Kapitel 44 - Grabesstille

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Kiéra

"Dieser Scheißkerl ist hier irgendwo", knurrte Damon, als er die Spitzhacke von Sam entgegennahm. "Ich kann ihn spüren."
Ich wusste, wovon mein Bruder sprach. Auch ich konnte spüren, dass wir seit Betreten dieses Friedhofs nicht mehr alleine waren. Eisig kalte Schauer rannen mir den Rücken hinunter und ich hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Von kalten, toten Augen, mordlustigen Augen.
"Vielleicht weiß er, dass wir drauf und dran sind seinen toten Arsch dorthin zu verfrachten wo er hingehört", mutmaßte Dean schulterzuckend. "So eine Art letzter verzweifelter Versuch um seine Mission zu erfüllen."
"Das soll er bloß versuchen", schnaubte Damon und schob mich ein Stück weiter in Stefans Richtung.

Erst hatte er darauf bestanden, dass ich in der Pension auf sie warten sollte, wo ich sicher sei. Sie wollten den Raum mit Salz versiegeln und sich dann zum Friedhof aufmachen. Sam hatte allerdings Bedenken, dass dieser Fluch den Geist doch in irgendeiner Weise so beeinflussen könnte, dass die herkömmlichen Mittel nicht alle halfen. Er meinte, dass es immerhin auch verschiedene Arten von Vampiren gäbe. Oder von Werwölfen. Damon fluchte nur und entschied, dass ich doch besser mitkäme, wo er ein Auge auf mich haben würde.
Ich hatte die Diskussion nur kopfschüttelnd beobachtet. Dean schien alles recht zu sein, was mich außerhalb der Gefahrenzone ließ.
Vielleicht war es Damon nicht klar, aber ich ließ mir noch nie gerne vorschreiben, was ich zu tun oder zu lassen hatte. Alles Verbotene hatte einen starken Reiz auf mich. Außerdem würde ich mich bestimmt nicht in einen Salzkreis hocken und Däumchen drehen, während meine Brüder sich einem Gegner stellten, der eigentlich hinter mir her war. Vielleicht ignorierte er diese Tatsache auch einfach. Hätten sie mich hier gelassen, dann wäre ich ihnen gefolgt kaum dass sie vom Hof gefahren wären.
Nur band ich das meinem störrischen großen Bruder nicht unbedingt auf die Nase. Vermutlich würde er mich dann auch einfach aus Trotz in Ketten legen bis ich mich nicht mehr rühren konnte. Vielleicht ein wenig übertrieben, aber ich wusste, dass Damon alles tun würde um mich zu beschützen. Doch ich wusste auch, dass ich ebenso jede Möglichkeit ergreifen würde, um meine Brüder zu beschützen.

Damon bestimmte schließlich, dass er sich darum kümmern würde, die kleine Grabkammer zu öffnen, während Stefan dafür verantwortlich war auf mich aufzupassen. Und auch wenn Stefan meist den kühleren Kopf hatte und über Damons meist impulsive Entscheidungen noch einmal nachdachte, war er im Bezug auf mich doch meist mit dem Ältesten einer Meinung. Ich persönlich war der Ansicht, dass ich alt genug war um selbst auf mich aufzupassen. Doch, vor allem nach dem Vorfall 71, waren meine beiden Brüder äußerst überfürsorglich.

Wortlos griff Stefan nach meinem Ellenbogen und zog mich an seinen Körper. Für ihrer beider Seelenfrieden ließ ich sie. Ich habe vielleicht unter Augustines Experimenten an mir gelitten, doch meine Brüder litten an dem Gedanken, mich verloren zu haben. Und sie hatten auch einander verloren, weil ich nicht richtig aufgepasst hatte. Weil ich zu naiv war, zu gutgläubig. Ich wollte ihnen nicht noch mehr Sorgen bereiten, wenn ich mich gegen sie wehrte. Zumindest versuchte ich es und bemühte mich darum ihre Sichtweise zu verstehen, Kompromisse zu finden, statt einfach nur meinen Dickkopf durchzusetzten.

Damon versicherte sich noch einmal, dass Vater sich noch nicht gezeigt hatte und dass Stefan sich seiner Aufgabe bewusst war, ehe er mit einem gezielten Schlag die geprägte Marmorplatte spaltete. Durch die Wucht des Aufpralls bröckelte der Stein und einzelne Fragmente fielen bereits zu Boden. Damon legte die Hacke beiseite und riss den restlichen Stein mit bloßen Händen von der Wand. Alles was sich hinter dem Namen meiner Mutter befand war eine alte Fotografie. Sie zeigte meine Eltern am Tag ihrer Hochzeit.
Vorsichtig nahm ich das Bild heraus. Durch das schummerige Licht der Fackeln konnte ich zwar nicht viel erkennen, aber ich sah wie sehr meine Mutter strahlte. Sie musste an diesem Tag so unglaublich glücklich gewesen sein. Ich konnte es mir kaum vorstellen wenn ich daran zurückdachte, wie unglücklich sie mit meinem Vater gewesen war. Doch scheinbar gab es eine Zeit in der sie ihn wirklich geliebt hat.

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