34 - Matt

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Heute gibt's eine Art "Bonuskapitel". Und es ist nicht in der Perspektive von Sam oder Leon, sondern von aus der Sicht von Matt. Ich hoffe euch gefällt der kleine Einblick in der Welt der Probleme des Matt Dawson. Viel Spaß! :)

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Leise öffne ich die Haustür, den Schlüssel ziehe ich schnell wieder aus dem Schloss und betrete den Eingangsbereich. Dort hänge ich meinen Mantel an die Garderobe und stelle meinen Aktenkoffer dazu. "Schatz? Wo bist du?" rufe ich laut und betrete den Wohnbereich. Aber ich kann sie nicht finden. "Schatz?" rufe ich abermals, aber wieder erhalte ich keine Antwort. Misstrauisch gehe ich durch die Zimmer des kleinen Hauses und rufe immer wieder ihren Namen, aber es bleibt still. Ich öffne die Tür zum Schlafzimmer und sehe mich um. Das große Bett ist ordentlich und frisch bezogen. Alles liegt an seinem Platz. Also gehe ich weiter und gehe zu dem Bad neben dem Schlafzimmer.

Abrupt bleibe ich stehen. Habe ich gerade ein Schluchzen aus dem Bad gehört? Sofort reiße ich die Tür auf und trete hektisch ein. Da erblicke ich sie. Sie sitzt zusammengekauert auf dem Boden und weint. "Schatz? Was ist los?" frage ich sie panisch, aber sie fängt noch heftiger an zu weinen. Ihre Atmung geht heftig und sie lässt sich kaum beruhigen. Die Tränen tropfen unablässig von ihren Wangen.

"Schatz? Was ist passiert?" frage ich sie leise. Aber sie reagiert nicht, also wiederhole ich meine Frage nochmal etwas lauter. Da scheint sie mich überhaupt erst zu realisieren. Sie dreht ihren Kopf langsam zu mir, als sie mir gerade ins Gesicht sieht, fängt sie wieder heftiger an zu Schluchzen. Sie kauert sich wieder zusammen und schlingt die Arme um ihre Beine.

Verwirrt über ihre Reaktion, rücke ich ein wenig von ihr ab. Warum sieht sie mich so komisch an? Warum antwortet sie mir nicht und was ist passiert, dass sie hier weinend sitzt? Ich muss auf meine Fragen Antworten finden. Behutsam lege ich meine Arme um sie und hebe sie vorsichtig hoch. Sie schluchzt immer noch, aber wenigstens weint sie nicht mehr. Ich gehe ins Schlafzimmer und lege sie langsam auf dem Bett ab. Sie kuschelt sich sofort in die Decke.

Dann setze ich mich neben sie und streiche ich ihr eine Haarsträhne, die ihr ins Gesicht gefallen war, hinter das Ohr. Geduldig warte ich, bis sie sich einigermaßen beruhigt hat. Als sie ruhiger wird und wieder normal atmet, sieht sie zu mir auf und guckt mich mit traurigen Augen an. "Was ist los?" frage ich sie leise, aber sie schüttelt nur ungläubig den Kopf und richtet ihren Blick gerade aus an die Wand, als wolle sie mir nicht antworten.

"Es ist deine Schuld." flüstert sie leise. So leise, dass ich dachte mich verhört zu haben. "Was?" frage ich sie verwirrt. "Es ist deine Schuld." wiederholt sie und starrt weiterhin die Wand an. "Was ist meine Schuld?" frage ich sie. Es verletzt mich, dass sie das sagt. Ich weiß nicht einmal, worum es geht.

Als wieder keine Antwort kommt, werde ich langsam wütend. "Rachel, sag mir was hier los ist!" fordere ich sie auf und schüttele ich sie leicht an der Schulter, damit sie mich endlich ansieht. Und siehe da, sie dreht ihren Kopf zu mir. Erleichtert will ich anfangen zu reden, da zischt sie mich an. "Du wagst es, mir Befehle zu erteilen? Du hast doch keine Ahnung." Erschrocken über ihre Reaktion, bleibt mir der Mund offenstehen. Das hatte ich nicht erwartet.

"Dann erkläre mir, warum du so bist? Ist irgendwas mit Sam? Ahnt sie was?" frage ich sie. "Nein, Sam ist komplett ahnungslos. Aber das tut nichts zur Sache und wenn sie es wüsste, dann wäre diese Scheiße hier noch so viel schlimmer." antwortet Rachel trotzig. "Was ist es dann?" mittlerweile bin ich richtig verzweifelt. "Ich wünschte, ich hätte dich nie kennengelernt, Matt Dawson. Ich wünschte, Sam hätte irgendwen anders geheiratet. Dann wären wir uns nicht über den Weg gelaufen." schreit sie auf einmal.

Verletzt über diesen Ausbruch, sie hätte mich am liebsten nie getroffen, verschließe ich mich. Das mache ich immer, wenn mich jemand verletzt. Mein Unterbewusstsein macht dicht und ich werde wütend. Unkontrollierbar wütend. "Ach ja? Du hättest mich am liebsten nicht kennengelernt? Und willst jemand anderes für Sam? Hättest du den dann auch gevögelt oder was?" sage ich laut und fange mir augenblicklich eine Ohrfeige, die sich gewaschen hat. Benommen reibe ich mir meine Wange, während Rachel wieder anfängt, bitterlich zu weinen.

"Es tut mir leid." sage ich leise. Aber sie sitzt einfach nur da, hat die Beine angezogen und schluchzt heftig. "Rachel?" nicht sicher, ob sie mich gehört hat, rutsche ich näher zu ihr und lege ihr eine Hand auf die Schulter. Aber sie zuckt nur zusammen, als sei ich ein Fremder. "Rachel? Ich bin's doch nur." versuche ich sie zu beruhigen. Aber sie wird nicht ruhiger, im Gegenteil.

Da sieht sie auf einmal auf. Sie sieht mich einem Blick an, der mir durch Mark und Knochen geht. Darin liegen so viele Emotionen, positive als auch negative. Aber das Markanteste, was ich erkennen kann, ist wohl die Verzweiflung in ihren Augen. Die selbst mir Angst einjagt, denn in den ganzen Jahren, in denen ich Rachel jetzt schon kenne, hat sie immer ihren Optimismus beibehalten. Sie war stets davon überzeugt, einen Ausweg finden zu können.

Wenn sie schon so verzweifelt ist, dann ist es wirklich schlimm. Meine Nerven sind angespannt, denn diese Unwissenheit belastet mich ungemein. Aber ich versuche ruhig zu bleiben, auch für Rachel. "Schatz, bitte sag mir doch endlich, was dich bedrückt." bitte ich sie sanft. Rachel wiegt den Kopf leicht hin und her, als würde sie mit sich kämpfen. Dann sieht sie auf ihre Hände, auf die immer noch einige Tränen tropfen.

Sie beginnt wieder zu schluchzen. "Ich bin schwanger."

prisoned - LG8 | jmjmmnyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt