Kapitel 7 - Ein alter Feind

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Kiéra

Mit mindestens drei Fragezeichen und klopfendem Herzen schloss ich die Tür hinter mir. Während ich mich umsah, legte ich die Sachen von Sam zur Seite und entledigte mich meines Kleides. Es hing wirklich nur noch in Fetzen herab und staubte bei jeder Bewegung. Das wohltuend warme Wasser entspannte meine Glieder und ich seufzte wohlig. Das prasselnde Wasser belebte meine Sinne und ich wurde mir meinem Hunger überdeutlich bewusst. Während die Dreckschichten im Abfluss verschwanden versuchte ich den Vampir in mir zu bändigen. Ich musste dringend jagen gehen, ich wollte die beiden Brüder nicht verletzten, vielleicht würden sie mich dann auch in Ruhe lassen. Vor allem Dean schien mir gegenüber sehr misstrauisch zu sein, aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. Die Angst vor den Vampiren ließ die Menschen meist unüberlegt zu den Waffen greifen. Auch Sam gegenüber würde ich vorsichtig sein. Er schien wirklich nett, aber mein Vertrauen in die Menschen hat bereits mein Vater erschüttert und der Doktor hat es verspielt.
Als endlich nur noch klares Wasser von meinem Körper perlte, stellte ich es ab. Mein Blick wanderte zu dem undefinierbaren Haufen Stoff, der einmal mein Kleid gewesen war und ich schüttelte den Kopf eher ich mich daran machte Sams Sachen anzuziehen.

Zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich sauber und lächelnd kam ich aus dem Badezimmer. Als Dean aufstand und mich eindringlich ansah, verflog es jedoch gleich wieder.
"Wir müssen dringend nochmal reden", sagte er doch ich konzentrierte mich kaum darauf.
Ich konnte das Blut in seinen Adern tauschen hören und kämpfte mit jeder Faser meines Körpers dagegen an.
"Kann das warten?", presste ich hervor.
"Was ist los?", fragte Sam alarmiert und trat auf mich zu, was ich kopfschüttelnd abtat.
"Ich habe Hunger", gestand ich. "Ich muss jagen gehen."
Dean griff langsam nach der Machete auf dem Tisch während Sam sich vorsichtig weiter in meine Richtung bewegte.
"Bitte Sam, bleib stehen", flehte ich schon fast.
"Was? Damit du abhauen kannst und andere, unschuldige Menschen anfällst, so wie deine Vampirfreunde?"
"Ich habe noch nie von einem Menschen getrunken!", empörte ich mich und funkelte Dean wütend an.
"Wolltest du nicht jagen?"
"Ja, Tiere. Im Wald!"
Immer noch nicht ganz überzeugt richtete Dean seine Klinge auf mich.
"Ich hab noch etwas anderes für dich Kiéra", versuchte Sam die Situation zu entschärfen und öffnete eine metallene Kiste.
Erschrocken fing ich den kleinen Beutel den er mir zuwarf und neugierig musterte ich ihn.
"Blut?"
"Sag mal Sammy, woher hast du die Blutbeutel?"
"Krankenhaus", erwiderte er schulterzuckend.
"Du hast ein Krankenhaus beklaut?!"
"Ausgehungerte Vampire sind schwach und einfacher zu bändigen, deswegen konnte ich mir denken, dass Kiéra vermutlich Hunger hat. Ich habe einfach nur vorgesorgt."
Ich sah mir den Blutbeutel genauer an und drehte vorsichtig an dem Verschluss. Als ich den Beutel, mit zitternden Händen, an die Lippen setzte und das herrlich kühle Blut meine Kehle hinunter rinn, spürte ich wie meine Kraft zurückkehrte. Mit jeden Blutbeutel fühlte ich mich stärker, erholter, fast so als würde ich neu geboren.

Nach dem fünften Beutel sah ich die Brüder abwartend an. Deans Finger lagen immer noch um den Griff der Machete.
"Also, in all der Zeit in der du bei Augustine warst, bist du nicht einmal aus deinem Käfig gekommen?", fragte Sam vorsichtig.
"Nicht wirklich... sie haben mich in Ketten zum Labor geschleift und wieder zurück... das war alles"
"Galt das auch für die anderen Vampire?"
"Weiß ich nicht... ich wusste nicht einmal das Augustine mehrere Vampire hatte, ich war allein in diesem Kellerloch."
"Könnte es sein, dass Augustine auch Vampire hatte, die nicht auf dieser komischen Party waren?"
Wieder zuckte ich mit den Schultern. "Wahrscheinlich nicht... Aber selbst wenn, kommen sie vermutlich nicht raus. Dafür sind sie nicht stark genug."
"Wie lang warst du da?", fragte Dean.
Schulterzucken. "Irgendwann habe ich das Zeitgefühl verloren..."
"Weiß du noch in welchem Jahr du...", druckste Sam herum und ich schloss die Augen. Ich dachte darüber nach was wohl passieren würde wenn ich gar nichts sagte oder sie anlog, aber urplötzlich schossen Bilder meiner Vergangenheit an mir vorbei. Jäger haben damals schon für weniger getötet und ich habe keine Ahnung wie es heute war, doch ich wollte es nicht herausfinden also nickte ich.
"Ich kann euch auch das Datum nennen, denn die Nacht des 17 April 1871 werde ich niemals vergessen. Welches Jahr schreiben wir heute?", fragte ich vorsichtig und war mir nichts sicher, ob ich eine Antwort hören wollte.
"2007", antwortete Sam betroffen.
"136 Jahre", flüsterte ich fassungslos und starrte ins Leere. Ich malte mir aus Ewigkeiten dort unten gefangen gewesen zu sein , denn so hatte sich zweifelsohne angefühlt, aber es zu WISSEN war unglaublich frustrierend.

