Leo
Trevor hat mich da ganz schön auf eine Idee gebracht. Ich könnte wirklich mal wieder mein Board aus dem Wandschrank holen. Da nutze ich doch gleich das gute Wetter heute und fahre mit meinem Skateboard zur Arbeit. Müsste eh erst irgendwo tanken und dazu habe ich gerade keine Lust und schneller als mit Bus und Bahn bin ich erstaunlicherweise auch noch.
Trevor schaut etwas neidisch und zu gleich skeptisch als ich das Teil neben die Tür stelle, damit es griffbereit ist.
„Und ich muss laufen? Wirklich?", meckert er mich gespielt an und stemmt die Hände in die Seiten, nachdem er sich eine dünne Jacke angezogen hat.
„Dann nehmen wir eins mit, wenn wir das nächste Mal bei Mama sind", grinse ich ihn nur an und suche ebenfalls eine Jacke. Wer weiß wie kühl es doch wird, wenn mir den Wind entgegenschlägt.
„Besser nicht. Dann lege ich mich nur auf die Fresse und du musst mich dann gesund pflegen. Obwohl. Warte. Das ist doch die Idee. Her mit dem Ding." Machmal hat Trevor echt spannende Gedankengänge.Die Idee, ihn länger bei mir zu haben, gefällt mir sehr. Irgendwie stört es mich, dass Trevor heute Abend nicht da ist. Ich habe es in den letzten Tagen mit ihm richtig genossen. Er könnte ruhig länger bei mir bleiben, auch wenn er mich vermutlich irgendwann etwas nerven würde. Ich würde es bestimmt noch besser finden, als alleine zu sein. Vor allem weil gestern so schön war. Keiner der genervt hat, niemand der etwas wollte. Nur er und ich. Dagegen habe ich wirklich nichts einzuwenden, wenn das öfter so wäre.
Ich lasse es mir noch ein bisschen durch den Kopf gehen, während ich auf dem Board etwas entspanne. Das Geräusch, welches die Rollen auf dem Asphalt erzeugen, befreit mir irgendwie immer den Kopf und lässt mich einfach mal abschalten. Entspannung pur. Das ist auch etwas das ich vermutlich nie wieder verlernen werde. Das beherrsche ich im Schlaf.
Ich fahre fast bis in unser kleines Firmengebäude zur Tür rein, wo Mama in dem Eingangsbereich bei der Kaffeemaschine steht und auf ihren Kaffee wartet. Ein Dank an automatische Schiebetüren.
„Ich dachte, du lässt es irgendwann mal sein." Sie begrüßt mich nicht mal, sondern meckert gleich los, dennoch kann ich den erheiterten Tonfall hören.
„Das solltest du besser wissen", grinse ich sie nur an und gebe ihr einen leichten Kuss auf die Wange.Da mein Büro im Erdgeschoss liegt und ich gerade irgendwie zu faul bin zu laufen, stelle ich mich wieder auf mein Board und fahre gemütlich bis in mein Büro.
„Nicht im Haus!", höre ich noch Mama hinter mir her rufen, doch ich bin schon weg.Erstaunt darüber, dass Colin schon da ist und die Tür vom Büro schon offen steht, schaffe ich es bis zu meinen Stuhl. Was für ein Luxus. Irritiert blinzelt Colin mich an, als ich das Board in die Ecke stelle, die Tasche davor und mir meine Tasse schnappen.
„Such schon mal Ordner zusammen und druck passende Aufkleber aus. Wir machen heute Ablage", erkläre ich ihm noch grinsend und bin auf dem Weg zurück zur Kaffeemaschine und eine Zigarette gönne ich mir auch noch.
Wir drücken uns schon eine ganze Weile um die Ablage, weil das einfach aufwendig ist und öde, aber irgendwie habe ich heute Lust drauf. Meine gute Laune ist irgendwie seltsam, selbst für mich.Mama steht immer noch im Eingang und hantiert mit der Kaffeemaschine herum. Leise flucht sie vor sich hin.
„Machst du mir auch einen wenn du fertig bist?", grinse ich sie an und stelle meine Tasse neben ihre. Bevor ich allerdings nach draußen in die Raucherecke gehen kann, hält sie mich auf.
„Nichts da. Das blöde Ding will schon wieder nicht." Sie packt mich am Arm und zieht mich vor die Maschine. Ich lache nur leicht auf und verpasse dem Teil einen Klaps links, haue oben drauf und drücke anschließend die Taste für eine Tasse Kaffee. Siehe da. Sie funktioniert. Das Ding ist halt auch schon was älter und braucht ab und an mal einen liebevoll gemeinten Klaps.
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One Day There Was You
General FictionTrevor ist mit seinem Leben nicht zufrieden. Es ist langweilig. Er hat keine Freundin. Und es macht auch nicht den Anschein, als würde er in naher Zukunft eine haben. Dafür hat er schon zu lange nichts mehr gefühlt, was Liebe nah kommen könnte. Eige...