Kapitel 6 - Noch nicht vorbei

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Sam

Kiéra hatte Recht. Dagegen wären wir nicht angekommen.
"Hände hoch!", rief einer und drei weitere richteten ihre Waffen auf uns.
Ich sah zu Dean der diesem Befehl augenrollend nachkam. Als ich es ebenfalls tat, trat ein unbewaffneter Polizist vor. Er trug nur eine schusssichere Weste und war voll und ganz auf Kiéra fixiert.
"Haben Sie keine Angst Miss. Jetzt ist alles gut, Sie sind jetzt sicher."
"Sicher?", flüsterte sie und der Polizist nickte.
"Ich bin Detective Freeman. Ihr Vater ist schon ganz krank vor Sorge. Wir bringen Sie nach Hause, diese beiden Männer werden Ihnen nichts mehr tun."
Kiéra schlug die Hände vor den Mund und schluchzte.
"Das kann nicht sein. Mein Vater ist tot!"
"Oh nein! Doktor Maxfield erwartet Sie schon, es geht ihm gut, er hat den Angriff überlebt!"
Die Vampirin lies ihre zitternden Hände sinken und schüttelte den Kopf. Langsam trat sie einen Schritt zurück, versuchte Abstand zwischen sich und Freeman zu schaffen.
"Maxfield? Er ist nicht mein Vater. Ich will nicht zu ihm zurück."
Mit jedem Schritt den Freeman auf sie zutat, wich sie einen zurück und kam mir langsam näher.
"Bitte Miss. Dieser Mann ist gefährlich. Kommen Sie her, bei mir sind Sie sicher."
Ihr Blick huschte zwischen mir und ihm hin und her.
"Gefährlich?", fragte sie zaghaft.
"Sie... Sie haben Sie doch entführt?"
Verhemmend schüttelte sie den Kopf.
"Maxfield war es der mich entführt hat, an meinem Geburtstag. Er hat mich eingesperrt, jahrelang." Wieder schluchzte Kiéra, ihre Schultern bebten.
"Diese gefährlichen Männer haben mich befreit. Sie haben mich gerettet!"
"Was wurde dir nur angetan Mädchen?", fragte er kopfschüttelnd. Er schien ihr nicht zu glauben.
"Sie müssen nicht länger tun was sie sagen oder ihnen nach dem Mund reden. Lassen Sie mich Sie nach Hause bringen. Ich verspreche Ihnen wird nichts mehr geschehen."
"Nach Hause?", fragte sie hoffnungsvoll und drehte sich zu mir um. Tränen hatten Krater in die Dreckschicht auf ihrem Gesicht gewaschen.
Als Freeman wieder einen Schritt auf sie zuging, eilte Kiéra zu mir und ihre Finger krallten sich in den Stoff meines Hemdes. Ängstlich versteckte sie sich hinter mir und sah den Detective vorsichtig an.
"Sam?", fragte sie.
"Ja, Kiéra?", antwortete ich, weiter die Polizisten im Blick behaltend.
"Bringt mich zurück nach Hause", bat sie mit belegter Stimme und lehnte ihre Stirn an meinen Rücken. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen wie sich Dean bei jeder ihrer Bewegungen versteifte. Er traute ihrem Schmierentheater nicht, aber Freeman wirkte nachdenklich.
"Und Sie vertrauen ihnen?"
"Mehr als jedem anderen", beteuerte Kiéra.
Als Freeman wiederum versuchte ihr näher zu kommen, versteckte sie sich wieder hinter meinem Rücken und der Detective seufzte ergeben.
"Männer, wartet draußen!", rief er und zögernd kamen die Polizisten diesem Befehl nach.
"Sind Sie sicher Sir?", fragte einer dennoch und erntete einen strafenden Blick des Detectives.
"Und diese Beiden haben Sie vor Doktor Maxfield gerettet?", fragte er ein letztes Mal und die Vampirin nickte.
Freemans Blick löste sich von Kiéras aufgelöster Gestalt und wanderte zwischen mir und Dean hin und her.
"Dann verzeihen Sie bitte diese Störung meine Herren", brachte er zähneknirschend hervor.
Dean winkte ab und wollte auch gleich den Mund aufreißen, doch er sah meinen mahnenden Blick und hielt die Klappe.
"Ich vertraue Ihnen dieses Mädchen an, bringen Sie sie sicher nach Hause!"
"Selbstverständlich, Sir"

Sobald der Detective die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ Kiéra mich los und grinste uns an.
"Lief doch super", sagte sie und wischte sich übers Gesicht. Sie betrachtete ihre verkrusteten Hände und lächelte traurig.
"Ich sehe bestimmt schrecklich aus..."
"Nicht was man mit ein wenig Wasser wieder hinbekommt", beeilte ich mich zu sagen.
"Da vorn ist die Dusche", sagte Dean, auf eine Tür zeigend.

