Kapitel 3 - Jäger

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Erst als ich Stimmengewirr hörte, regte ich mich wieder. Unter Protest meiner schmerzenden Glieder setzte ich mich auf und blickte zur großen Eingangstür. Die ersten Anzugträger betraten den Raum und jeder einzelne von ihnen wurde vom Doktor persönlich begrüßt, was mir verriet das sie wichtig waren.

Eine wahre Flut an Menschen ergoss sich in den Raum. Männer die was auf sich hielten, gut betuchte Damen. Und niemand schien sich an den Käfigen zu stören, sie beäugten uns neugierig und ich starrte zurück.
Den Blutdurst versuchte ich zu ignorieren, doch ich hörte die schlagenden Herzen die das Blut durch ihre Adern pumpten. Angestrengt kniff ich die Augen zusammen, presste mir die Hände auf die Ohren und atmete tief durch. Ein. Aus. Ein. Aus.
Das Kettenrasseln aus einem anderen Käfig ließ mich aufhorchen. Einer der Vampire war aufgesprungen und rüttelte, ungeachtet des giftigen Krautes, an den Gitterstäben. Schwarze Adern traten unter seinen Augen hervor, seine Fangzähne ragten spitz hervor und ein tiefes Knurren entwich seine Kehle. Sofort war ein Wächter zur Stelle und jagte ihm eine Eisenkrautspritze in den Arm, taumelnd sackte der Vampir in sich zusammen.

Ich ließ meinen Blick über die Wände gleiten und entdeckte immer mehr Wächter, alle dazu bereit uns in jedweder Form ruhig zu stellen. Wieder fing ich an das Publikum zu beobachten, viele Blicke waren immer noch fasziniert auf den ausgeknockten Vampir gerichtet. Sie schienen sich an seinem Leid förmlich zu ergötzen. Er zeigte ihnen das Gesicht eines Monsters, doch was wussten sie schon was ihm alles widerfahren war. Ich gestand mir selbst ein, dass ich ihn verstehen konnte. Wie einfach es doch wäre loszulassen, aber ich besann mich eines besseren, für meine Familie, meine Freiheit und mein Leben.

Langsam, ganz langsam drang der Festsaal wieder zu mir durch und die Menschen saßen alle direkt vor dem Podium. Der Doktor erzählte über seine weitreichenden Forschungen, seine Erfolge, doch das interessierte mich alles gar nicht.
Inmitten der Menge entdeckte ich ein merkwürdiges Gespann, sie wirkten irgendwie fehl am Platz.
Die beiden jungen Männer schienen dem Doktor ebenfalls zu lauschen, doch viel mehr beobachteten sie die Käfige. Immer wieder flüsterten sie sich gegenseitig etwas zu, doch ich verstand es nicht. Aber auch von den anderen Besuchern wurden sie beäugt, allein durch ihr Erscheinungsbild. All die Menschen hatten sich herausgeputzt, und diese zwei kamen in abgewetzten Hosen und staubigen Jacken. Während es dem mit den längeren Haaren sichtlich unangenehm war, schien es seinem Kameraden geradezu gleichgültig.

Als der Doktor die Sponsoren dazu einlud SEINE Vampire näher zu betrachten wurde mir ganz anders. Die Besucher nährten sich vorsichtig, langsam, ihnen war wohl bewusst, dass wir Raubtiere waren, dass wir gefährlich waren, selbst in einem Käfig.
Nur diese beiden seltsamen Männer bewegten sich anders. Selbstsicher, geübt, routiniert.
Direkt vor meinem Käfig blieben sie stehen. Ihre stechend grünen Augen starrten mich an und ich konnte nicht anders als zurückzustarren. Der Kleinere von ihnen zog anerkennend die Augenbrauen hoch ehe er sich abwandte und einfach weiterging, sein Freund aber beobachtete mich immer noch.
Mitleidig sah er mich an, ehe er vorsichtig lächelte. Ich hingegen zuckte nur mit den Schultern, was sollte ich auch tun?

Schnell lief er zu seinem Freund und beide fingen hitzig an zu diskutieren, immer wieder deutete einer der beiden auf mich. Die planten doch irgendwas...

Urplötzlich zogen sie Macheten hervor und alle Anwesenden wichen erschrocken zurück.
"Was soll das werden!?", rief der Doktor aus.
"Keine Sorge. Wenn sich alle ruhig verhalten, dann passiert niemandem etwas", versprach der Größere.
Die ersten Wächter fingen sich nach dem Schock wieder und wollten eingreifen, doch da richtete sein Freund die Waffen auf den Doktor.
"Ruhig sieht anders aus...", sinnierte er und sah dann zu den Käfigen rüber.
"Kümmere du dich um die Blutsauger Samy, ich übernehme die hier."
Mit einem Nicken machte sich dieser an dem Käfig des geschwächten Vampir zugange, und als er endlich das Schloss geknackt hatte, trennte er ihm den Kopf von den Schultern.
Sie waren Jäger, schoss es mir erschrocken durch den Kopf und ich machte mich möglichst klein, um vergessen zu werden. Der andere Vampir hingegen fing an zu wüten und zu toben, vielleicht hatte er gerade den Tod seines Freundes mit ansehen müssen.
"Dafür werdet ihr büßen", schrie er, was dem Jäger nur ein Schmunzeln entlockte.
"Glaub ich nicht"
"Warum tun Sie das?", fragte der Doktor.
"Sie führen Experimente an Vampiren durch. Den Grund will ich gar nicht wissen, aber wir werden es verhindern! Diese Monster gehören alle vernichtet!", knurrte er ehe er dem Doktor den Griff seiner Machete an die Schläfe donnerte. Bewusstlos ging er zu Boden und die Wächter gingen endgültig zum Angriff über.
Doch die beiden Fremden waren ein eingespieltes Team und ein Wächter nach dem anderen sank bewusstlos zu Boden, sie töteten nicht einen.

Verschlagen grinsend schnappte sich Kleine die Schlüssel zu den Käfigen und zusammen gingen sie zu dem immer noch tobenden Vampir. Ganz vorsichtig lugte ich vom Boden hoch und konnte gerade noch sehen wie dieser seinen Kopf verlor.
Leise wimmernd zog ich mich wieder zusammen. Ich hatte Angst, ich wollte nicht sterben.
"Fehlt nur noch das Goldstück dieses kranken Scheißkerls", freute sich einer der beiden.
"Dean...", mahnte der andere.
"Was denn?"
...
"Bist du dir wirklich sicher?", fragte er weiter, auf eine Antwort die ich nicht hörte.
"Ja, bin ich. Versuchen wir es!"
Ich hörte wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und quietschend öffnete sich die Käfigtür.
"Komm da raus, Miststück!", rief der Jäger wirsch und zog an den Ketten.
Ein schmerzvolles Wimmern entwich mir und die Ketten hingen wieder locker.
Langsam kam ich auf die Füße und taumelte auf dem Käfig, doch meine Beine waren zu schwach und sie knickten mir unter dem Körper weg. Bevor ich auf dem Boden aufkam, schlossen sich zwei große Hände um meine Schultern. Ich blickte dem größeren Jäger in die Augen, schlug meine jedoch gleich nieder. Kraftlos schüttelte ich seine Hände ab und sank schlussendlich auf die Knie.
"Bringt es einfach hinter euch", bat ich und schloss die Augen. Ich wollte die Klinge nicht kommen sehen. Sekunden verstrichen ungenutzt ehe ich die Spritze im Nacken spürte. Langsam, ganz langsam zeigte das Eisenkraut seine Wirkung und ich verlor das Bewusstsein.

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