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Leo


Erleichtert, irgendwie bin ich auch froh, etwas stolz und auch noch etwas glücklicher. All das passt gerade. Trevor hat das wirklich gut gemacht. Ich freue mich etwas, dass so langsam das Versteckspiel aufhört. Es hat mich ja nicht gestört, aber irgendwie fühlt es sich jetzt trotzdem besser an. Er sieht auch besser aus.

Ich höre nicht wirklich zu, was hier erzählt wird. Ich bin einfach zu sehr damit beschäftig mir das dämliche Grinsen zu verkneifen. Erst als Trevor sich mit einmischt, werde ich wieder aufmerksam.
„Du Sau warst ohne mich beim Eishockey? Wie kannst du nur?!", wirft er seinem Bruder vor. Ich kann mein Schmunzeln nicht unterdrücken. Er mag Eishockey echt sehr, leider sieht er danach immer aus, als wäre er angefahren worden oder irgendetwas in die Richtung.
„Danach hast du immer blaue Flecken und jammerst mir die Ohren voll." Das musste einfach raus. Ich muss ja schließlich drunter leiden, wenn er da wieder war, dann darf ich ihn immer nicht anfassen, weil ihm alles weh tut. Da kann man ja schon etwas Mitleid haben, aber eigentlich auch nicht.

Ich dachte Trevor ist verfressen, aber sein Bruder ist noch ein Zacken schärfer. Während wir hier sind, hat er sich eine ganze Schokoladentafel reingezogen und macht sich im Anschluss über Gummibärchen her. Jetzt könnte man ja annehmen, dass er aussieht wie Matty oder Jack, also etwas rundlich, aber nichts da. Das was man unter dem Pulli erahnen kann, macht Trevor Konkurrenz. Aber nur beinahe.

Jedenfalls werden wir gar nicht weiter gefragt, wodurch entschieden wird, dass wir jetzt alle zusammen was kochen. Da hat wohl jemand Hunger.

Neben Lexi sitze ich auf einem der Barhocker an der freistehenden Küchenzeile und schnipple gemeinsam mit ihr etwas Gemüse, während die Zwillinge den Rest machen. Wenn sie so mit dem Rücken zu einem stehen, fällt es mir echt schwer zu sagen, wer nun wer ist. Ich kriege das nur hin, weil ich weiß was Trevor an hat, nämlich einen meiner Pullis, sonst würde ich gerade wieder Probleme bekommen. Von besagten Tattoos, die Caleb haben soll, kann ich jedenfalls nichts erkennen. Das wäre dann bestimmt noch peinlicher als vor hin, wenn ich sie schon wieder verwechseln würde. Was für ein Desaster. Wenn ich nur daran denke, dann laufe ich höchstwahrscheinlich wieder rot an.

„Elisha kommt." Mit einem Mal hört Lexi auf die Karotte zu schneiden und schaut Caleb an.

Wer kommt? Habe ich was verpasst? Ich höre absolut gar nichts. So panisch wie Trevor jedoch guckt, will er diesen Jemand gerade nicht sehen oder sonst wie. Sein Bruder hat das auch sofort gesehen, der kaum merklich mit den Augen rollt und daraufhin meint wir sollen uns in die Küche verziehen. Was wird das? Ich bin etwas verwirrt, was zum Glück nicht nur mir so geht. Seine Freundin scheint auch keinen Schimmer zu haben. Ich würde gern wissen was er da treibt, leider kann keiner von uns etwas hören oder sehen. Bei Lexi denke ich jedoch, dass sie durchaus wissen könnte, was Caleb macht, sie fängt nämlich langsam an zu grinsen.

Das Schauspiel ist nach ein paar Minuten vorbei und wir können hören wie die Wohnungstür wieder geschlossen wird. Keiner kann seine Neugier zurück halten, weswegen wir alle nachschauen was Caleb angestellt hat, um Elisha abzuwimmeln. Er ist gerade dabei die Hose wieder an zuziehen.

Bitte was hat er gemacht? Wozu musste er dafür nur in Unterhose dastehen? Das will ich, glaube ich, nicht wissen.

Trevor sieht jedenfalls sichtlich erleichtert aus. Wenn ich endlich mal wüsste, wer hier weg gescheucht wurde, dann könnte ich auch mal meine Meinung dazu abgeben. Doch so bekomme ich die Chance zu sehen, wie man die zwei wirklich einfach auseinander halten kann. Ich dachte, Trevor übertreibt als er meinte, sein Bruder hätte an die 30 Tattoos, ich würde ja ehr sagen, dass es sogar mehr sind. Das zieht sich von beiden Handgelenken, was dann auf der trainierten Brust zusammenläuft und sich bis auf die oberen Hälfte seines Bauches ausbreitet. Gut, dann werde ich beim nächsten Mal, wenn ich mir unschlüssig bin, welcher Zwilling gerade vor mir steht, einfach das Oberteil kurz hochziehen und nachschauen, ob ich Tattoos finde oder nicht.
„Ach so kann man euch unterscheiden", lache ich nur, was für allgemeine Belustigung sorgt.

Lexi und ich nehmen wieder unsere Aufgabe auf und schneiden weiter Gemüse klein, Trevor schaut sich derweilen noch das große Tattoo an, was sich auf Caleb's Rücken präsentiert. Das muss wohl neu sein.

„Und wenn das nicht klappt, gibt es noch Trick 17", grinst Lexi mich von der Seite an. Wie? Es gibt eine zweite Art, die beiden zu unterscheiden. Da bin ich jetzt gespannt.
„Welche Augenfarbe hat Trevor?", will sie wissen. Hä?
„Grün", antworte ich nur. Ein kräftiges und intensives Grün, was mich immer wieder in den Bann zieht. Ich liebe diese Augen einfach. Wie er mich manchmal so treudoof damit anblinzelt. Zum Schmelzen. Nachdem ich ihr geantwortet habe, fordert sie die Brüder auf, sich einmal umzudrehen. Ich verstehe wirklich nicht was will sie von mir.

Warte. Was?

Das kann doch nicht möglich sein. Das ist doch biologisch bestimmt unmöglich.
„Das ist cool. Oh mein Gott", platzt es aus mir aus. Caleb hat blaue Augen. Zwillinge können unterschiedliche Augenfarben haben? Wie soll das gehen? Ich bin total perplex. So was habe ich einfach noch nicht gesehen.

Ich habe den heißeren Zwilling, schießt es plötzlich durch meinen Kopf. Grüne Augen sind besser als blaue. Ha. Ich glaube jedoch, Lexi ist da genau anderer Meinung. Frech hat sie ihre Locken für einen Moment fliegen lassen. Zwar ohne eine Wort zu sagen, aber ich nehme sehr stark an, dass sie genau weiß, was ich gedacht habe. Sie scheint so ein mysteriöses Wesen zu sein, das Menschen liest wie ein Buch.

Am Rand bekomme ich mit, wie Caleb zu seinem Bruder meint, dass er ihm dafür etwas schuldet. Trevor nickt nur. Das war ihm also vorher klar. Ich habe auch endlich rausbekommen, wer da nicht reingelassen wurde. Elisha ist die Mama. Dann habe ich den Namen jetzt auch schon mal gehört. Trevor sagt ja immer nur Mom und somit war mir nicht klar wie sie mit Vornamen heißt. Und mir wird auch klar, wie Caleb sie ls geworden ist. Ich halte ihn für genauso ausgefuchst, wie Trevor es ist.

„Jetzt komm aber nicht auf die Idee, dass ich auch so viele Tattoos brauche", warnt mich Trevor lachend, als wir wieder zurück sind.

Er wird heute nicht mehr nach Hause fahren, das weiß ich ohne zu fragen. Dafür war der Nachmittag viel zu aufregend für ihn. Und mittlerweile weiß ich auch, dass er dann nicht schlafen kann, wenn er sich nicht an mich kuscheln kann. Stört mich absolut nicht. Ich schlafe dann ja auch besser. Ich weiß jedoch nicht, wie er jetzt auf diese Idee kommt.

„So wie du geguckt hast, als Cal sich wieder den Pulli angezogen hat. Ich hätte schwören können, dass ich einen Sabberfaden gesehen habe", lacht er weiter. Das habe ich nicht. Nicht direkt.
„Gar nicht. Na gut ein bisschen. Ich habe aber nur an dich gedacht. Aber das musst du nicht, das würde nicht zu dir passen", gestehe ich und erkläre mich. Sofort schaut er mich an, als ob sie sie nicht mehr alle habe. Ich weiß. Ich habe ja ihn, da kann ich schlecht alle Tassen im Schrank haben. Quatsch, war nur Spaß.
„Auch wenn ihr gleich ausseht, würde ich mal sagen, dass ihr sehr verschieden seid. Das passt einfach nicht zu dir. Wie wenn ich mir jetzt die Haare lang wachsen lassen würde und beim nächsten Metallica Konzert in der ersten Reihe stehe. Passt ja auch nicht", versuche ich es zu verdeutlichen, was scheinbar gar nicht so schlecht war, denn er legt nachdenklich den Kopf zur Seite und nickt schließlich. Siehe da. Ich habe Recht.

„Ich wette mit dir, dass morgen irgendetwas ist, wo Cal mich mit heute aufziehen kann oder sonst irgendwelchen Blödsinn anstellt", seufzt Trevor schwach, während er sich auf das Sofa fallen lässt.
„Dann sei einfach schneller", grinse ich und setze mich neben ihn. Er zieht nur die Stirn kraus und guckt etwas doof.
„Zieh ihn auf deine Seite und sag es deinen Eltern einfach", erkläre ich ruhig. Wenn er schon dabei ist, dann kann er es auch gleich richtig durchziehen. Leicht knirscht er kurz dem den Zähnen. Ich weiß wie unwohl er sich fühlt.
„Dann hast du es hinter dir", versuche ich es weiter.
„Du lässt doch eh nicht locker, oder?" Etwas unwohl schaut er mich an. Ich nicke nur, da er mich gut kennt. Bei allen anderen macht er kein Ding draus und kümmert sich auch nicht, um die Meinung von anderen, aber bei seiner Familie macht er sich in die Hose. Ich verstehe es nicht so ganz. Seufzend legt er den Kopf gegen meine Schulter, sodass ich sofort den Arm um ihn lege, um ihn zu bestärken und auch etwas zu beschützen. Er zieht das Handy aus der Hosentasche und fängt an, mit seinem Bruder zu schreiben.
„Ich bin stolz auf dich", flüstere ich leise, was ich mit einem Kuss auf seine Stirn unterstreiche. Trevor wird es morgen seinen Eltern endlich alles sagen. 

One Day There Was YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt