Kapitel 50 - Versprechen

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1864

Lilian saß in ihrem kleinen Erker vor dem großen Rundglasfenster und starrte nostalgisch in den grauen Herbsthimmel. Die Nebelschwaden waberten durch die Baumwipfel und ließen den angrenzenden Wald geheimnisvoll wirken, gespenstisch. Ihre Tochter wäre an einem solchen Tag freudestrahlend durch die Tür gekommen und würde fragen, wann sie denn zwischen den Bäumen nach Irrlichtern suchen dürfte. Ihr kleines Mädchen liebte die Sagengeschichten die ihre Mutter ihr aus Irland erzählte, ihrer Heimat. Und sie bewahrte sie sich in dem Namen ihrer Tochter und den keltischen Geschichten, die sie ihr erzählt hatte.
"Mrs. Salvatore?", fragte einer ihrer Anhänger und räusperte sich dezent. 

"Was hast du von meinen Jungen gehört?", fragte sie ihn gleich. Es gab immer irgendjemanden, der ihre Kinder für sie im Auge behielt. Und sie kamen nur, wenn sie etwas zu berichten hatten. 

"Sie haben erneut Unruhen verursacht. Damon und Stefan Salvatore haben zwei Kneipenschlägereien verursacht. Außerdem scheint Nutzvieh gerissen zu werden. Menschen verschwinden, mehr als gewöhnlich." 

"Wo sind sie jetzt?", fragte die Vampirin weiter. 

"New Orleans." 

"Kiéra?"

"Die junge Miss Salvatore soll nach wie vor diesen Herbst an einen jungen Gutsherrn verheiratet werden."

Mit einem Nicken entließ Lilian den Jungen und starrte wieder in den Wald hinaus. So lange, bis sie einen dunklen Schemen zwischen den Bäumen ausmachen konnte. Seufzend erhob sie sich und trat aus dem Zimmer um ihren Besuch zu empfangen. 

"Lilian", begrüßte sie die alte Seele mit einem kleinen Lächeln. 

"Niklaus", grüßte Lilian kühl zurück.

"Was habe ich getan, um eine derartig unterkühlte Begrüßung zu erhalten?", fragte der Urvampir schmallippig.

„Wie komme ich zu der Ehre deines unerwarteten Besuchs?", antwortete die Vampirin und sah ihre gegenüber stoisch in die Augen. Für keinen Moment senkte sie den Kopf und erntete von Klaus ein kleines, kaum erfassbares, anerkennendes Lächeln. 

"Ich habe viel gehört", begann Klaus, legte sich die Hände ungezwungen auf den Rücken und ging wieder tiefer in den Wald hinein. Lilian beobachtete das ganze irritiert und hob fragend die Augenbraue, als der Urvampir stehenblieb und zu ihr zurückblickte.

"Komm meine Liebe", forderte er sie auf, "Geh ein Stück mit mir."

Seine Augen glitzerten gefährlich und ein verschlagenes Grinsen legte sich auf seine Lippen, ehe er sich umdrehte und einfach weiterging. Er wusste, dass Lilian Salvatore ihm folgen würde.

Schritt um Schritt gingen die Unsterblichen in gemächlicher Stille durch den Wald. Nur die Geräusche der Nacht waren zu hören. Und Klaus wusste, wenn Lilians Herz noch schlagen würde, könnte er es vor Angst zittern hören. Er genoss seine Wirkung auf andere. Angstschürend, einschüchternd, denn jeder von ihnen spürte, dass er das gefährlichste, das tödlichste, Raubtier von allen war. Doch die Vampirin war viel zu stolz, als das sie ihm ihre Schwäche zeigen würde. Da waren sie einander gleich. Und wider Willen war Klaus durchaus von ihrer Art beeindruckt.

"Was wollen wir hier Niklaus?" seufzte Lilien, welche ihm noch immer nichtsahnend durch die Nacht hinterher stiefelte. 

"Hab noch einen Moment Geduld", sprach Klaus verheißungsvoll und schob einige tiefhängende Äste beiseite. 

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