Kapitel 55 - Niederlagen (Dean)

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Ich konnte die salzigen Tränen auf ihren Lippen spüren als sie mich küsste. Ich spürte ihr ängstlich schlagendes Herz, als sie ihren Körper gegen meinen presste. Und mit jedem Atemzug wurde es schwächer, bis sie leblos in meinen Armen zusammensackte. Doch ich wollte sie noch nicht loslassen. Ich konnte nicht.

Irgendwann löste ich mich langsam von ihr und legte meine Arme stärker um ihren schlaffen Körper. Die eine Hand legte ich auf ihre Schulterblätter, mit der anderen hielt ich ihren Kopf und presste sie weiter an mich. Den Kopf vergrub ich verzweifelt in ihrem Nacken. Doch Kiéra regte sich nicht.

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war als mir schlussendlich die Beine versagten und ich mich mit ihr gemeinsam auf den Boden kniete. Behutsam legte ich sie auf dem Asphalt ab und betrachtete sie.
Es wirkte so, als würde sie schlafen und jeden Moment ihre blauen Augen öffnen. Sie sah wo friedlich aus.

„Ach komm schon Dean", stöhnte Crowley und riss mich aus Kiéras Anblick. Ungläubig sah ich auf.
„Was?!", knurrte ich und musste an mich halten um ihm nicht an die Kehle zu springen. Aber ich konnte Kiéra nicht allein lassen. Ihre Seele war noch immer in ihrem Körper und ich hoffte, wenn ich bei ihr blieb, würde vielleicht auch ihre Seele bleiben. Solange bis ich einen Weg fand sie wieder aufzuwecken.
„Sie ist nicht deine erste tote Freundin. Du kommst drüber hinweg."
Ich schnaubte nur und sah wieder zu der Vampirin hinunter.

„Wartest du wirklich darauf, dass sie wiederaufwacht?", sprach Crowley weiter und ich konnte den Unglauben in seiner Stimme hören.
„Was kümmert es dich?", spie ich zurück ohne ihn anzusehen.
„Im Grunde gar nichts", antwortete er. „Aber es ist immer wieder faszinierend, was ihr Menschen doch für törichte Kreaturen seid."

„Sie ist tot, Dean. Egal wie fest du sie auch hältst, nichts kann daran etwas ändern", sprach der Dämon weiter.
„Verschwinde einfach", seufzte ich resigniert.
„Du glaubst... du glaubst du könntest ihre Seele halten?", fragte er dann.
„Niemals Jäger. Ich kann dich vielleicht besser leiden als viele andere Menschen aber die Seele des Mädchens gehört mir. Mach mit ihrem Körper was du willst, aber ihre Seele ist mein."

Bevor ich auch nur die Möglichkeit hatte zu begreifen, krümmte ich Kiéras Körper in meinen Armen. Sie schrie und bäumte sich auf, als wäre sie besessen. Und dann war sie wieder still. Ich sah, wie ihre Seele durch ihren geöffneten Mund entwich. Strahlend rein war sie, hell leuchtend. Ich sah dabei zu wie sie höher stieg, immer höher und langsam verschwand. Und ich konnte nichts dagegen tun sie zu verlieren.

„Ich habe gewonnen", hörte ich Crowley sagen, ehe er aufatmete und tatsächlich zu lachen begann. „Ich habe wirklich gewonnen. Mit ihrer Seele..."
„Freu dich nicht zu sehr", unterbrach Castiel seine Freudentirade. Der Engel sah einen Moment zu mir herab, ehe sein Blick den des Dämonenkönigs fand. „Du wirst den Krieg nie gewinnen."
„Ich habe das Mädchen", erwiderte Crowley. „Sie hat sich mir hingegeben. Es gibt nichts was dein erbärmlicher gefiederter Hintern daran ändern könnte."

Castiel betrachtete seinen Widersacher nur stumm. Er wusste irgendetwas, das nur er wusste. Und wenn es Crowley in die Suppe spuckte, dann musste es uns doch in die Karten spielen.
„Du kannst sie wieder zurückholen Cas, nicht wahr?", fragte ich ihn und sah auf.
„Nein, das kann ich nicht, Ihre Seele ist verloren."
„Du hast mich aus der Hölle geholt", rief ich aus.
„Das Mädchen hat ihm ihre Seele versprochen."
„Das habe ich auch getan. Ich ging einen Deal ein. Meine Seele gegen Sams Leben."
„Es geht nicht Dean", seufzte der Engel erneut. „Es tut mir Leid um deinen Verlust, aber ich kann nichts tun."
„Warum nicht?", knurrte ich.
„Der Weg in die Hölle ist lang, beschwerlich und tödlich."
„Ich warte Jahre wenn es sein musst. Solange du mir versprechen kannst, dass ich sie wiederbekomme", bat ich und die Verzweiflung in meinen Inneren wuchs. Die Engel waren meine einzige Möglichkeit um Kiéra zurückzubekommen.
„Selbst wenn ich diese Reise antrete und sie überlebe, ich kann die Seele des Mädchens nicht holen."

„Was genau meintest du dann?", knurrte ich.
„Sie hin", antwortete der Engel und beobachtete Crowley weiter.
Auch ich sah zu ihm herüber und konnte erkennen, dass er den Engel ansah, als sei ihm ein zweiter Kopf gewachsen.
„Ich weiß, ihr steckt Niederlagen nicht ganz so gut weg", begann er, „aber-

Bevor er den Satz beenden konnte krümmte sich der Dämon nach vorn und hielt sich schmerzverzerrt die Brust.
„Was- was ist das", keuchte er. „Was hast du getan?"
„Gar nichts, Dämon. Das ist die Seele des Mädchens. Sie wird dir niemals gehören, dafür hat sie gesorgt."

Einen Moment später richtete sich Crowley wieder auf, das blanke Entsetzen in den Augen.
„Nein", hauchte er und schüttelte den Kopf. „Nein! Was bei Luzifers Siegeln ist gerade passiert?! Warum kann ich die Macht ihrer Seele nicht spüren?"
„Weil es nie von Bedeutung war durch wessen Hand sie stirbt."
„Was soll das bedeuten? Sie hat mir ihre Seele versprochen. Diese Macht sollte mir gehören", knurrte Crowley und ging auf den Engel zu.
„Es zählte, wie sie stirbt. Und als sie ihre Seele aufgab um ihre Familie zu schützen, hat sie ihre Macht vor dir verschlossen. Das selbstlose Opfer, dass sie darbrachte, hat die Macht für dich unerreichbar gemacht."
„Das wirst du mir büßen, Castiel", schwor der Dämon und wandte sich ab.

„Was bedeutet das für Kiéra?", fragte ich leise.
„Was meinst du?"
„Ihre Seele. Kommt sie in den Himmel?"
„Nein. Sie war ein Vampir, ganz gleich wie rein ihre Seele war. Sie ist im Fegefeuer gefangen. Sie wird ihre Ewigkeit in der Hölle fristen."
Du sagtest doch-"
„Das Crowley ihre Macht nicht nutzen kann. Ja, das sagte ich. Aber das ändert nichts daran, dass sie ihm ihre Seele versprochen hat. Ihr Opfer hat diese Macht nur auf ewig in dieser Seele versiegelt. Sie ist noch immer da, doch für Crowley ist sie dennoch unerreichbar."

„Das ist vermutlich die größte Strafe", überlegte Castiel dann. „Das Wissen wie nah er dran war. Er wird diese Macht ein Leben lang spüren ohne heran zu kommen."
„Und es gibt's nichts was du tun könntest?"
„Nein. Das Mädchen ist tot."

Ich spürte die Hand meines Bruders auf meiner Schulter, dass wusste ich ohne dass ich mich herum drehen musste. Mit Crowley verschwand auch der Schleier der Sam und Kiéras Brüder von uns trennte. Ihr schlaffer Körper wurde mir aus den Armen gerissen und verschwommen bemerkte ich, dass Damon und Stefan sich über sie beugten, ihr das lange schwarze Haar aus dem Gesicht strichen.
Ich sah über meine Schulter zu Sam, der sich neben mich gehockt hatte und mir ein mitleidiges Lächeln schenkte, dass mehr wie eine verrutschte Grimasse aussah. Auch er trauerte.
„Was sollen wir jetzt tun, Sammy?", fragte ich leise und wandte den Blick wieder Kiéra zu.
„Verabschiedet euch von ihr", sprach Castiel. „Und dann lasst sie gehen."

Resigniert schloss ich die Augen und konnte meine Tränen nicht mehr halten.
Lautlos weinte ich um den Verlust von etwas, was ich eigentlich nie besessen hatte

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