Kapitel 17 - Wölfe

2.5K 103 11
                                    

Dean
Ich zog den Schlüssel aus dem Zündschloss, stieg aus und lehnte mich gegen die Tür des Wagens während ich das Haus unseres Werwolfes musterte.
"Wie gehen wir vor?", fragte Sam, der bereits mit Kiéra am Kofferraum stand und die Silbermunition zusammensuchte. Als er der Vampirin eine Waffe geben wollte, ging ich dazwischen.
"Sie bleibt hier, es ist viel zu gefährlich!", erklärte ich ihm, nahm die Waffe an mich und gab sie Sam mit einem mahnenden Blick zurück.
Als ich sah wie sie beide protestieren wollten, schnitt ich ihnen das Wort ab.
"Da diskutiere ich nicht drüber. Kiéra. Bleibt. Hier!"
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich an, ich konnte förmlich spüren wie sie sich auf einen Angriff vorbereitete.
"Ganz bestimmt nicht. Ihr könnt meine Hilfe gut gebrauchen."
"Ich dachte du fürchtest dich vor Werwölfen", fragte ich provokant und sie verengte die Augen.
"Tue ich auch. Aber ich habe noch mehr Angst davor das euch beiden was passiert. Diese Mistviecher sind schneller und stärker als ihr. Auch wenn ihr erfahrene Jäger seid, ihr seid nur Menschen... Außerdem ist die Witwe nicht allein..."
"Wie meinst du das?", fragte Sam.
Sie deutete auf ein Fahrrad das lieblos im Vorgarten lag.
"Der Sohn scheint ebenfalls im Haus zu sein. Heute früh lag das Rad dort noch nicht."
"Wie? Ein Kind!?"
"Wie genau lest ihr die Akten noch gleich?", fragte sie spitz und zog eine Augenbraue hoch.
"Dann müssen wir die Sachen schnell über die Bühne bringen, leise und heimlich. Dann bekommt der Junge nichts mit und gerät mit etwas Glück gar nicht erst in die Schusslinie."
"Und wie sollen wir das anstellen, Sam?", fragte ich gereizt. Warum konnte es auch nie einfach sein?
"Vielleicht, wenn wir sie irgendwie ablenken könnten... Und wir dann von zwei Seiten reingehen..."
"Das mit der Ablenkung übernehmen wir", beschoss Kiéra und schnappte sich meine Hand. "Und du gehst von hinten rein Sam."
Ich schaute sie nur mit hochgezogener Augenbraue an. Wie sollte die Ablenkung denn bitte aussehen?
"Ja, ok", stimmte mein Bruder zögerlich zu. "Aber wie genau sieht deine Ablenkung noch gleich aus?", fragte er nach.
"Dean und ich werden einfach schellen und ihr sagen, dass wir uns für die Hilfe heute früh bedanken wollten. Wir versuchen uns ihr ein wenig aufzudrängen, vielleicht lässt sie uns auch freiwillig ins Haus. Und während wir ihr dann die Ohren zutexten, kommt Sam von hinten."
Ich und Ablenkung? Das ich nicht lache. Gerade als ich den Mund aufmachen wollte um mich über diesen Plan zu beschweren, schnitt Sam mir das Wort ab.
"Der Plan ist gut. Sie wird bei euch keinen Verdacht schöpfen, schließlich kennst sie euch ja schon als glückliches Paar."
Er drückte Kiéra einen Silberdolch in die Hand und nickte ihr aufmunternd zu.
"Du wolltest heute Morgen unbedingt ihren Freund spielen...", raunte er mir zu als er an mir vorbei Richtung Hintereingang ging.
Ich beobachtete die Vampirin dabei, wie sie den kleinen Dolch im Innenfutter ihrer Jacke versteckte, nahm ihre Hand erneut in meine und zog sie zur Vordertür.

Gespannt warteten wir nach dem Klopfen darauf, dass uns endlich die Tür geöffnet wurden und blickten danach einer nicht sehr begeisterten Eigentümerin entgegen.
"Ach, ihr seid es wieder..."
"Verzeihen Sie die späte Störung", setzte ich an, "aber wir haben uns heute früh nicht einmal ordentlich für Ihre Hilfe bedankt..."
"Das war doch selbstverständlich", versuchte sie sich aus der Affäre zu ziehen.
"Nein war es nicht", ergriff nun auch Kiéra das Wort. "Wir haben uns ja nicht einmal vorgestellt. Das ist Sean", erklärte sie mit einem Fingerzeig auf mich, "und mein Name ist Melanie, aber die meisten nennen mich Mel."
Kiéra verschränkte ihre Hände auf meiner Schulter und legte ihren Kopf darauf, während ich einen Arm um ihre Taille legte und sie näher zu mir heranzog. Doch die musternden Blicke der Witwe entgingen mir nicht. Mir fiel nur noch eine Sache ein um sie davon zu überzeugen, dass wir ein verliebtes Paar waren. Die Finger meiner freien Hand legte ich unter Kiéras Kinn, drehte ihren Kopf in meine Richtung und sah in zwei wundervolle blaugrüne Augen. Ganz langsam näherte ich mich ihren vollen Lippen und kurz bevor ich meine darauf legen konnte, hörte ich die Witwe schluchzen. Kiéras Mundwinkel hoben sich kaum merklich, ihr Blick verharrte noch einen Moment in meinem, ehe sie sich der Dame widmete. Wir hätten uns beinahe geküsst. Ich hätte beinahe einen Vampir geküsst! Das durfte ich nicht. Ich verriet meinen Familienauftrag! Aber warum fühlte sich dann allein die Vorstellung an diesen Kuss so gut an? Warum sehnte ich mich danach?
"Bitte Ma'am, was haben Sie denn? Alles in Ordnung?", fragte das Vampirmädchen bestürzt und die Witwe nickte.
"Alles in Ordnung", brachte sie hervor.
"Nein, das glaube ich nicht. Wollen Sie uns nicht vielleicht hereinbitten und bei einem Glas Wein darüber reden? Sich Außenstehenden anzuvertrauen kann Wunder wirken."
Da ich merkte, dass sie über Kiéras Worte nachdachte hielt ich mich im Hintergrund und schlussendlich nickte sie, trat beiseite und hielt uns die Tür auf. Ich ging an ihr vorbei und drehte mich im Hausflur nach der Vampirin um, welche fieberhaft nachdenkend noch vor der Tür stand. Sie war nicht herein gebeten worden. Plötzlich schossen ihre Hände vor. Eine zog die Witwe am Handgelenk näher zu sich heran und mit der zweiten hielt Kiéra sie am Nacken. Sie sah ihr tief in die Augen und forderte sie dazu auf, sie in ihr Haus einzuladen. Die Witwe ging ins Haus, drehte sich um und wiederholte Kiéras Worte.
"Komm, ich lade dich ein mein Haus zu betreten."
Kiéra ging an ihr vorbei und starrte immer noch nachdenklich zu Boden. Als sie an mir vorbei wollte, hielt ich sie am Handgelenk zurück.
"Was war das gerade?", fragte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen.
"Ich bin nicht sicher", flüsterte sie gedankenverloren und sah auf. Sie legte ihre Lippen an mein Ohr und raunte: "Ich erkläre es dir später."
Bei ihrem heißen Atem auf meiner Haut stellten sich meine Nackenhaare auf.
Die Wölfin war, uns voran, mittlerweile ins Wohnzimmer gegangen und drückte Kiéra ein gefülltes Weinglas in die Hand.
"Ich habe heute meinen Mann tot aufgefunden, kurz nachdem ihr zwei weg wart", begann sie schluchzend zu erzählen.
"Das ist ja schrecklich", versuchte ich mich einzubringen, da Kiéra mit den Gedanken ganz woanders war. Irgendetwas schien sie zu beschäftigen. Glücklicherweise bemerkte ich eine Bewegung im Augenwinkel. Sam schlich sich, mit erhobener Waffe, an die aufgelöste Frau heran.

About Salvatores and Winchesters (Crossover)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt