und umarmt mich zum Abschied. Ich lächele, dann steige ich ins Taxi. "Wo kann ich Sie hinbringen, Miss?" fragt mich der Taxifahrer. Nach Hause möchte ich nicht, Matt ist sowieso nicht da und das Haus ist viel zu groß für mich alleine, so dass ich mich unwohl fühle, wenn ich allein dort bin. Da meldet sich mein Magen, ich habe Hunger. "In die Innenstadt, bitte." sage ich und lehne mich in den Sitz.

"Das macht dann 20,50 Euro." sagt der Taxifahrer, als er auf einem Parkplatz unweit des Doms hält. Ich bezahle ihn schnell und verlasse dann das Taxi. Ich mache mich auf den Weg in die Innenstadt um ein Café zu suchen, das um 14 Uhr noch Frühstück anbietet.

Tatsächlich finde ich ein kleines Café, das das Frühstück länger anbietet. Ich suche mir einen ruhigen Tisch und bestelle mir das extra große Frühstück. Hinter mir am Tisch sitzt ein Mann, der sich die Kapuze über den Kopf gezogen hat und leise telefoniert. Seine Stimme kommt mir ein wenig bekannt vor, aber ich kann die Stimme nicht zuordnen, weil ich nicht sehr viel verstehe, denn in dem Café ist es ziemlich laut. Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und schalte es an. Als der Bildschirm aufleuchtet, bemerke ich, dass eine Notiz auf dem Startbildschirm erschienen ist.

Ich habe meine Nummer in deinem Handy eingespeichert, falls du es dir anders überlegst und doch über deine Familie reden möchtest oder wenn du einfach so mal reden möchtest. -L.

Ich muss lächeln, anscheinend hat Leon doch an mich gedacht, bevor er abgehauen ist. Schnell suche ich in meinen Kontakten nach seiner Nummer und sehe mir auf WhatsApp sein Profilbild an. Ein Bild von ihm, Max und einem anderen Typen, der ziemlich finster aussieht. Er hat dunkle Haare und sieht ziemlich muskulös aus. Leon und Max hingegen lachen in die Kamera. Ich frage mich wer der andere Typ ist...

Bevor das Essen kommt, will ich noch einmal aufstehen, denn ich muss wirklich mal aufs Klo, da steht der Mann vom Nebentisch ebenfalls auf. Er ist so vertieft in sein Handy, dass er gar nicht merkt, dass ich dort stehe. Ich bin so perplex, dass ich mich nicht bewegen kann. Er läuft gerade in mich hinein. Ich stolpere nach hinten und werde gerade noch von dem Mann aufgefangen. "Nicht so stürmisch, junge Dame." sagt der Mann lachend. Seine Stimme kommt mir sehr bekannt vor, so vertraut. Verwirrt sehe ich ihn an. Da zieht er seine Kapuze vom Kopf, ich halte die Luft an.

Ich sehe in ein mir sehr wohl bekanntes Augenpaar...

prisoned - LG8 | jmjmmnyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt