Kapitel 33 - Eine gute Partie

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Kiéra saß auf dem großen Fenstersims ihres Zimmers und betrachtete die Sterne. So sehr sie es auch versuchte, der Schlaf wollte einfach nicht kommen. Immer wieder hatte sie ihren geliebten Bruder vor Augen, wie er mit verklärtem Blick vor ihr stand. Liebe konnte blind machen und Damon war keine Ausnahme. Doch Katherine schien ein falsches Spiel zu spielen. Warum sollte sie sonst in Stefans Zimmer gehuscht sein, kaum das der Älteste seine Türe geschlossen hat? Ob sie wohl noch immer da war? Unaufhörlich kreisten ihre Gedanken um die beiden Brüder und es ließ ihr keine Ruhe.

Seufzend schwang sie ihre Beine über die Kante und tapste nur in ihrem Nachtgewand Richtung Tür. Lautlos huschte sie auf den dunklen Flur hinaus und machte sich auf, um nach Stefan zu sehen. Sie wollte sich nur davon überzeugen, dass Katherine im Gästezimmer lag, statt mit ihrem zweiten Bruder ebenfalls ein Schäferstündchen zu genießen. Auch wenn sich ihr Verstand von dieser Betrügerei nicht mehr abbringen ließ, musste sie hoffen, solange sie sich nicht sicher war. Sie konnte den Gedanken kaum ertragen, dass man mit Damons Gefühlen spielte. War ihr großer Bruder doch das erste Mal richtig verliebt. Sie gönnte es ihm von Herzen.

Vor Stefans verschlossener Zimmertür blieb sie stehen. Sollte sie wirklich einen Blick hinein wagen? Es könnte so viele Gründe haben, warum der schöne Gast der Salvatores von Damon zu Stefan schlich. Ihr fiel zwar keiner ein, doch es widerstrebte ihr, dass man ihre geliebten Brüder derart hintergehen würde. Aber stand es nicht andererseits in ihrer Pflicht ihnen die Augen zu öffnen? Den Schaden dieses falschen Spieles so klein wie möglich zu halten? So wie ihre Brüder der Mutter versprochen hatten auf die aufzupassen, sollte Kiéra es ihnen gleich tun. Immerhin waren sie doch stets für einander da. Auch der fast schon diktatorische Vater bekam keinen Halt in dem geschwisterlichen Band. Katherine hingegen war bereits dabei die drei auseinander zu treiben, sie konnte es spüren, auch wenn sie es nicht glauben wollte. Sollte das Mädchen mit ihrer Vermutung wirklich richtig liegen, würden sie einander verachten wenn sie es irgendwann herausfinden sollten. Und würden die Brüder wissen, dass Kiéra es bereits vermutete... Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was sie von ihr denken würden. Doch sie war sich sicher, dass es ihr das Herz brechen würde.

Durch diesen Gedanken fest entschlossen drückte sie Stefans Türklinke leise hinunter. Wie ein Dieb wollte sich Kiéra ins Zimmer stehlen, darauf bedacht, nicht einen Ton von sich zu geben. Doch kaum war die Tür einen Spalt breit geöffnet begann sie knarren und zu quietschen. Ertappt zog sie den Kopf zwischen die Schultern und lauschte. Was würde wohl ihr Vater sagen, wenn er sie in tiefster Nacht auf dem Flur herumlungernd finden würde? Als sich auch Augenblicke später nichts regte, huschte sie durch den Türspalt. Der Mond, hinter grauen Wolken versteckt, schien durch die beiden Fenster, aber er spendete nicht viel Licht. Es war alles ruhig. Nur vom Bett hörte sie das leise Atmen ihres Bruders. Das, und ihr wild klopfendes Herz. es wunderte sie fast, dass nicht das ganze Haus geweckt war. Stefan jedoch schien seelenruhig, und allem voran allein, zu schlafen. Beruhigt wollte sie sich abwenden, da kam Bewegung in den deckenverhüllten Körper. Er drehte sich zu Kiéra herum, doch das wenige Mondlicht reichte nicht aus um überhaupt etwas erkennen zu können. Aber mit einem Mal riss die Wolkendecke auf und das junge Mädchen stand hell erleuchtet im fremden Zimmer. Nun konnte sie es sehen. Ihr Bruder, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, im Land der Träume versunken. Wie er dort friedlich schlummerte, hätte es auch der Schwester ein Lächeln ins Gesicht zaubern können, doch etwas ganz Entschiedenes störte dieses Bild. In Stefans Armen hatte sich Katherine zur Ruhe gelegt, auch sie schien zu schlafen. Ihr dunkles Haar lag breit auf den weißen Laken und es machte den Anschein, als würde dieser Schatten das Licht verschlucken.

Kopfschüttelnd und fassungslos wandte Kiéra den Blick schlussendlich ab. Nun konnte sie es nicht mehr leugnen und irgendwie wusste sie mit den neuen Erkenntnissen nicht so recht umzugehen. Schnellen Schrittes verließ sie das Zimmer wieder und hielt auf dem Flur einen Moment inne. Was sollte sie nun tun? Was konnte sie denn überhaupt tun? Sie wollte es nicht sein die ihren Brüdern das Herz brach. Doch sie hatte eine Idee, wie sie das Ganze schnell beenden könnte. Aber sollte sie wirklich in Kauf nehmen, dass Stefan vom Vater erwischt wurde? Hin- und hergerissen huschten Kiéras Augen über den Flur, noch immer Stefans Türklinke in der Hand. Bis sie letztendlich Finger für Finger hinunter gleiten ließ.  Bevor das schlechte Gewissen sie vollends übermannte, huschte sie in ihr eigenes Zimmer zurück und mummelte sich in die hellen Laken. Das junge Mädchen hatte die Zimmertür des Bruders offen stehen gelassen und bei Tageslicht würde man gleich sehen, dass Stefan nicht allein genächtigt hat. Der Vater müsste nur als Erster morgens auf den Beinen sein, aber das war er eigentlich immer. Und wäre Katherine dann erst einmal fort, würde Kiéra die Teile des gebrochenen Herzen wieder einsammeln und zusammen flicken. Ganz gleich, wie mühsam es werden sollte. Für Stefan und für Damon. Was die junge Salvatore allerdings nicht wusste war, das die Vampirin im fremden Bett ihr klopfendes Herz hatte hören können. Sie wusste, was Kiéra getan hatte, oder sie ahnte von ihrem Plan. Für Katherine Pierce war klar, dass Kiéra Salvatore eine Gefahr darstellte, die es einzudämmen galt.

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