One Day There Was You

*22*

Trevor

Er macht mich fertig. So richtig. Geistig, emotional, körperlich. Wenn ich das Matty erzähle, er fragt mich doch, ob ich noch ganz bei Trost bin und wo er mich einweisen lassen soll. Jetzt ganz ehrlich, ich muss einen riesigen Schaden haben. Haltet euch fest. Ich, ich meine wirklich mich, der Typ, der nie, ernsthaft nie, früh aufsteht, ich bin doch allen Ernstes gemeinsam mit Leo aufgestanden. Um viertel vor sechs. Als ich dann angezogen in der Küche saß und gefrühstückt habe, ist mir erst mal klar geworden was gerade passiert ist. Fantastische Laune habe ich auch noch, was total gruselig ist. Leo war jedoch irgendwie so vernebelt, er hat das gar nicht mitbekommen. Er hüpfte nur durch die Wohnung und pfiff leise vor sich hin. Das ist fast noch schlimmer als gestern. Irgendetwas muss hier in der Luft sein. Vielleicht ist es ja Liebe.

Irks, dieser Kitsch, der immer öfter in mir hochschwappt. Fürchterlich.

„Wann kommt mein Süßer heute wieder nach Hause?", tönt Leo zuckersüß und reicht mir eine Jacke von der Garderobe, weil es leicht regnet und er scheinbar nicht will, dass ich nass werde. Ich frage mich jedoch, ob mir die Jacke überhaupt passt.
„Guck nicht so, die ist mir zu groß", lacht er mich an und hält sie mir immer noch hin. Na gut, dann ziehe ich sie halt über. Jedenfalls versuche ich es. Das Teil hat keinen Reißverschluss.
„Sag mal Schatz. Einfach wie einen Pulli anziehen. Kennst du sowas nicht?", lacht er mich amüsiert an, zieht einen kleinen Reißverschluss an der Seite unten auf und hält sie mir nochmal hin.

Okay, wie ein Pulli. Komische Jacke. Wer erfindet denn so was? Aber ich muss sagen, sie ist seltsam und doch sehr bequem. Die große Tasche, die vorne auf der Brust, statt dem Reißverschluss ist, ist tierisch praktisch. Prompt verschwindet mein Handy, das Portmonee, die kleinen Kopfhörer und eigentlich fast alles was ich im Rucksack habe. Bis auf Block und Bücher passt alles da rein. Hmm. Die werde ich wohl behalten.

Er grinst fast etwas mehr, als er bemerkt, dass die Jacke mir doch zusagt, und schiebt mich pünktlich zur Tür raus.
„Ähm. Gute Frage. Weiß nicht was Matty noch für Dummheiten vorhat und Kelsey will bestimmt auch wieder was erklärt haben." antworte ich ihm noch auf seine offene Frage. Das hat er sich fast schon gedacht, dass ich ihm wohl keine genaue Antwort geben kann, denn er lacht nur kurz auf.

Kopfschüttelnd steht Matty da und kommt nicht mehr klar.
„Was zum Teufel hast du genommen? Davon will ich auch etwas haben, das halte ich sonst nicht aus", seufzt er und setzt sich auf die kleine Bank im Foyer. Im Gegensatz zu mir ist er nämlich noch nicht munter und ich werde ihm noch schön unter die Nase reiben, dass ich sogar pünktlich, zusammen mit Leo, aufgestanden bin. Das muss jetzt sein.
„Auch wenn ich dir meinen Segen für diese Beziehung gegeben habe, glaube ich nicht, dass es dir gut tut. Ohne Scheiß, wenn du jetzt öfter morgens so drauf bist, dann bringe ich euch höchstpersönlich wieder auseinander", murrt er und trinkt seinen Kaffee. Ich lache ihn einfach nur an. Das schafft er nicht. Das kann er voll vergessen. Ich bleibe bei meinem Leo.

Ich habe ihm noch nicht erzählt, dass ich bei ihm einziehe, sonst lässt er mich definitiv einweisen. Das und meine komische, gute Laune wären zu viel für ihn. Ist es ja für mich auch. Es ist so surreal. So bescheuert und ich bin einfach nur verdammt glücklich damit. Das muss man doch dazu sagen.

Auch total perplex kommt Kelsey zu uns.
„Was hat er genommen? Er sieht ja aus als ob ihm die Sonne aus dem Arsch scheint." Fast schon angewidert und doch reichlich amüsiert setzt sie sich zu uns.
„Das rätsle ich auch noch", brummt Matty und nippt nochmal an seinem Kaffee. Er ist immer noch nicht munter. Dass mein Kaffee kein Kaffee ist sondern ein Tee, hat er noch nicht bemerkt, sonst wäre es bestimmt vorbei. Also noch mehr.
„Soll ich etwa auch so mies drauf sein, wie Mopsi?", lache ich beide an und tätschle liebevoll Matty's Wampe. Er brummt nur etwas, dass ich nicht verstehen kann und Kelsey lacht einfach.