Erst Sams Hand auf meiner Schulter brachte mich in die Realität zurück, mitfühlend lächelte er mich an.
"Sam!!!", zischte Dean. "Bist du wahnsinnig?!"
Der Jäger verdrehte seufzend die Augen ehe er ihm antwortete: "Dean, sie ist nicht gefährlich!"
"Sie ist ein Raubtier!!!", erwiderte der ältere Bruder mit Nachdruck.
"Mein Bruder ist verrückt geworden", murmelte er vor sich hin, legte aber endgültig die Machete weg. Ich wurde mit einem Schlag ruhiger.
"Sam? Warum seid ihr hier?"
"Nun ja.. wir sind Jäger. Wir fahren quer durchs Land und jagen Übernatürliches. Es verschlägt uns immer dahin wo es merkwürdige Todesfälle gab oder dämonische Omen, kommt ganz darauf an."
"Und hier in der Gegend gab es einen Haufen blutleerer Leichen..."
"Was euch auf Vampire schließen lies", beendete ich die Ausführungen der Brüder.
"Aber wie habt ihr Augustine gefunden?"
"Es standen Vermutungen darüber in dem Tagebuch unseres Vaters, es ist ein wenig so etwas wie ein Führer für Übernatürliches."
"Wenn es wirklich Vampire waren, dann keiner von Augustine!"
"Was macht dich da so sicher Kiéra?"
"Die meiste Zeit betäuben sie uns mit Eisenkraut, sodass wir uns kaum rühren können..."
"Warum mit Eisenkraut?", unterbrach Sam mich.
"Es schwächt uns, wenn es in irgendeiner Weise in die Blutbahn gelangt, deswegen trugen es die Wächter in spritzen mit sich herum. Kommen wir anderweitig damit in Kontakt verätzt es unsere Haut, verbrennt sie. Die Ketten und Fesseln waren stets in Eisenkraut getränkt. Es ist das wirkungsvollste Mittel gegen einen Vampir, wenn man ihn nicht töten möchte."
"Davon hab ich ja noch nie gehört...", murmelte Dean kopfschüttelnd.
"Wenn es nur das Eisenkraut wäre... unsere Blutrationen waren gerade einmal groß genug das wir nicht austrockneten. Und je länger man da war, umso schwächer wurde man..."
"Hast du denn zufällig irgendetwas von einem mordenden Vampir aufgeschnappt als du da warst? So in den letzten drei, vier Tagen?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Na ganz toll! Dann müssen wir wieder bei null anfangen!", schimpfte Dean. Sam hingegen wirkte nachdenklich.
"Es wäre einfacher, wenn wir wüssten was dieses merkwürdige Zeichen zu bedeuten hätte...", murmelte er vor sich hin.
"Was denn für ein Zeichen?"
"Ranken und Verschnörkelungen um einen Sichelmond. Wir haben auch irgendwo ein Foto..."
Wortlos hielt Dean mir eine Fotografie hin und bei ihrem Anblick stockte mir der Atem.
"Erkennst du es?", fragte Sam hoffnungsvoll und ich nickte.
"Das ist das Wappen der drei Tepes-Brüder. Drake, Paul und Luther."
"Luther?", fragte Sam.
"Dem haben wir doch mit dem Colt das Hirn weggeblasen?!"
"Luther ist tot?!", rief ich erschrocken.
"Ja?", setzten die Jungs vorsichtig an.
"Dann wollen seine Brüder Rache..."
"Deswegen töten sie unschuldige Menschen? Warum?"
"Ihr seid doch auch Menschen..."
"Ja und?", fragte Dean weiter.
"Nichts und. Das ist der Grund. Vielleicht wissen sie nicht einmal das ihr ihn getötet habt, würde zumindest erklären warum ihr noch lebt. Menschen sind für Luthers Tod verantwortlich, also werden auch Menschen dafür büßen..."

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