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Trevor


Wieder einmal sitze ich viel zu früh neben Bryan in dem Hörsaal und höre mir an, wie er sein Wochenende verbracht hat. Gott, der Typ kann auch schwafeln. Wieder bin ich froh, dass ich ein Wahnsinnstalent habe, auf Durchzug zu schalten und dabei interessiert zu tun.

Irgendwie sieht Kelsey etwas verheult aus, als sie sich neben mich fallen lässt. Die roten Augen könnten auch vom Kiffen kommen, aber sie kifft eigentlich nicht. Also schließe ich daraus, dass sie geheult hat.

„Alles gut bei dir?", flüstere ich ihr leise zu, weil die Vorlesung gerade anfängt. Sie schüttelt nur den Kopf und lehnt diesen anschließend an meine Schulter und klammert sich an meinen Arm.

Die ganze Zeit über bekomme ich meinen Arm nicht wieder. In stiller Kommunikation frage ich Bryan, ob er weiß, was mit ihr ist. Doch er scheint auch keine Ahnung zu haben. Sie ist doch sonst nicht so, also muss etwas Ernstes sein. Vielleicht bekomme ich nach der Vorlesung was aus ihr raus. Da hat sie dann genug Zeit, mir alles zu erklären.

„Was ist los?", frage ich vorsichtig als wir in einer ruhigen Ecke der Bibliothek sitzen. Sofort fängt sie wieder an zu schniefen. Sie muss schon mit mir reden, damit ich weiß was mit ihr los ist. Ich kann noch keine Gedanken lesen, auch wenn ich es mir schon oft genug gewünscht habe. Komischerweise immer in solchen Momenten.
„Tyler hat Schluss gemacht." Dass ich diesen Satz verstanden habe, grenzt auch an ein Wunder. Das war mehr geschluchzt als gesprochen.
„Soll ich ihm weh tun?" Was brauche ich schon einen Grund. Sie weint wegen ihm, das reicht.
„Nein. Vielleicht. Doch mach es, aber nicht so doll", blinzelt sie mich an und wischt sich mit dem Ärmel ihres Pullis die Tränen weg. Das habe ich irgendwie nicht anders erwartet. Sie waren eine ganze Weile zusammen. Es muss echt was sein, wenn sie dann so reagiert. Leicht fragend schaue ich sie an. Irgendwie möchte ich den Grund wissen.

„Ich bin ihm nicht Frau genug", meckert sie los. Was soll das jetzt heißen? Hää? Wie kann man als Mädchen nicht Frau genug sein? Das verstehe ich jetzt absolut nicht. Vermutlich muss ich dabei richtig ein großes Fragezeichen im Gesicht haben, denn sie fängt leicht an zu lachen. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie ich das angestellt habe, ist es doch schön, der Grund für ihr Lachen zu sein. Und damit sieht sie deutlich besser aus, als mit den Tränen im Gesicht.
„Ihn hat es genervt, dass ich nicht im Minirock und High Heels rumrenne und so viel Zeug machen, was nicht Ladylike ist", erklärt sie, während sie Schokolade aus dem Automaten futtert. Irgendwie kann ich sie mir gar nicht in einem Minirock und High Heels vorstellen, das würde glaube ich gar nicht zu ihr passen. Sie hat so eine eigene Art von Style. Ich kann das nicht beschreiben, es ist halt ihre Art und Weise.
„Wenn er meint, dann bitte, aber ich habe jetzt echt Bock auf ungesundes Essen und viel Alkohol", lacht sie verhalten.

Ohh, so wie sie guckt, meint sie das verdammt ernst und am liebsten wäre es ihr wenn ich mitmache, damit sie sich nicht alleine volllaufen lassen muss. Ihr Glück, dass Leo auf irgendeiner Schulung in Stuttgart ist und erst Mittwochnachmittag wieder da ist, sonst hätte ich etwas länger überlegt.

Dank meiner netten Stimme, die mir sagt ich soll mich benehmen, habe ich mich bis jetzt wirklich immer benommen und habe auch noch nicht über die Stränge geschlagen, so wie es für mich eigentlich üblich ist.

Er weiß schon wie du drauf bist, wenn du besoffen bist. Schon vergessen was beim letzten Mal raus kam, als du echt blau warst? Richtig, du hast mit ihm rumgemacht und irgendwie ist das jetzt eine Beziehung. Und fang jetzt bloß nicht an, dich darüber aufzuregen. Nur weil es keiner von euch sagt, heißt es nicht, dass es nicht so ist. Du weißt das ich Recht habe.

One Day There Was YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt