Trevor
Ich konnte gestern einfach nicht mehr nach Hause gehen, da hätte ich mich vermutlich nur wieder aufgeregt und hätte nicht schlafen können. Leo hat einfach eine innere Ruhe, die sich auf mich überträgt und mich beruhigt. Manchmal frage ich mich was er eigentlich mit mir anstellt. Außerdem hätte Mom gemerkt, dass ich schlecht drauf bin und hätte mich wahrscheinlich noch ausgefragt, was denn los sei und weshalb ich so schlecht gelaunt bin. Daraufhin wäre ich bestimmt wieder ausgeflippt oder hätte mich auflösen wollen, weil ich bei ihr einfach alles erzählt hätte, sie hat halt so eine Art. Ich habe ihr auch schon viel zu viel erzählt, wenn es mir mal schlecht ging, aber so geht es nicht nur mir. Cal erzählt ihr auch fast alles. Sie hört dann geduldig zu, egal wie dämlich unsere Probleme eigentlich sind und gibt dann meistens einen hilfreichen Rat. Vor allem seit ich Cal nicht mehr fragen kann, fange ich viel zu oft an, mich bei ihr auszulassen, doch eigentlich stört es mich auch nicht. Bei uns ist das vollkommen normal und gehört einfach mit dazu. Deswegen ist es für mich auch umso schwerer ihr nicht die Wahrheit sagen zu können, wo ich immer hingehe. Ich würde ihr auch gerne von meiner Beziehung zu Leo erzählen, also Dad natürlich auch, aber irgendwie habe ich Hemmungen davor. Ich möchte sie ja nicht enttäuschen und ich weiß nicht, ob sie das verstehen würden. Es sind einfach zu viele Punkte, die ich nicht einschätzen kann und deswegen lieber erstmal die Klappe halte.
„Wo warst du gestern? Ich habe mir Sorgen gemacht. Du hast nicht geschrieben." Schon steht sie vorwurfsvoll in der Tür und schaut mich an, ich habe mir noch nicht mal die Jacke ausgezogen und sie fängt schon so an. Ich habe gestern auch nicht mit einer Silbe daran gedacht mich bei ihr zu melden.
„War bei einem Kumpel, wurde irgendwie spät und ich hab's vergessen. Sorry", versuche ich Mom gleich zu beruhigen. Doch sie scheint damit noch nicht zufrieden zu sein.
„Mom alles gut. Ich bin doch jetzt hier", lache ich verhalten und gebe ihr einen leichten Kuss auf die Wange, vielleicht versteht sie so, dass es mir gut geht.
„Ich möchte doch nur Bescheid wissen", brummt sie und ist leicht sauer auf mich. Sie macht sich viel zu schnell Sorgen.
„Ich sag dir auf jeden Fall Bescheid, wenn ich schwanger bin", grinse ich sie frech an und gehe erstmal in die Küche, um einen Blick in den Kühlschrank zu werfen, vielleicht ist ja etwas leckere drin. Das hat sich auch richtig zur Gewohnheit entwickelt, wenn ich da nicht langsam einen Riegel vorschiebe, werde ich noch fett. Gut möglich, dass mich Leo dann auch nicht mehr will, obwohl er nicht so oberflächlich ist. Dennoch, das muss aufhören.„Das erwarte ich doch. Will doch wissen, wann ich Oma werde. Und wann lernen wir deine Freundin kennen?" Da strahlt sie mich an, als hätte ich gesagt, dass sie einen Wellness-Gutschein bekommt.
„Welche Freundin? Weißt du mehr als ich?", ärgere ich sie leicht, denn sie sollte eigentlich wissen, dass ich keine habe, die wäre nämlich schon ein paar Mal hier gewesen. Außerdem habe ich ja Leo und der ist besser als eine Freundin. Mom legt grübelnd die Hand an ihr Kinn und scheint wirklich zu überlegen.
„Wie war der Name gleich? Ähh, war das Kelsey?" Selbstsicher, dass die Antwort richtig ist, schaut sie mich an und gibt mir einen Löffel, damit ich die Kiwi, welche ich aus der Obstschale gefischt habe, essen kann.
„Da kann ich mir doch auch den Mund fusselig quatschen. Wir lernen nur zusammen. Mehr nicht. Wird auch nicht mehr", seufze ich, während ich mich kurz an den Küchentisch setze, um nicht alles mit dem Saft der Kiwi voll zu kleckern.
„Das sagst du doch jetzt nur, damit ich ruhig bin. Lexi ist schließlich auch ‚nur' die Mitbewohnerin." Mit hochgezogenen Augenbrauen blinzelt sie mich provokant an.Da hat Cal aber auch den Vogel abgeschossen. Es hat ihm jedenfalls keiner abgekauft, das Lexi nur die Mitbewohnerin ist. Da er keine Miete zahlt, weil er die Wohnung gekauft hat und er braucht definitiv niemanden der sich an den Kosten beteiligt, das hat er davor ja auch wunderbar alleine hinbekommen. Ende vom Lied, die zwei sind jetzt seit über einem halben Jahr zusammen. Wenn nicht sogar noch länger. So viel also dazu.
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One Day There Was You
General FictionTrevor ist mit seinem Leben nicht zufrieden. Es ist langweilig. Er hat keine Freundin. Und es macht auch nicht den Anschein, als würde er in naher Zukunft eine haben. Dafür hat er schon zu lange nichts mehr gefühlt, was Liebe nah kommen könnte. Eige...