Kiéra war schon auf dem Weg, als ich in meiner Tasche endlich ein sauberes Hemd und eine Hose fand. Beides drückte ich ihr in die Hand.
"Es wird dir zu groß sein, aber die Sachen sind immer noch besser als dein Kleid. Immerhin sind sie sauber und heil."
"Danke", war alles was sie sagte ehe sie die Tür hinter sich schloss.
Als ich im Bad das Wasser rauschen hörte, wandte ich mich Dean zu.
"Ich glaube nicht das sie es war."
Auch er wirkte nachdenklich. "Aber die Körper waren alle blutleer und diese Bisswunden... sie wurden definitiv von Vampiren getötet!"
"Du hast gesehen wie Augustine die Vampire behandelte. Ich glaube nicht das überhaupt einer von ihnen dafür verantwortlich ist."
"Ja, vermutlich hast du recht... also fangen wir wieder bei null an?"
"Lass uns Kiéra fragen, wenn sie aus der Dusche kommt. Vielleicht hat sie ja irgendwas gehört."
"A pro pro." Dean deutete auf meinen Laptop. "Weißt du mittlerweile wer sie ist?"
Auch ich blickte wieder auf den Bildschirm, auf dem ich eher halbherzig nach Informationen suchte. Doch da sprang mir ein alter Artikel ins Auge.
"Ja, könnte sein. Der Name 'Kiéra' ist eher selten. Ich habe im amerikanischen Raum etwa 50 Mädchen gefunden die so hießen, in den letzten 400 Jahren. Und nur auf eine passten alle Informationen die wir schon hatten. Hier:", auffordernd drehte ich ihm den Bildschirm zu.
"Kiéra Salvatore."
"Salvatore?", fragte er. "Ich hab das Gefühl diesen Namen schonmal gehört zu haben..."
"In dem Artikel geht es um einen Guiseppe Salvatore, einen angesehenen Geschäftsmann aus Mystik Falls, Virginia."
Ich scrollte durch den Artikel bis ich das Bild dazu gefunden hatte.
"Was ist das für ein Bild?"
"Es zeigt Guiseppe und seine drei Kinder. Zwei Söhne, Damon und Stefan, und eine kleine Tochter, Kiéra"
"Was ist mit der Familie passiert?"
"Ähm... die beiden Söhne sind auf freiem Feld erschossen worden, am 25 September 1864. Und der Vater ist am 5 November des gleichen Jahres nach einem Tierangriff in seinem Anwesen verblutet."
"Ein Tierangriff IM Gebäude?", hakte Dean nach und ich nickte.
"Glaubst du sie hat....?"
"Möglich... aber ich glaube nicht. Sie scheint mir nicht der Typ dafür zu sein"
"Das Monster sieht man den Leuten nicht an Sam..."
"Ich weiß..."
"Was ist mit der Tochter passiert?"
"Sie ist 1864 verschwunden. Man hat nie eine Leiche oder ähnliches gefunden, irgendwann hat man sie dann einfach für tot erklärt."
"Also das Alter sieht man ihr nicht an", scherzte Dean.
"Kiéra Salvatore wurde am 17.04.1845 in Mystik Falls geboren..."
"Und du glaubst das sie das ist?"
"Ich bin mir nicht sicher, vielleicht. Denkbar wäre es auf jeden Fall."
Deans Handy klingelte und er meldete sich mit einem seiner vielen Decknamen, während ich mir das Foto noch einmal genau ansah. Es wurde im Juni 1851 aufgenommen, das kleine Mädchen war damals 6 Jahre alt. Der älteste Sohn hatte sie ganz stolz auf dem Arm und sie strahlte förmlich in die Kamera. Mit einem Arm hielt sie ihren zweiten Bruder bei der Schulter, die drei wirkten unglaublich glücklich.
"Hey Sam, das war der Sheriff"
"Was wollte er?", fragte ich verwundert.
"Sie haben wieder drei blutleere Leiche gefunden und ein junges Mädchen ist seit letzter Nacht spurlos verschwunden."
"Aber Kiéra war die ganze Zeit bei uns und die beiden anderen Augustine Vampire haben wir letzte Nacht getötet."
"Genau, also waren sie es nicht. Irgendein anderer Blutsauger läuft hier Amok und wir sollten schnell rausfinden wer... Meinst du Kiéra könnte was wissen?"
"Ich bin mir nicht sicher. Wenn sie seit 1864 als verschwunden gilt, ist sie vielleicht 143 Jahre lang in der Gewalt von Augustine gewesen... vielleicht hat sie Wächter reden hören, aber mehr auch nicht."
Dean nickte. "Fragen wir sie."
"Hör mal Dean. Wir sollten sie vielleicht erstmal nicht auf ihre Familie ansprechen, oder ihre Vergangenheit. Sie hat uns zwar die Polizei vom Hals gehalten, aber ich glaube das sie Menschen gegenüber erstmal misstrauisch und vorsichtig ist, also ich wäre es. Lass uns diesen Job zuende bringen und dann sehen wir weiter."
Dean zuckte nur mit den Schultern.
"Wie du meinst Sammy, sie ist ja dein Vampir. Aber sollte sie uns in irgendeiner Form gefährlich werden trenne ich ihr den Kopf von den Schultern!"

Die Tür des Badezimmers öffnete sich und Kiéra kam wieder zu uns in den Raum.
Sie versank förmlich in meinem Hemd, aber sie lächelte, bis Dean aufstand und auf sie zukam.
"Wir sollten uns dringend nochmal unterhalten..."

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